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11.03.2015 | (rsn) – Michael Matthews (Orica-GreenEdge) ist in diesem Jahr zwar erst spät in die Saison gestartet, doch bei Paris-Nizza gelang dem Australier in seinem ersten vierten Renneinsatz gleich der erste Sieg. Nach einer brillanten Vorbereitung seiner Teamkollegen, die ihren Kapitän im anspruchsvollen Finale der 179 Kilometer langen 3. Etappe von Saint-Amand-Montrond nach Saint-Pourçain-sur-Sioule in den Schlepptau nahmen, hatte Matthews keine Mühe, in einem Sprint von der Spitze weg die beiden Italiener Davide Cimolai (Lampre-Merida) und Giacomo Nizzolo (Trek) auf die Plätze zu verweisen.
„Ich war mir vor dem Rennen nicht sicher, was mich bei Paris-Nizza erwarten würde, aber wir haben mit dem Team in Südafrika gut trainiert und haben viele starke Jungs mit hierher gebracht, die mit geholfen haben. Sie haben die schwere Arbeit verrichtet, mein Part war der einfachere“, kommentierte Matthews seinen überlegen herausgefahrenen Sieg.
Da der 24-Jährige vor dem heutigen Abschnitt nur neun Sekunden hinter dem Spitzenreiter Michal Kwiatkowski (Etixx-Quick-Step) lag, übernahm Matthews dank der Zeitbonifikation von zehn Sekunden das Gelbe Trikot vom Weltmeister aus Polen, der nun mit einer Sekunde Gesamtzweiter ist, gefolgt vom zeitgleichen Australier Rohan Dennis (BMC) sowie den beiden deutschen John Degenkolb (Giant-Alpecin/+0:03) und Tony Martin (Etixx-Quick-Step).
„Das Gelbe Trikot zu tragen ist unglaublich. Als ich zuhause aufgebrochen bin, hat mich meine Freundin gebeten, einen gelben Löwen mitzubringen, aber das Gelbe Trikot toppt das. Zudem ist das eine tolle Belohnung für das Team nach dem tollen Job, den es gemacht hat“, sagte Matthews, der sich mit einer Prognose zurückhielt. „Ich weiß nicht so recht, wie meine Form ist. Es könnte sein, dass ich Aufs und Abs habe. Morgen kommt eine schwere Etappe und ich kenne den Schlussanstieg nicht und er dürfte eher Simon Yates liegen. Aber ich werde dieses Trikot so lange wie möglich verteidigen.“
Das hätte sicherlich auch gerne Degenkolb getan. Doch der angesichts des Etappenprofils mit hohen Erwartungen ins Rennen gegangene Giant-Kapitän musste sich mit dem elften Platz begnügen, nachdem er im harten Positionskampf glücklos geblieben war. „Das war heute nichts Johns Tag“, bilanzierte Degenkolbs Sportliche Leiter Christian Guiberteau. „Einige kleine Fehler und einsschwerer Schlusskilometer sorgten dafür, dass wir zu weit hinten waren, um uns wirklich am Sprint zu beteiligen.“
Ähnliches galt für André Greipel (Lotto Soudal). Der Deutsche Meister, der die gestrige Etappe gewonnen hatte spielte heute keine Rolle und belegte Platz 94.
Dagegen lief für Matthews und Orica-GreenEdge alles nach Plan. Das australische Team übernahmen auf dem Schlusskilometer bei horrendem Tempo die Kontrolle im Feld, das kurz zuvor Paolo Tiralongo (Astana) sowie Romain Bardet und Jan Bakelants (beide Ag2R) wieder gestellt hatte, die auf den letzten zehn Kilometer eine späte Attacke gewagt hatten, aber nicht mehr als 15 Sekunden Vorsprung herausfahren konnte.
Gleich vier Orica-Fahrer jagten in Saint-Pourçain-sur-Sioule als erste das ansteigende Finale hinauf, ehe Matthews in der letzten Kurve seinen Sprint startete, dem auf der flacheren Zielpassage niemand etwas entgegenzusetzen hatte – auch nicht Alexander Kristoff (Katusha), dem nur der vierte Platz blieb, nachdem auch sein Team ebenso wie Giant-Alpecin und Lotto Soudal auf der 19,5 Kilometer langen Schlussrunde viel investiert hatte, um ein starkes Ausreißertrio einzufangen, das bei kuriosem Rennverlauf nach erst 75 gefahrenen Kilometern zusammengefunden hatte.
Ehe es dazu kam, hatte Philippe Gilbert (BMC) schon die erste von drei Bergwertungen des Tages für sich entscheiden. Der Belgier war nach neun Kilometern mit der ersten Attacke des tages weggekommen, hatte aber nur Unterstützung vom Franzosen Florian Vachon (Bretagne-Séché) erhalten, der als Aufpasser für seinen Teamkollegen Jonathan Hivert, den Träger des Bergtrikots, zu Gilbert aufschloss. Die Maßnahme sollte sich letztlich als erfolglos erweisen, denn der Belgier entschied auch die beiden folgenden Bergwertungen für sich und sicherte sich damit das Weiß-Rot gepunktete Trikot des besten Kletterers der Fernfahrt.
„Das ist nicht mein erstes Bergtrikot“, sagte der 32-Jährige im Ziel, wo er sich aber keine allzu großen Hoffnungen darauf machte, es bis nach Nizza tragen zu können. „Es ist schön, dass ich es an diesem Tag bekommen habe. Aber es wird sehr schwer zu verteidigen sein, und ich glaube nicht, dass ich morgen in eine Gruppe gehen werde“, so Gilbert, der von einem „sehr seltsamen Rennen“ sprach, das noch vor der zweiten Bergwertung neu zu beginnen schien. Denn hier waren Gilbert und Vachon fast schon wieder gestellt, doch letztlich gelang es nur dem Franzosen Thomas Voeckler (Europcar), zur kleinen Spitzengruppe aufzuschließen, wogegen im Feld das Tempo wieder verlangsamt wurde.
Gilbert packte die Gelegenheit beim Schopfe, überquerte als Erster sowohl die Côte de la Croix du Chene als auch die Côte de Vicq nach 117 Kilometern, wodurch er in der Bergwertung auf nunmehr 15 Zähler kommt, neun mehr als der zweitplatzierte Hivert. Auf den letzten 50 Kilometern zogen die Sprinterteams das Tempo wieder an und eingangs der Schlussrunde betrug der Rückstand nur noch rund 40 Sekunden. Kurz darauf nahm Gilbert die Beine hoch, kurz verschwanden auch Vachon und Voeckler wieder im Feld.
Zehn Kilometer vor dem Ziel nutzte zunächst Tiralongo einen kleinen Anstieg, um sich abzusetzen. Dem erfahrenen Italiener folgte das Ag2R-Duo Bardet und Bakelants. Doch auch, wenn die drei mächtig aufs Tempo drückten, ließen sich die Sprinterteams nicht abschütteln und starteten eine erfolgreiche Aufholjagd.