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19.01.2015 | (rsn) – Auch in diesem Jahr startet die WorldTour wieder mit der Tour Down Under (20. – 25. Januar). Die sechstägige Rundfahrt durch das südliche Australien ist vor allem für die heimischen Fahrer einer der Saisonhöhepunkte, aber die internationalen Top-Stars wollen den Australiern bei der 17. Auflage deren Heimspiels die Blumen nicht kampflos überlassen.
Einen ausgewiesenen Favoriten auf den Gesamtsieg gibt es in Abwesenheit des verletzten Titelverteidigers Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) nicht. Fest steht allerdings, dass die Sprinter wie bereits in den vergangenen Jahren nichts mit dem Ausgang der Gesamtwertung zu tun haben werden. Gleich zwei Bergetappen werden die schnellen Männer vor unlösbare Aufgabe stellen.
Chancen auf das ockerfarbene Trikot des Spitzenreiters haben die Sprinter wohl nur auf der 1. Etappe, die über 132 leicht wellige Kilometer führt. In Campbelltown wird es wohl einen Massensprint geben und den könnte Marcel Kittel (Giant-Alpecin), Gewinner des Auftakt-Kriteriums in Adelaide, für sich entscheiden.
Doch sein Teamkollege Simon Geschke zeigte sich gegenüber radsport-news.com eher zurückhaltend, was Kittels Chancen anbelangt. „Die Etappen haben es ganz schön in sich. Wir werden deshalb nur am letzten Tag voll auf Massensprint setzen und probieren, das Rennen zu kontrollieren. Auf den anderen Etappen müssen wir sehen, wie Marcel über die Hügel kommt und dann im Finale entscheiden, was wir machen“, sagte der Freiburger zu den Aussichten seines Landsmanns auf der 1. Etappe.
Zu Kittels schärfsten Kontrahenten zählt der neue Australische Meister Heinrich Haussler (IAM), der im Kriterium zwar nur Fünfter wurde, aber damit durchaus zufrieden war und sich in guter Verfassung wähnt. „Das Team hat sehr gut gearbeitet und ich bin mit meiner Form zufrieden. Mein Gefühl war auch sehr gut“, sagte der IAM-Kapitän nach dem Auftakt am Sonntag.
Hausslers Ziel ist ein Etappensieg und um den zu erlangen, wird er nicht nur an Kittel vorbeikommen müssen, sondern sich auch gegen seine Landsleute Mark Renshaw (Etixx-QuickStep) und Chris Sutton (Sky), die Italiener Giacomo Nizzolo (Trek) und Roberto Ferrari (Lampre-Merida), den Spanier Juan José Lobato (Movistar) sowie die Niederländer Wouter Wippert (Drapac) und Barry Markus (LottoNL-Jumbo) durchsetzen müssen. Auch der Berliner Rüdiger Selig (Katusha), Siebter von Adelaide, hat im Sprint durchaus Chancen auf einen vorderen Platz.
Schon am zweiten Tag, wenn es nach Stirling geht, könnte das Finale für einige Sprinter zu schwer sein. Auf den letzten zehn Kilometern geht es stetig, wenn auch nicht wirklich steil bergauf. Hier könnten hügelfeste Sprinter wie der Belgier Gianni Meersman (Etixx-QuickStep) oder auch ein Klassementfahrer wie Geschke zum Zug kommen.
Die Kandidaten auf den Gesamtsieg müssen spätestens auf der 3. Etappe die Karten auf den Tisch legen. Das 143 Kilometer lange Teilstück geht in Paracombe mit einem zwar nur einem Kilometer langen, dafür aber zehn Prozent steilen Anstieg der 2. Kategorie zu Ende. Hier werden sich vor allem die Lokalmatadoren wie Richie Porte (Sky), Cadel Evans und Rohan Dennis (beide BMC), Michael Rogers (Tinkoff-Saxo), Cameron Meyer (Orica-GreenEdge/Gesamtsieger 2011) oder aber auch Adam Hansen (Lotto Soudal) zeigen.
Vor allem der Vorjahreszweite Evans wird bei seiner Down Under-Abschiedsstellung alles in die Waagschale werfen. „Ich will bei den Rennen immer um den Sieg mitfahren, dieses hier stellt keine Ausnahme dar“, sagte der mittlerweile knapp 38 Jahre alte Evans. „Er wird unglaublich gut sein“, sagte Mitfavorit Porte über seinen Landsmann und fügte zu seinen eigenen Ambitionen gegenüber cyclingnews.com an: „Ich möchte eine große Tour Down Under fahren.“
Doch die internationale Konkurrenz, die um den Tages- und damit auch um den Gesamtsieg mitfährt, ist nicht zu verachten. „Von Jahr zu Jahr kommen die Europäer motivierter und besser vorbereitet nach Australien“, wusste Evans zu berichten.
So werden der Spanier Luis Leon Sanchez (Astana), der Brite Geraint Thomas (Sky), der Belgier Thomas de Gendt (Lotto Soudal), der Kanadier Ryder Hesjedal (Cannondale- Garmin) oder aber der Portugiese Tiago Machado (Katusha) versuchen, sich ganz vorne zu platzieren. Das deutsche Giant-Alpecin-Team setzt auf Geschke und den Niederländer Tom Dumoulin – einer von beiden soll nach sechs Etappen ganz vorne landen.
Auf der leicht welligen 4. Etappe, die nach 144,5 Kilometern in Mount Baker endet, könnten wieder die Sprinter zum Zug kommen, sofern man auf den welligen Kilometern die Ausreißer wird stellen können. Der große Showdown im Kampf um den Gesamtsieg steht schließlich am vorletzten Tag der Rundfahrt an, wenn es auf den letzten 20 Kilometern zwei Mal den Willunga Hill (1. Kat.) hinaufgeht, das zweite Mal davon zur Bergankunft. Der drei Kilometer lange und im Schnitt sieben Prozent steile Anstieg wird letztlich darüber entscheiden, wer Nachfolger von Gerrans wird.
Denn am letzten Tag wird es in der Gesamtwertung keine Änderungen mehr geben. Auf dem 90 Kilometer langen Rundkurs von Adelaide werden nämlich wieder die Sprinter um den Tagessieg kämpfen. Das bedeutet, dass Kittel die Chance haben wird, seine Australien-Reise so zu beenden, wie er sie am vergangenen Sonntag begonnen hat – nämlich mit einem Sieg.
Die Etappen:
1. Etappe, 20. Januar: Tanunda – Campbelltown, 132,6 km
2. Etappe, 21. Januar: Unley – Stirling, 150,5 km
3. Etappe, 22. Januar: Norwood – Paracombe, 143,2 km
4. Etappe, 23. Januar: Glenelg - Mt Barker, 144,5 km
5. Etappe, 24. Januar: McLaren Vale - Willunga Hill, 151,5 km
6. Etappe, 25. Januar: Adelaide – Adelaide, 90 km
Die Teams: Ag2R La Mondiale, Astana, BMC, Etixx-QuickStep, FDJ, IAM, Lampre-Merida, Lotto Soudal, Movistar, Orica-GreenEdge, Team Cannondale-Garmin, Team Giant-Alpein, Team Katusha, Team Lotto NL-Jumbo, Tinkoff-Saxo, Trek, Drapac, UniSa Australia