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19.07.2016 | (rsn) - Zwei Tage können einiges verändern. Während Bauke Mollema (Trek-Segafredo) nach der 15. Etappe und der dominanten Fahrweise des Teams Sky resignierte und auf die Frage nach einem möglichen Tour-Sieg mit "Nein, das wird wirklich schwer" antwortete, scheint der Niederländer am zweiten Ruhetag der Tour de France in Bern neuen Mut geschöpft zu haben. Bei der Pressekonferenz seines Teams in der US-amerikanischen Botschaft beantwortete Mollema die Fragen zu seinen Chancen zwar defensiv, sprach aber auch von Hoffnung.
Schwächen habe er bei Chris Froome zwar bislang nicht wirklich erkennen können. "Er sieht sehr stark aus. Er attackiert in der Abfahrt, im Wind - er fährt aggressiv und versucht überall Zeit herauszuholen", so Mollema. "Aber in den letzten Jahren hatte er in der letzten Woche immer einen schlechten Tag, wo er etwas Zeit verloren hat. Das kann auch diesmal wieder passieren."
Froome verlor bei seinen Tour-Siegen 2013 und 2015 jeweils rund zwei Minuten in der Schlusswoche gegen Nairo Quintana (Movistar). Und Mollema startet mit 1:47 Minuten Rückstand in die vier schweren, entscheidenden Bergetappen in den Alpen. Der Niederländer hat die letzten Anstiege der kommenden vier Alpenetappen im Vorfeld inspiziert und will keine der Etappen als am wichtigsten hervorheben. "Der Schlussanstieg morgen ist sehr schwer und steil. Das Zeitfahren ist speziell, weil es kein reines Bergzeitfahren ist, sondern auch flache Teile und eine kurze Abfahrt beinhaltet. Und die letzten zwei Etappen sind sehr kurz. Gerade deshalb wird es dort einen großen Krieg bis zum Ende geben", sagte er. "Man braucht an allen vier Tagen sehr gute Beine, weil man überall verlieren kann."
Vor drei Jahren ging Mollema schon einmal als Gesamtzweiter hinter Froome in die Schlusswoche, rutschte dann aber noch bis auf Rang sechs ab. Das soll diesmal nicht passieren. "2013 hatte ich in der letzten Woche Probleme, wurde etwas krank. Aber letztes Jahr hatte ich eine gute letzte Woche. Darauf kann man aufbauen", meinte er mit Blick auf die Schlusswoche 2015, in der er von Rang neun auf Rang sieben vorrückte.
Und wenn man Mollema in den letzten Tagen beobachtete, deutet auch nichts darauf hin, dass er diesmal einbricht. "Ich bin erfahrener, auch was die Dinge außen herum angeht. Aber ich denke, auch mein eigenes Level ist besser. Damals fuhr ich eine gute Bergetappe in den Pyrenäen und hatte den Tag mit der Windkante", erinnert er sich an 2013 und speziell die Flachetappe von Saint-Amand-Montrond. "Aber die anderen Bergetappen waren damals nicht so gut. Diesmal ist das anders. Ich bin in der Form meines Lebens."
Mollema fuhr am Berg bislang so stark wie kein anderer Herausforderer von Froome. Einzig Richie Porte (BMC) konnte am Mont Ventoux ebenfalls mitgehen als Froome und Mollema ernst machten. Der Niederländer ist daher der größte Herausforderer von Froome und will attackieren, wenn Froome tatsächlich in Probleme gerät. Gleichzeitig aber muss er sich auch gegen die Konkurrenz verteidigen. Denn, und das wird taktisch in den nächsten Tagen eine große Rolle spielen: Ein Podestplatz, oder sogar Rang zwei bei der Tour de France, das wäre Mollemas bislang größter Erfolg in seiner Karriere - etwas, was er nicht einfach so aufs Spiel setzen wird, um mit der Brechstange zu versuchen, einen unantastbar wirkenden Froome zu attackieren.