Einsteiger, alte Hasen, GCC-Fans, Lizenzfahrer, Amateure, "Profi"-Fahrer

"Professionalisierung" im Jdm-Radsport: Ihre Meinungen, Teil 2

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "
| Foto: Merkur Cycling

13.10.2016  |  Gestern hatten wir den ersten Teil Ihrer Meinungen zur "Professionalisierung" im Jedermann-Radsport, dessen Zukunft, und der Begründung der "Velotour"-Veranstalter zum Ausstieg aus dem German Cycling Cup veröffentlicht (siehe Link hier unten).

Auch darauf gab's wieder etliche Reaktionen, die wir Ihnen, zusammen mit einem zweiten Ausschnitt aus Ihren Emails zum Thema, auf keinen Fall vorenthalten möchten - auch auf die Gefahr hin, dass sich die Debatte weiter hinzieht;-)
Also: Ihre Meinungen, Teil 2

Ich fahre seit 2013 mit Begeisterung in der GCC-Serie. Die Rennen sind super organisiert, bieten tolle Stecken, und die Konkurrenz ist sehr groß. Wer hier vorne mitfährt, kann echt stolz sein. Allen Fahrern, die es in ihrer Freizeit schaffen, so zu trainieren, dass sie vorne mitmischen, gebührt mein Respekt. Und die Veranstalter sollen eigentlich froh sein, dass diese Teams ihre Veranstaltungen aufwerten. (...)
Genauso sollen aber auch die Hobbyfahrer, die nicht so viel Zeit fürs Radfahren investieren, ihren Spaß haben. Es allen Teilnehmern recht zu machen, sollten die Veranstalter als Herausforderung sehen.
Christoph Reckers, Team Paintrain

Die Zeit-Limits auf den Strecken orientieren sich immer mehr an den "Profis" - und ich hetze hinterher. Die ersten 100 Plätze sind für einen "echten Jedermann" eigentlich unmöglich zu erreichen. (...) Zudem habe ich das Gefühl, dass sich daran alles orientiert, und für den Rest "nix mehr da" ist, zB im Zielbereich. Wenn ich nach 200 km ins Ziel komme, so 2 - 3 h nach dem Sieger, wird oft schon abgebaut. Das ist schade.
Andi Roger

Leider wird es für uns als Radsport-Verein immer schwieriger, die Interessen unserer Mitglieder, und den damit einhergehenden Konflikt zwischen Lizenz- und Jedermann-Sport zu meistern. Insbesondere die steigende Konkurrenz der großen Teams in der GCC- und Jedermann-Szene macht es für uns zunehmend problematisch, neue Vereinsmitglieder, und somit potentielle BDR-Lizenz-Fahrer zu gewinnen. (...)
Dennoch sehen wir den Jedermann-Radsport, und ganz besonders die GCC-Serie als grosse Chance für den Radsport in Deutschland - erst Recht im Hinblick auf den Tour-Start in Deutschland 2017. (...)
Meine Frage: Warum finden im Rahmen der Jedermann-Events nicht mehr Lizenz-Rennen statt - wie beim A-/ B-Rennen beim Münsterland-Giro erfolgreich praktiziert. Die Rennen der Rad-Bundesliga/ U23-Serie könnten ebenfalls im Rahmen der GCC-Serie ausgetragen werden. Statt ein Dasein auf 1-km-Rundkursen am Sonntagmorgen in verlassenen Industriegebieten zu fristen, wäre der GCC und die landschaftlich und sportlich reizvollen Kurse auch für die Lizenzfahrer eine interessante Alternative.
Das würde vielleicht auch die grossen GCC-Teams und deren Sponsoren animieren, sich stärker im Vereins- und Lizenz-Radsport zu engagieren. (...) Also: eine reine Jedermann-Renn-Serie für Fahrer ohne Lizenz, und eine parallel stattfindende bundesweite KT-/ A- /B- /C- Lizenz-Rennserie!
Zeljko Glisin, Team ME - Ihr Bäcker Schüren

Wenn man unter "Professionalisierung" Training nach Plan, Leistungsmesser, Trainingslager etc. versteht, dann begrüße ich das durchaus, und es steht jedem frei, dieses zu tun. Was ich erlebe, ist was anderes: Es treten Teams an, die durch ihr Verhalten Unfairness in den Wettkampf bringen. Das geht bei der Startaufstellung los, wo Einzel-Starter durch die "Rudelbildung" der Teams verdrängt werden. (...)
Auf der Strecke fahren Begleitfahrzeuge im Feld, um Team-Fahrer zu verpflegen, oder mit Jacken etc zu versorgen; Verbote der Veranstalter interessieren wenig, und Verstöße werden selten geahndet. Team-Helfer an der Strecke sorgten schon für böse Unfälle. (...) Wenn alle Teilnehmer eines Jedermann-Rennens die gleichen Bedingungen hätten, wäre schon viel geholfen.
Olaf Schulze

Es ist mir seit Jahren ein Dorn im Auge, dass "professionalisierte" Teams und Fahrer letztlich die GCC-Rennen verfälschen. Ich denke, für diese Fahrer könnte die Bundesliga mit ihren verschiedenen Klassen das richtige Terrain sein. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass GCC-Rennen oft eine spannendere, abwechslungsreichere Topographie haben als viele "klassische" Kriterien. (...) Ich habe großem Respekt vor der Leistung der "professionalisierten" Fahrer, wünschen mir für die Zukunft aber, dass sie uns Jedermänner unter uns fahren lassen, und sich mit ihresgleichen messen - in der Bundesliga.
Fabian Fischer

In jedem Rennen der GCC-Serie findet ein Wettbewerb im Wettbewerb statt, durch Leistungssportler, die im A-/B-Lizenz-Bereich fahren könnten. Es wäre fairer, wenn die semi-professionell aufgestellten Teams ihre eigene Rennserie veranstalten. (...) Ich komme mir schon komisch vor, wenn ich mich mit meinen mühsam neben Familie und Beruf zusammengeklaubten zehn Wochenstunden Training mit Spitzen-Amateuren "messen" muss. Da wächst nicht zusammen, was nicht zusammengehört...
Andree Slickers

Ich kenne einige A-Amateure, die statt eine Lizenz zu lösen, lieber als Jederman-"Profi" unterwegs sind. Und Firmen-Chefs, die sich als Hobby Jedermann-Teams halten, sponsern selten auch noch Jugendliche. So wird die Nachwuchsarbeit in den Vereinen geschädigt. (...) Die BDR-Führung hätte sich frühzeitig überlegen müssen, wie man die breite Masse in die Vereine bekommt. Aufgabe eines Verbands ist doch, den Vereinssport attraktiv zu machen. Hier scheitert der BDR leider - und organisiert lieber Jedermann-Meisterschaften für Nicht-Mitglieder.
Tom, Mitglied in einem Radsport-Verein

Leider ist viel Un- und Halbwissen im Spiel, wenn über die Top-Teams im GCC diskutiert wird. Alle Fahrer bei Bürstner, Merkur, Strassacker und Co. betreiben Radsport als leidenschaftliches Hobby - neben Beruf, Studium oder Ausbildung. Für den Erfolg investieren sie neben einem Fulltime-Job einen großen Teil ihrer Freizeit für den Radsport. (...) Die Teams bieten dafür eine gute Plattform - als Interessensgemeinschaften für ambitionierte Sportler, die sich so gegenseitig motivieren. Zweitens weil die Teams dank vieler Sponsoren in der Tat gute Bedingungen bieten. (...) Das generiert naturgemäß Neider - was vielleicht auch ein Teil der Erklärung für diese Diskussion ist.
Joscha Weber, Sport-Redakteur Deutsche Welle, Fahrer im Team Strassacker

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