RSN-Frauen-Rangliste, Platz 4: Christine Majerus

Künftig auch bei der Flandern-Rundfahrt vorne landen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Künftig auch bei der Flandern-Rundfahrt vorne landen"
Christine Majerus (Sengers Ladies) | Foto: ROTH

30.12.2013  |  (rsn) - In einem kleinen Land wie Luxemburg den Meistertitel zu erringen, muss nicht automatisch bedeuten, auch weltweit zu den Top-Fahrerinnen zu gehören. Doch bei Christine Majerus (Sengers Ladies) ist das definitiv der Fall.

Die ehemalige Leichtathletin fuhr in der vergangenen Saison ein Spitzenergebnis nach dem anderen ein und ist auch auf den Titel in ihrer Heimat sehr stolz. „Das Meistertrikot sollte nicht zur Routine werden“, sagte Majerus. „Jedes Rennen muss erstmal gewonnen werden, und oft sind diese Rennen taktisch gesehen recht schwer einzuschätzen.“

Außerhalb von Luxemburg fuhr die 26-Jährige zwischen ihrem sechsten Platz bei der Classica Cita di Padova im März und Platz 14 beim GP Plouay Ende August nicht weniger als 14 Top-Ten-Resultate bei UCI-Rennen ein. „Ich bin eine Allrounderin mit gutem Finish und kann über die ganze Saison sehr regelmäßig meine Leistung bringen“, so Majerus deshalb zu Recht gegenüber radsport-news.com.

„Das Highlight war sicher mein Sieg in Bochum. Ich mag dieses Rennen besonders - schön, dass es nächstes Jahr zum Weltcup gehört“, blickte Majerus zurück auf den Sparkassen Giro. Beim wichtigsten deutschen Eintagesrennen setzte sie sich vor ihrer Teamkollegin Maaike Polspoel und Argos-Shimano-Sprint-Ass Kirsten Wild durch, was auch ihre Einschätzung in Sachen „gutes Finish“ bestätigt.

Majerus, die in Paris einen Master-Abschluss in Sportwissenschaften erworben hat, weiß, was sie kann - und dazu gehören bislang weder Einzelzeitfahren noch schwere Berge. „Vor allem an meiner Zeitfahrfähigkeiten will ich arbeiten, um vielleicht auch mal bei einer Rundfahrt vorne mitzumischen“, erklärte sie.

Auch ohne große Kletterfähigkeiten eroberte Majerus bei der Thüringen-Rundfahrt das Bergtrikot. Dass neben dem Sieg von Bochum auch dieser Erfolg auf deutschem Boden eingefahren wurde, ist für sie aber „eher Zufall. Ich war im Juli und August einfach wirklich gut in Form und konnte das in Thüringen und Bochum gut umsetzen.“

Majerus, die nach ihrer jugendlichen Leichtathletik-Laufbahn auch Duathlon und Triathlon betrieb, dann aber verletzungsbedingt die Laufschuhe an den Nagel hängen musste und so zum Straßenradsport kam, betonte aber auch, dass nicht nur ihre Resultate zählen.

„Man darf nicht die Helferdienste vergessen, die ich während des Jahres verrichtet habe“, sagte sie und hob neben ihrem Sieg in Bochum auch ein Mannschaftszeitfahren als zweites Highlight des Jahres hervor: „Der vierte Platz im Weltcup-Teamzeitfahren von Schweden war eine tolle Erfahrung, gerade weil wir uns das vorher nicht wirklich zugetraut hatten.“

Bei allem Lob für ihre Leistungen darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Luxemburgerin gegenüber vielen ihrer Kolleginnen einen großen Vorteil hat. Während die meisten „Profi-Frauen“ neben dem Radsport auch noch einem normalen Beruf nachgehen, um sich ihr Leben zu finanzieren, kann Majerus sich auf den Sport konzentrieren.

Sie absolvierte nämlich im Jahr 2012 die Grundausbildung bei der Armee und ist seitdem freigestellte Sportsoldatin, wird aber „normal" bezahlt. „Als Sportler eine solche Unterstützung zu haben macht viele Sachen viel einfacher. Dafür bin ich dementsprechend auch sehr dankbar", fügte sie an.

Nach dem Weltcuprennen in Plouay am 31. August endete die Saison - abgesehen von der WM in Florenz  - für Majerus recht abrupt. Ihr Sengers-Team setzte sie im September nicht mehr ein, weil Majerus sich für zu einem Wechsel zum belgischen Konkurrenz-Rennstall Boels-Dolmans entschieden hatte. „Die Entscheidung war ärgerlich und unverständlich. Dem Team war es nämlich seit Schweden (Mitte August, also vor Plouay, d. Red.) bekannt, dass ich wechseln würde“, kritiserte Majerus das Sengers-Management.

Dass die Entscheidung zugunsten von Boels-Dolmans mitten in der Saison fiel, hatte ganz pragmatische Gründe, die in einer Welt von Einjahresverträgen gut zu verstehen sind: „Sie haben mir ihr ambitioniertes Projekt sehr früh vorgestellt, und außerdem war die Zukunft von Sengers recht ungewiss. Mit Blick auf Olympia 2016 schien es mir die beste Entscheidung zu sein, dorthin zu gehen.“

Die Sponsoren, die auch die niederländische Boels Ladies Tour ermöglichen, sagten dem Team ihre Unterstützung für die kommenden drei Jahre zu. „Sie besitzen ein professionelles Umfeld, Top-Material, Sponsoren, die im Radsport sehr engagiert sind und vor allem eine sehr kompetitive Mannschaft“, so Majerus weiter. „Mein Ziel vor einigen Jahren war es, Mitglied einer der besten Mannschaften zu werden. Das ist mir mit diesem Wechsel gelungen.“

Die größte sportliche Enttäuschung stellte nach dem rennfreien September für Majerus das WM-Straßenrennen dar, das sie nicht beendete. „Meine Saison ist super gelaufen, und auch die Trainingswerte in der Woche vorher waren mehr als zufriedenstellend“, sagte sie. „In Florenz lief dann aber trotzdem alles schief, ohne dass ich dafür eine echte Erklärung hätte.“

Mit Boels-Dolmans will Majerus sich nächstes Jahr weiter verbessern und liebäugelt dabei vor allem mit der Flandern-Rundfahrt, die sie dieses Jahr auf Rang elf und 2012 als Achte beendete. „Ich liebe die Kopfsteinpflasterrennen und will bei der Flandern-Rundfahrt auch in Zukunft vorne mitfahren“, sagte sie. „Persönlich würde ich mich 2014 über den einen oder anderen Sieg freuen, aber in erster Linie geht es um den Erfolg des Teams.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.01.2014Zeitfahr-Ass auf dem Weg in die Weltspitze

(rsn) - Lisa Brennauer (Specialized-lululemon) war in der vergangenen Saison so stark wie nie zuvor und hat sich folgerichtig den Sieg in der radsport-news.com-Jahresrangliste mit großem Vorsprung

01.01.2014USA-Abenteuer brachte den Erfolg zurück

(rsn) - Claudia Häusler (Tibco) war nie weg vom Fenster. Die 28-Jährige fuhr auch in den vergangenen beiden Jahren starke Ergebnisse ein und zeigte gerade bei den schweren Rundfahrten mit nennensw

31.12.2013Trotz Schlüsselbeinbruchs doppelte Deutsche Meisterin

(rsn) - Eigentlich hätte die Saison 2013 für Trixi Worrack gar nicht besser beginnen können. Im Januar wurde sie erstmals Deutsche Meisterin im Cross, und auch auf der Straße fuhr sie in den ers

30.12.2013Mehr als nur eine gute Zeitfahrerin

(rsn) - Erst seit fünf Jahren sitzt Martina Ritter sportlich auf dem Rad, doch die Österreicherin feierte bereits beeindruckende Erfolge. In der vergangenen Saison wurde sie erstmals österreichis

29.12.2013Rebellin mit dem Weißen Kreuz auf der Brust

(rsn) - Wenn eine junge Schweizerin Lara Gut zum Vorbild hat, dann ist das auf den ersten Blick nichts Besonderes. Immerhin sieht die Skirennläuferin nicht nur gut aus, sondern sie zeigt auch große

29.12.2013Auf der Jagd nach dem Podestplatz

(rsn) - Daniela Gaß (Squadra Scappatella) bleibt gar nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Die 33-Jährige hat zwar noch keinen Vertrag unterschrieben, will dem Frauen-Peloton aber auch 2014 e

28.12.2013Bundesliga-Gesamtsiegerin hofft auf Anrufe vom BDR

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) belohnte Esther Fennel (Koga Ladies) am Ende der Saison 2013 mit einer Nominierung für die Straßen-Weltmeisterschaften in Florenz. Eine große Ehre, gera

28.12.2013Für die Abschiedstour zurück zu den Wurzeln

(rsn) - Schon nachdem sie im Sommer 2012 bereits zum dritten Mal die Teilnahme an den Olympischen Spielen knapp verpasst hatte beschäftigte sich Andrea Graus (Bigla) mit dem Gedanken ans Aufhören.

27.12.2013Erfolg durch Ausgeglichenheit

(rsn) - Deutsche Radprofis und das Team Argos-Shimano, das war eine Erfolgsgeschichte im Jahr 2013. Zumindest könnte man das meinen, wenn man Marcel Kittel und John Degenkolb, aber auch Elke Gebhar

27.12.2013Aus Minimal-Programm viel gemacht

(rsn) - Hanka Kupfernagel hat schon alles gewonnen, sie muss sich nicht mehr an Ergebnissen messen lassen. Die 39-Jährige geht ihrem Sport deshalb weiter nach, weil er ihr Spaß macht - und es sche

26.12.2013Falsche Teamwahl sorgte für ein Jahr zum Vergessen

(rsn) - Die Saison 2013 war für Charlotte Becker (Wiggle-Honda) eine zum Vergessen. Obwohl sich die 30-Jährige extra eine Bahn-Pause verschrieben hatte, um auf der Straße noch einmal voll durchzust

26.12.2013Späteinsteigerin schaffte es mit Improvisationskunst zur WM

(rsn) - In einem Alter, in dem die meisten Sportler ihre Karriere beenden oder bereits beendet haben, startet Jutta Stienen erst richtig durch. Die Schweizerin ist im August 41 Jahre alt geworden, h

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)