Elfter bei 12. Roubaix-Teilnahme

Degenkolb: “Die Mama hat mir gesagt, ich soll mich freuen“

Von Joachim Logisch aus Roubaix und Peter Maurer

Foto zu dem Text "Degenkolb: “Die Mama hat mir gesagt, ich soll mich freuen“"
John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) beim 121. Paris-Roubaix | Foto: Cor Vos

07.04.2024  |  (rsn) – John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) hat sich bei Paris-Roubaix nicht nur mit seinem Triumph 2015 als erst zweiter Deutscher nach Josef Fischer 1896 in die Annalen eingetragen, sondern ist längst zu einem Botschafter für den wohl härtesten Frühjahrsklassiker avanciert. Unvergessen ist auch sein Crowdfunding zum Erhalt des Juniorenrennens, weshalb der Sektor 17 seitdem auch seinen Namen trägt.

Degenkolbs Beziehung zur ’Königin der Klassiker‘ ist extrem eng, weshalb er auch immer wieder emotionale Interviews im Zielraum abliefert. Wie schon im Vorjahr wurde er auch bei der 121. Ausgabe im Infield von seiner Familie empfangen. Dort ließ er nach der zwölften Teilnahme seinen Gefühlen freien Lauf. "Ich weiß nicht, warum und weshalb, aber es scheint so, als wäre dieses Rennen wie für mich gemacht oder als wäre ich für dieses Rennen gemacht", erzählte im Velodrom von Roubaix und fügte an: "Dieses Rennen fließt in meinen Adern und es bedeutet mir alles, hier dabei zu sein."

Das unterstreicht Degenkolb Jahr für Jahr auf den Pavé-Abschnitten, wo er sich, ganz egal, wie die Saison und die Vorbereitung vorher gelaufen war, bei den Besten der Welt mitmischen kann. "Ich lag vorher meiner Mama in den Armen und habe mich gefragt, ob ich mich freuen oder ob ich enttäuscht sein soll", erklärte er nach seinem diesjährigen elften Platz.

Hier war John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) noch gleichauf mit Mathieu van der Poel (Alepcin – Deceuninck). Als der Niederländer sein Solo startete, war auch der Roubaix-Sieger von 2015 chancenlos. | Foto: Cor Vos

Seine Zweifel darüber, wie er das Rennen einordnen sollte, waren vielschichtig. Die Vorbereitung lief nicht nach Plan. Die Form war nicht bei 100 Prozent. Dazu der Sturz, ein "dämlicher" wie ihn Degenkolb selbst nannte, nämlich bei der Streckenbesichtigung. "Wir haben ein wenig gerempelt", verriet er radsport-news.com. Zwei Tage musste er sein Knie ruhen lassen, das selbst am Renntag noch bepflastert war und die Abschürfungen überdeckte. Und auch im Rennen blieb der Deutsche nicht von Problemen verschont. Ausgerechnet an der ersten Schlüsselstelle, im Wald von Arenberg, ereilte ihn ein Defekt.

"Ich bin mit dem platten Vorderrad noch durch den ganzen Wald gefahren. Zum Glück haben wir so einen Inlayer im Reifen, wo du auch noch ohne Luft irgendwie weiterfahren kannst", schilderte Degenkolb sein Malheur. Doch mit seiner Kraft und der Unterstützung von Lidl – Trek, deren Kapitän Mads Pedersen auch einen Reifenschaden zu beklagen hatte, schaffte er noch einmal den Sprung an die Rennspitze.

Im Velodrom von Roubaix reichte es schließlich zu Rang zwölf – seinem bisher fünftbesten Ergebnis bei zwölf Teilnahmen. | Foto: Cor Vos

"Ich habe mich zurückgekämpft, hatte aber bei Mons-en-Pévèle nicht mehr die Beine, um noch ganz vorne mitzufahren", berichtete Degenkolb, der schließlich die Gruppe um Nils Politt (UAE Team Emirates) ziehen lassen musste, die schlussendlich um den zweiten Platz hinter dem früh enteilten Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) sprintete.

Van der Poel für Degenkolb in einer eigenen Liga unterwegs

"Er ist phänomenal, er war heute in einer eigenen Liga unterwegs. Von all den Rennfahrern, die ich je erlebt habe, ist das das Beeindruckendste, was ich bisher gesehen habe. Aber nicht nur heute, sondern viele seiner Triumphe", blickte er auf den großen Sieger der diesjährigen Austragung, der nicht nur seinen Titel verteidigen konnte, sondern mit einem riesigen Abstand von drei Minuten auf die Konkurrenz das Rennen über die Pflastersteine dominierte.

Im Innenraum des Radstadions von Roubaix wurde Degenkolb von seiner Familie begrüßt. | Foto: Cor Vos

"Fast alles, was er in den letzten Jahren angefasst hat, wurde zu Gold. Das ist schon beeindruckend und kommt nicht unverdient", unterstrich Degenkolb seinen Respekt für die Leistung des Niederländers, mit dem er im Vorjahr am Weg nach Roubaix zusammenmgeprallt war. Der daraus resultierende Sturz verhinderte damals Degenkolbs mögliches drittes Podium.

Das nächste Kapitel wartet in einem Jahr

Der elfte Platz ist sein fünftbeste Ergebnis im Velodrom von Roubaix und es soll nicht das letzte Kapitel gewesen sein. 2025 will er bei seinem Lieblingsrennen noch einmal voll angreifen: "Es bedeutet mir alles, hier dabei zu sein. Alle Entbehrungen und Opfer, die ich für diesen Sport begehe, lohnen sich, wenn ich hier alles reinhauen kann“, betonte er nochmals.

Nun beginnt also ein neuer Jahreszirkel, der wieder im Velodrom von Roubaix enden soll, wo er bisher bei jeder seiner zwölf Teilnahmen auch angekommen ist. "Es ist schön, ein Teil dieser Radsporttradition zu sein", meinte Degenkolb und nahm sich am Ende den Rat seiner Mutter zu Herzen, um ein finales Resümee zu ziehen: "Die Mama hat mir gesagt, ich soll mich freuen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.04.2024Mützenwerferin meldet sich, scheut aber die Öffentlichkeit

(rsn) – Die Zuschauerin, die bei Paris-Roubaix dem späteren Sieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) eine Mütze mutmaßlich vorsätzlich ins Hinterrad warf, hat sich nun zu erkennen ge

08.04.2024Roubaix: Rex kommt bei zwei Stürzen glimpflich davon

(rsn) – Nach seinem sensationellen neunten Platz aus dem Vorjahr zählte Laurenz Rex (Intermarché – Wanty) zum erweiterten Favoritenkreis des 121. Paris Roubaix. Doch diesmal endete die ’König

08.04.2024Nicht nur van der Poel wuchsen bei Paris-Roubaix Flügel

(rsn) – Einzigartig, besser kann man wohl nicht den Fakt benennen, dass Alpecin – Deceuninck als erstes Team überhaupt die ersten drei Monumente des Jahres für sich entscheiden konnte. Ausgerech

08.04.2024Meeus vermasselte in Mons-en-Pévèle die Positionierung

(rsn) – Mit Platz acht konnte Jordi Meeus nicht nur sein bisher bestes Ergebnis bei Paris-Roubaix verbuchen, sondern seinem Team Bora – hansgrohe auch ein weiteres Spitzenergebnis bei den diesjäh

08.04.2024Walscheids Roubaix war schon nach dem ersten Sektor gelaufen

(rsn) – Wer bei Paris-Roubaix (1.UWT) bereits Achter geworden ist, will nach dem nächsten Anlauf nicht “Ich weiß selbst nicht, wievielter ich geworden bin“ sagen müssen. Doch genau so lautete

08.04.2024Zuschauerin warf Mütze in van der Poels Hinterrad

(rsn) – Mit einer makellosen Vorstellung und drei Minuten Vorsprung gelang Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) die souveräne Titelverteidigung bei Paris-Roubaix. Die Fahrt des Weltmeister

07.04.2024Politt: “Ich war mit den zwei Falschen unterwegs“

(rsn) – Im Gegensatz zu Oudenaarde blieb es im Vélodrome André Pétrieux von Roubaix beim vierten Platz. Wie schon vor einer Woche unterlag Nils Politt (UAE Team Emirates)  im Kampf um den zweite

07.04.2024Philipsen: “Wieder auf 1 und 2 - unglaublich“

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat eine Woche nach seinem Triumph bei der Flandern-Rundfahrt auch bei Paris-Roubaix seine Gegner alt aussehen lassen. Mit einem fulminanten 60-

07.04.2024Highlight-Video des 121. Paris-Roubaix

(rsn) – Mit einem denkwürdigen Parforceritt über 60 Kilometer hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) die ’Königin der Klassiker‘ gewonnen und damit wie schon 2023 den berühmten Pf

07.04.2024Van der Poel stürmt mit 60-km-Solo zur Titelverteidigung

(rsn) - Titelverteidiger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat eine Woche nach der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) mit Paris-Roubaix sein zweites Monument in dieser Saison gewonnen. Nach einer

07.04.2024Evenepoel in Herentals erfolgreich operiert

(rsn) – Remco Evenepoel ist erfolgreich an seinem gebrochenen Schlüsselbein operiert worden. Wie sein Team Soudal – Quick-Step meldete, sei der Eingriff am Samstag im belgischen Herentals vorgeno

07.04.2024Teutenberg gewinnt Paris-Roubaix der U23

(rsn) – Tim Torn Teutenberg hat die U23-Ausgabe von Paris-Roubaix gewonnen. Der 21-jährige Deutsche vom Team Lidl – Trek Future Racing bezwang nach 163,6 Kilometern von Le Cateau-Cambrésis nach

Weitere Jedermann-Nachrichten

16.07.2025Ingebrigtsen und Svarre zu Uno-X

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

16.07.2025Tückisches Finale in Toulouse

(rsn) – Nach dem ersten Ruhetag geht es bei der 112. Tour de France in Toulouse ziemlich hitzig zur Sache. Die 11. Etappe ist zwar nur 157 Kilometer lang, aber vielleicht tückischer, als es das Pro

15.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

15.07.2025Vor den Pyrenäen ist die Stimmung bei Red Bull “supergut“

(rsn) - Nach den ersten zehn Etappen der Tour de France belegen Red-Bull-Kapitän Primoz Roglic und sein Edelhelfer Florian Lipowitz, der eigentlich kein richtiger Edelhelfer sein soll, die Plätze ac

15.07.2025Teams nutzen bei der Tour Zeitfahrreifen in allen Etappen

(rsn) - Auf einer dreiwöchigen Rundfahrt gehen nicht nur die Athleten ans Limit, auch beim Material wird an jeder Schraube gedreht, um die Räder schneller zu machen. Einen großen Einfluss haben dab

15.07.2025Pogacar, Vingegaard und Evenepoel kampfbereit in die Pyrenäen

(rsn) – Zur Halbzeit der 112. Tour de France war Ruhe im Peloton angesagt – zumindest was Rennen anbelangt. Am Dienstag standen in Toulouse Ausfahrten auf dem Programm, Entspannung durfte aber auc

15.07.2025Lipowitz: “Ich würde mich als Edelhelfer bezeichnen“

(rsn) - Am ersten Ruhetag der Tour de France freut sich Florian Lipowitz nach einer kleinen, zweistündigen Ausfahrt mit kurzen Belastungen, damit der Körper im Modus bleibt, auf ein kurzes Mittagssc

15.07.2025Politt: “Es war gut, das Gelbe Trikot nochmal abzugeben“

(rsn) – Am ersten Ruhetag der Tour de France 2025 fällt die Bilanz der zehn deutschen Starter durchwachsen aus. Genau genommen sind es sogar nur noch neun, denn nach seinem schweren Sturz auf der 9

15.07.2025Evenepoel: “Natürlich kann ich dazu nichts sagen“

(rsn) – Am ersten Ruhetag der Tour der France stellten sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und sein Teamkollege Tim Merlier den Fragen der Presse. Dabei lag der Fokus natürlich hauptsächl

15.07.2025Nach Tour-Sturz muss sich Philipsen wieder neu motivieren

(rsn) – Nach seinem frühzeitigen Ausscheiden bei der Tour de France erholt sich Auftaktsieger Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) derzeit von den Folgen seines Sturzes auf der 3. Etappe, bei

15.07.2025UAE führt dank Pogacar die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – In der Teamwertung der Tour de France muss sich UAE – Emirates hinter Visma – Lease a Bike mit Rang zwei begnügen. Dafür führt das Team von Titelverteidiger Tadej Pogacar am ersten Ru

15.07.2025Bei Gall ist trotz Erkältung “alles im Grünen Bereich“

(rsn) – Nach einem schweren Tag bei der Tour de France freute sich Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) auf den ersten Ruhetag. Auf der ersten Bergetappe der diesjährigen Frankreich-Rundfahr

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine