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21.07.2014 | (rsn) – Andriy Grivko befindet sich bei der 101. Tour de France auf einer doppelten Mission. Der Ukrainer will nicht nur seinem Kapitän Vincenzo Nibali zu dessen ersten Gesamtsieg verhelfen, sondern auch auf den gewaltsamen Konflikt in seinem Heimatland aufmerksam machen.
„Die russische Diktatur wird meinem Land implantiert, während ich auf den französischen Straßen in die Pedale trete“, sagte Grivko, der in der Toskana lebt und trainiert. „Ich fühle mich ein bisschen allein, wenn ich die Wahrheit ausspreche, aber es ist wichtig, dass ich hier bei der Tour bin, um eine Friedensbotschaft zu übermitteln“, so Grivko zur L'Equipe.
Der 30-Jährige stammt von der Krim, die von Russland de facto annektiert wurde. Grivkos Familie lebt noch immer in Simferopol. „Es fällt schwer, sich auf den Radsport zu konzentrieren, wenn du weißt, dass deine Familie noch dort ist“, sagte er. „Ich habe seit dem Start der Tour versucht, regelmäßig mit ihnen zu sprechen und dabei erfahren, dass meine Schwester sich gegen den russischen Pass wehrt, den sie allen Bewohnern aufzwingen wollen.“
Grivko wurde 2005 beim italienischen Domina Vacanze-Team Profi und fuhr von 2006 bis 2008 für den deutschen Milram-Rennstall. Nach einem Zwischenspiel bei ISD wechselte er 2010 zum kasachischen Astana-Team. Der Radsportverband der Krim gehört mittlerweile schon zum Russischen Radsportverband. Einige Fahrer, wie zum Beispiel Sergey Lakguti (Kolss), haben schon öffentlich angekündigt, dass sie künftig für Russland starten wollen. Es gibt aber auch Sportler wie Grivko oder Andrey Topchanyuk (Amore & Vita), die sich klar für die Ukraine positionieren.
Grivko hielt sich in den letzten Jahren öfter auf der Krim auf, etwa zu den Ukrainischen Meisterschaften, die 2013 in Feodosija ausgetragen wurden. Damals heiratete er dort auch seine ukrainische Frau.