RSNplusFahrer des Monats Juni

Bei der Belgien-Rundfahrt hielt Schmid dem Druck stand

Von Christoph Adamietz

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Mauto Schmid (Quick-Step Alpha Vinyl) im Blauen Trikot der Belgien-Rundfahrt | Foto: Cor Vos

05.07.2022  |  (rsn) – Hinter Mauro Schmid (Quick-Step Alpha Vinyl) liegt ein arbeitsreicher Monat. Nach einer turbulenten Schlussetappe feierte der Schweizer seinen ersten Rundfahrtsieg bei den Profis und sammelte so auch im RSN-Ranking im Juni die meisten Punkte aller Fahrer. Bei den Schweizer Meisterschaften hingegen verpasste Schmid sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen die anvisierten Meistertitel.

Dennoch überwog beim 22-Jährigen eindeutig die Freude. “Ich bin grundsätzlich mit dem Monat Juni sehr zufrieden. Ich hatte nach dem Giro einige Tages etwas Erholung und danach war ich motiviert für die nächsten Rennen“, erklärte Schmid gegenüber radsport-news.com.

___STEADY_PAYWALL___ Schon vor dem Start der Belgien-Rundfahrt hatte er sich aufgrund seiner Form und dem Streckenprofil der einiges ausgerechnet. "Ich wusste, dass mir die zwei härteren Etappen und das Einzelzeitfahren liegen“, berichtete der Quick-Step-Profi, für den der Gesamtsieg letztlich aber doch “ein wenig überraschend“ kam.

Hart umkämpfte letzte Bonussprints

Den Grundstein dazu legte der Eidgenosse im hügeligen Finale der vorletzten Etappe, als er seinen schärfsten Kontrahenten Tim Wellens (Lotto Soudal) distanzierte und hinter Quinten Hermans (Intermarché Wanty Gobert) als Zweiter über den Zielstrich jagte. "Da habe ich mich super gefühlt. Leider wurde ich nur Etappenzweiter, aber es hat immerhin für das Führungstrikot gereicht“, so Schmid.

Auf der vorletzten Etappe der Belgien-Rundfahrt musste Mauro Schmid (Quick-Step Alpha Vinyl, li.) sich noch mit Rang zwei begnügen. | Foto: Cor Vos

Die alles entscheidende letzte Etappe nahmen Schmid und Wellens praktisch zeitgleich in Angriff. Der Schweizer trug aufgrund seiner minimal besseren Zeit aus dem Einzelzeitfahren allerdings das Leadertrikot. Aufgrund dieser Konstellation war zu erwarten, dass die Entscheidung um den Gesamtsieg an den drei Bonussprints des Goldenen Kilometers fallen würde. Hier waren sieben Kilometer vor dem Ziel maximal neun Sekunden Zeitgutschrift zu holen.

"Es war schon ein wenig Druck da. Wir wollten das Rennen natürlich gewinnen und wir wussten, dass es nicht einfach werden würde. Ich wusste allerdings auch, dass ich einen guten Sprint haben würde“, kommentierte Schmid die entscheidende Passage.

“Meiner Meinung nach hat Yves nichts falsch gemacht

Beim ersten Zwischensprint geriet er allerdings ins Hintertreffen. Während Wellens sich die drei Sekunden sicherte, ging Schmid leer aus, so dass der Belgier neuer virtueller Spitzenreiter war. "Da habe ich 800 Meter vor dem Ziel an einem Kreisverkehr leider etwas den Anschluss verloren“, erklärte Schmid, der schließlich an den folgenden beiden Sprints mit Hilfe seines Teamkollegen Michael Morkov zurückschlug und sich ebenfalls drei Sekunden an Bonifikation sicherte, wogegen Wellens leer ausging. Somit lagen beide wieder gleichauf und Schmid hatte immer noch den Vorteil des besseren Hundertstelwertes. Dennoch habe er im Ziel zunächst nicht gewusst, ob er wirklich gewonnen hatte.

Nichts mitbekommen hatte Schmid zuvor vom unfairen Einsatz seines Teamkollegen Yves Lampaert, der bei den letzten beiden Zwischensprints Wellens blockierte, so dass der nicht mehr in die Sprints eingreifen konnte. "Ich war nur auf mich und meinen Sprint konzentriert“, sagte Schmid, der auch nach Ansicht der TV-Bilder kein Fehlverhalten seines später disqualifizierten Teamkollegen erkennen konnte.

"Meiner Meinung nach hat Yves nichts falsch gemacht. Wellens hat zuerst seinen Ellenbogen ausgefahren und dann hat Yves auch keinen Platz mehr gemacht. Meiner Meinung nach war es ein fairer Sprint, es war alles noch im Rahmen. Wenn so etwas im Schlusssprint passiert, gibt man seinen Platz ja auch nicht einfach so her“, sagte Schmid, der aber Wellens‘ Frust nachvollziehen konnte. "Ich verstehe seine Sicht ein wenig, er wollte das Rennen ja auch gewinnen“, fügte er an.

Nach dem Schlusstag stand der Schweizer aber ganz oben auf dem Podium und feierte den ersten Rundfahrtsieg seiner Karriere. | Foto: Cor Vos

Mit dem Gesamtsieg im Gepäck ging es zu den Schweizer Straßenmeisterschaften, wo Schmid in Abwesenheit von Stefan Küng, Stefan Bissegger und Marc Hirschi sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen als Favorit galt.

Bei den Schweizer Meisterschaften lief es nicht wie erhofft

Im 38 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr musste er sich dann aber überraschend Joels Suter (UAE Team Emirates) geschlagen geben. "Da hatte ich mir schon etwas mehr vorgenommen. Ich denke, ich hatte eine gute Chance, das Trikot zu holen, konnte an diesem Tag aber nicht ganz meine Leistung abrufen“, so Schmid, der sein Rennen etwas zu schnell angegangen war und dann Mühe hatte, das Tempo bis ins Ziel durchzuhalten. "Bei so langen Zeitfahren fehlt mir noch etwas die Erfahrung. Im ersten Moment war ich enttäuscht, aber ich denke, ich habe das Potenzial, um in der Zukunft (im Kampf um Siege) gegen Küng und Bissegger ein Wörtchen mitzureden“, fügte er selbstbewusst an.

Auch im Straßenrennen hatte sich Schmid deutlich mehr vorgenommen als Rang vier. "Viele haben auf mich geschaut. Da war es fast unmöglich wegzufahren“, erklärte er. So ging früh eine fünf Fahrer starke Spitzengruppe, die sich einen Vorsprung von über fünf Minuten herausfahren konnte. Und da fast alle Schweizer WorldTour-Profis als Einzelstarter gestartet waren, herrschte unter ihnen keine Einigkeit über die Nachführarbeit. Schließlich ging sich Schmid 40 Kilometer vor dem Ziel gemeinsam mit Simon Pellaud (Trek-Segafredo) in die Offensive .

Danach schüttelte Schmid seinen Begleiter ab und reduzierte seinen Rückstand gegenüber den Ausreißern um mehr als drei Minuten. Doch die mittlerweile auf drei Fahrer reduzierte der Spitzengruppe um den späteren Sieger Robin Froidevaux (Tudor) erreichte Schmid nicht mehr.

Nach den Schweizer Meisterschaften legte er eine mehrtägige Pause ein, ehe er in sein Höhentrainingslager aufbrach. Welche Rennen er demnächst bestreiten wird, steht noch nicht fest. Denkbar wären Starts bei der Polen- und der Dänemark-Rundfahrt. "Gerade die Dänemark-Rundfahrt liegt mir. Auch die WM ist noch ein Thema“, nannte Schmid ein weiteres mögliches Ziel.

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