Interview mit dem Stölting-Sportdirektor

Hahn: "Frankfurt war ein Spiegelbild unserer Saison"

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Hahn:
Stölting-Sportdirektor Jochen Hahn | Foto: Cor Vos

03.05.2016  |  (rsn) - Die ersten Monate in der zweiten Liga gestalteten sich für das deutsche Team Stölting schwieriger als erwartet. Im Interview mit radsport-news.com nannte Sportdirektor Jochen Hahn die Gründe für die bisher durchwachsene Bilanz des Gelsenkirchener Rennstalls, der noch auf seinen ersten Saisonsieg wartet.

Die Frühjahrssaison liegt hinter Ihnen und Ihrem Team. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Hahn: Den Umständen entsprechend lief es ganz ordentlich. Mit der Ergebnis-Ausbeute können wir nicht wirklich zufrieden sein, aber all unsere Top-Fahrer haben praktisch seit der Oman-Rundfahrt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Der einzige, der eigentlich nicht krank war, war Fabian Wegmann. Aber er hatte dann beim Pfeil von Brabant und dem Flèche Wallonne Pech - einmal mit Defekt, dann mit einem Sturz.

Ist so gesehen das Rennen in Frankfurt ein Spiegelbild der bisherigen Saison?

Hahn: Auf jeden Fall. Uns ist kurzfristig mit Gerald Ciolek der Sprinter ausgefallen. Auch Linus Gerdemann war angeschlagen, Sven Reutter musste nach Sturz aufgeben. Wir haben alles probiert und mit dem zehnten Platz von Fabian noch das Optimale herausgeholt.

Im Rennkalender haben sich im Frühjahr doch einige Lücken aufgetan, dafür ist Stölting bei einigen kleinen 2.2-Rundfahrten angetreten. Sind Sie dennoch zufrieden?

Hahn: Wir hätten uns auch einen anderen Rennkalender gewünscht. Aber es gibt in diesem Jahr deutlich mehr PKT-Teams (ProContinental-Teams, d. Red.) als noch 2015. Das verschärft den Kampf um die Plätze natürlich. Dazu gibt es in Europa immer weniger Rundfahrten, dafür mehr Eintagesrennen. Die 2.2-Rundfahrten haben wir dann auch für unsere jungen Fahrer ins Programm genommen, wir wollten sie nicht überfordern.

Auffällig ist, dass Ihr Team bisher nur eine Wildcard zu WorldTour-Rennen erhalten hat. Sind Sie darüber enttäuscht?

Hahn: Natürlich wären wir gerne das eine oder andere WorldTour-Rennen gefahren. So waren wir etwas traurig, dass wir in den Ardennen nur zum Flèche Wallonne eingeladen wurden, gerade das Amstel Gold Race wäre ein Ziel für uns gewesen. Und natürlich Mailand-San Remo mit Gerald als Ex-Sieger. Aber es hätte für unser Team dann auch keinen Sinn gemacht, beispielsweise bei der Katalonien-Rundfahrt zu starten, da wir zu dieser Phase sehr viele kranke und verletzte Fahrer hatten. Natürlich ist es schön, bei WorldTour-Rennen am Start zu stehen. Aber wenn parallel zu einem WorldTour-Eintagesrennen eine schöne Rundfahrt einer unteren Kategorie läuft, dann ist es für die Entwicklung der Fahrer nicht verkehrt, wenn sie die Rundfahrt bestreiten, denn dort können sie sich noch besser weiter entwickeln.

Für welches WorldTour-Rennen erhoffen Sie sich 2016 noch eine Einladung?

Hahn: Wir haben uns für einen Start in Hamburg bei den Cyclassics beworben.

Mit Gerald Ciolek und Michael Carbel verfügt das Team nur über zwei Sprinter. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, wenn das Management noch einen weiteren schnellen Mann als Ergebnislieferanten geholt hätte?

Hahn: Natürlich wäre das gut gewesen. Aber zum einen hatten wir nicht mehr den Spielraum, um noch personell nachzulegen. Dazu kam das Pech, das Gerald wie viele andere auch häufig krank war. Das gleiche gilt für Carbel.

Sind Sie mit der Entwicklung der jungen Fahrer zufrieden?

Hahn: Mads Pedersen, der Gent-Wevelgem der U23 gewonnen hat, hat sich sehr gut entwickelt. Gleiches gilt für Jonas Tenbrock, der deutlich mehr Rennen gefahren ist als eigentlich gedacht, weil er immer wieder einspringen musste. Auch bei Lennard Kämna läuft es gut, auch wenn er immer wieder durch Erkältungen zurückgeworfen wurde. Sven Reutter steckt gerade im Abitur, da hatte er natürlich einige Rennausfälle, aber auch bei ihm ist alles im Grünen Bereich.

Welche Rennen stehen in den kommenden Wochen an?

Hahn: Eine Fraktion wird bei den Vier Tagen von Dünkirchen starten. Leider fehlt uns Gerald Ciolek auch dort. Das wirft all unsere Pläne über den Haufen, ihm hätte das Rennen gelegen. Jetzt hoffen wir, dass Linus Gerdemann wieder einigermaßen fit sein wird. Eine zweite Fraktion wird in Luxemburg beim Flèche du Sud starten. Dort sind wir eines von zwei PKT-Teams, das heißt, wir werden dort in der Verantwortung stehen. Das ist auch gut für die Jungs, solche Situation zu üben. Wir haben zudem Rasmus Guldhammer und Lennard Kämna dabei und wollen etwas Zählbares aus Luxemburg mitnehmen.

Mit Nils Politt ist einer Ihrer Ex-Schützlinge in diesem Frühjahr bei Katusha durchgestartet. Hat Sie seine Entwicklung überrascht?

Hahn: Nein, überhaupt nicht. Nils hat ja schon in den drei Jahren bei uns immer wieder sein Können gezeigt. Nur hatten wir für ihn leider wenige klassische Rennen im Programm, die ihm ja besonders liegen. Dazu hat er mit Katusha auch das richtige Team gefunden, dort passt er perfekt in die Klassikerfraktion und hat mit Torsten Schmidt, der ja auch in seiner Nähe wohnt, einen guten Sportlichen Leiter.

Erfüllt Sie es mit Stolz, dass viele Ihrer Ex-Fahrer den Sprung zu den Profis geschafft haben  - oder sehen Sie es nicht auch mit einem weinenden Auge, dass "Ihre" Jungs nicht für Stölting Erfolge feiern?

Hahn: Da überwiegt ganz klar der Stolz. Neben Nils fahren ja auch Phil Bauhaus und Silvio Herklotz bei den Profis, dazu auch Max Walscheid, dem ich bei Giant-Alpecin noch viel zutraue. Die Jungs haben alle die richtige Entscheidung getroffen. Gerade die, die uns letzte Saison verlassen haben, haben es richtig gemacht, denn bei uns war die Zukunft ja lange Zeit unklar.

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