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12.02.2016 | (Ra, Vr) - Eines der ersten Hobby-Radrennen nur für Damen ging vor 25 Jahren im Rahmen der "Vätternrundan", des damals schon weltgrößten Rennens für Freizeitradler, unter dem schönen Namen "Tjejvättern", auf Deutsch ”Mädchen-Vättern” über die Bühne. Im Jahr 1991 rollten von 2250 gemeldeten Fahrerinnen 2053 fröhlich über die Ziellinie in Motala in Südschweden.
"Das Konzept einer kürzeren Runde von 90 bis 100 km
wurde im Organisationskomitee schon lange diskutiert", erinnert sich Eva-Lena Frick, Geschäftsführerin der Vätternrundan GmbH. Die in diesem Jahr zum 26.mal über die Bühne gehende "Tjejvättern"-Runde hat seitdem alle Erwartungen übertroffen: Im vergangenen Jahr wurde die 7000er-Marke bei den Teilnehmerinnen geknackt.
Dabei ist "Tjejvättern" nur eines von zahlreichen Radrennen in Schweden, die den Damen vorbehalten ist. Es gibt noch drei weitere Rennen des "Tjejklassiker"-Pokals: "Tjejvasan" in Mora, "Tjejsim" in Vansbro und "Tjejlopp" auf Lidingö, sowie "Vår Ruset" („Frühjahrsrausch“), eine in 16 schwedischen Städten durchgeführte Trimm-Dich-Veranstaltung.
Aber wie kommt es, dass Mädchen und Frauen im Sport
bei Training und Wettkämpfen lieber unter sich sind? Agnes Ers und Karin S Lindelöf, Ethnologinnen an der Universität Stockholm, haben sich mit diesem Phänomen beschäftigt. Seit zwei Jahren forschen sie, sammeln und bewerten Informationen, um eine fundierte Erklärung zu finden.
Auch wenn das Forschungsprojekt noch lange nicht abgeschlossen ist, kann Karin S Lindelöf schon jetzt einige Hinweise geben. Ihrer Ansicht nach gibt es mehrere Gründe für die Popularität der Veranstaltungen nur für Mädchen und Damen:
„Für viele kann ein Tjejlopp, ein Mädchen-Lauf, der Einstieg
in ein sportlicheres Leben, und eine Motivation für ein regelmäßiges Training sein. Dafür ist ein kürzeres Rennen mit weniger wettkampforientierten Bedingungen besser geeignet. Und die Mädchen-Läufe haben eine wichtige soziale Komponente.“
”Mädchen-Rennen” wie die „Tjejvättern“-Runde böten zudem eine Art ”geschützter Zone”, wo Frauen - ganz ohne Männer - sich selbst, aber auch gegenseitig herausfordern können, sagt Karin S Lindelöf weiter.
Im Jahr 2005 beschlossen die Verantwortlichen der "Vätternrundan",
das Spektrum um ein „Tjejvättern“-Adäquat nur für Männer zu erweitern. Diese "Grabbvättern" („Jungs-Vättern“) genannte Runde wurde jedoch mangels Interesse der Herren schon nach zwei Jahren durch den "Halvvättern" (die halbe Vätternrundan, mit 150 km) ersetzt, der für beide Geschlechter offen ist.
Und übrigens: Im Gegensatz zur bereits lange ausgebuchten Vätternrundan stehen für Tjejvättern und Halvvättern nach Auskunft der Veranstalter derzeit noch ausreichend Startplätze zur Verfügung (siehe erster Link).
Zum Schluss: Wer einen Eindruck der "Tjejvättern"-Runde gewinnen mag, der lese den "radsport-aktiv"-Rennbericht unter dem zweiten Link...