Nach Berichten über Sicherheitsmängel

Hövding meldet Insolvenz an

Foto zu dem Text "Hövding meldet Insolvenz an"
| Foto: hovding.com

31.12.2023  |  (rsn) - Die Hövding Sverige AB, Erfinder und Hersteller des gleichnamigen Radfahrer-Airbags, hat kurz vor Weihnachten beim Bezirksgericht Malmö Insolvenz beantragt. Der Grund ist laut Unternehmen, dass die schwedische Verbraucherschutzbehörde am 1. November ein vorläufiges Verkaufsverbot für den "Hövding 3" erlassen hat, das am 15. Dezember zu einem dauerhaften Verbot und einen Rückruf erweitert wurde.

Hövding hatte gegen die Entscheidung Einspruch eingelegt, und das zuständige Verwaltungsgericht hat dem Antrag stattgegeben. Damit wurden Verkaufsstop und Rückruf zwar aufgehoben, und der "Hövding 3" durfte weiterhin verkauft werden. Wie das Unternehmen zum Insolvenzantrag vermeldete, sei "der Schaden, der durch das Verhalten der schwedischen Verbraucherschutzbehörde entstanden ist, (...) jedoch so groß, dass der Vorstand keine Grundlage für die Weiterführung des Unternehmens sieht."

Bereits im Herbst hatte ein Bericht der deutschen Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) darauf hingewiesen, dass die Schutzwirkung des Airbags bei bestimmten Unfällen, zum Beispiel mit Autos, unzureichend sei. Die Airbags sollen zu spät auslösen, und zudem weniger gut schützen wie ein Helm. Das Fazit der BASt: "Die Fahrzeugversuche haben gezeigt, dass die Kinematik des Fahrradfahrers ein Umschließen des Kopfs durch das Airbag-Systems selbst bei einer Anprallgeschwindigkeit von 20 km/h nicht zulässt." Die schwedische Versicherungsgruppe Folksam hatte den Bericht aufgegriffen und an die Verbraucherschutzbehörde weitergeleitet.

Der Airbag-Kragen war 2005 auf den Markt gekommen, als Alternative zum klassischen Fahrradhelm. Allerdings ist der "Hövding" nur einmalig einsetzbar, nach einer Auslösung muss er ersetzt werden, lediglich die Hülle kann weiter verwendet werden. Trotz dieses Nachteils und seines hohen Preis, zuletzt um 350 Euro, setzte Hövding laut eigenen Angaben bis zu über 15 Millionen Euro im Jahr um.

Doch es gab schon länger immer wieder Beschwerden von Nutzer/innen wegen Qualitätsmängeln, schwacher Akkus und schlechtem Kunden-Service. Der Konflikt mit den Behörden hat das Ende des nach Berichten schwedischer Medien bereits seit längerem schwächelnden Unternehmens dann beschleunigt.

Durch die Insolvenz stellt sich für Nutzer/innen die Frage nach der weiteren Versorgung mit Ersatz-Airbags, -Akkus und Software-Updates. Auf der Hövding-Seite heißt es dazu: "Unabhängig vom Ausgang des Gerichtsverfahrens kann die Insolvenzverwaltung keine Reklamationen, Rücknahmen oder Gewährleistungsfälle annehmen." Der Insolvenzverwalter hat sich bisher nicht geäußert, wie es mit dem Unternehmen und seinen rund hundert Mitarbeiter/innen weitergeht.

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