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17.03.2017 | (rsn) - Drei Hindernissen scheint es auf dem Weg zum Sieg bei der 108. Austragung von Mailand-Sanremo zu geben: die Renndistanz, die giftigen Anstiege im Finale wie Cipressa und Poggio – und Peter Sagan (Bora-hansgrohe). Zumindest ist der Weltmeister in bestechender Verfassung und gilt als der ganz große Favorit bei "La Primavera" 2017.
Das hat man auch beim Quick-Step Floors-Team erkannt, das seinerseits mit Fernando Gaviria einen heißen Sieg-Kandidaten und mit Julian Alaphilippe einen aussichtsreichen Joker an den Start bringt. Und einen Tom Boonen, der seinem Karriereende entgegenfährt und sein letztes Rennen in Italien bestreiten wird.
Die Frage allerdings bleibt: Wie schlägt man Sagan? "Zum Glück gewinnt nicht immer der Beste – jeder ist schlagbar", versicherte Boonen, der bei Mailand-Sanremo sein mittlerweile 40. Monument bestreiten wird. Er glaubt, dass es für Sagan schwierig werden wird, einen Klassiker zu gewinnen, "weil er nicht das stärkste Team hat", so der 36-jährige Belgier. "Das Finale wird wesentlich früher losgehen als normalerweise und jeder wird versuchen, ihn zu isolieren und ihn abzuhängen", vermutete Boonen.
Ein Plan, der bei Tirreno-Adriatico zumindest einmal schon aufging. Auf der 6. Etappe, die aufgrund ihrer welligen Endphase den Beinamen "kleines Mailand-Sanremo" bekam, sorgte Quick-Step im Finale mit Attacken für viel Unruhe im Feld, Sagan verlor einige Teamkollegen – und am Ende den Schlussprint gegen Gaviria. Mailand-Sanremo ist zwar noch ein ganz anderes Kaliber, die Interessen vieler Mannschaften werden jedoch dieselben sein. "Das wird auch von den anderen Teams die Taktik sein. Ihn gilt es zu schlagen und sie werden versuchen, ihn loszuwerden", prognostizierte Boonen.
Sollte das Gelingen, will Quick-Step mit Fernando Gaviria die Gunst der Stunde nutzen. Der erst 22 Jahre alte Kolumbianer fuhr bereits vergangenes Jahr bei seiner ersten Teilnahme ein beeindruckendes Rennen, stürzte jedoch aus eigenem Verschulden bei der Sprint-Vorbereitung in Sanremo. Nicht wenige hätten ihn schon damals den ganz großen Coup zugetraut.
"Für uns ist er der Kapitän und sein Sieg bei Tirreno hat gezeigt, dass er immer besser wird. Er ist noch jung, besitzt aber das nötige Talent, sodass er keine großen Erfahrungen bei diesen Rennen braucht. Er kann ein Rennen sehr gut lesen – also setzten wir alles auf ihn", lobt Boonen seinen Teamkollegen.
Für ihn selber bleibt daher bei seiner letzten Teilnahme nur die Helferrolle und der Belgier realisiert langsam, dass sich seine lange Karriere dem Ende neigt. "Es ist seltsam, wenn jemand kommt und sich bei dir verabschiedet. Da erkennst du erst, dass es nicht mehr viele Rennen sind", erklärte Boonen, der nach Paris-Roubaix im April sein Rad an den Nagel hängen wird.
Ein Sieg bei Mailand-Sanremo blieb ihm in seiner erfolgreichen Laufbahn verwehrt. "Ich war einige Male auf dem Podium, aber gefühlt habe ich in den Jahren 2008 oder 2009 den Sieg hier verpasst. Damals hatte ich wirklich die Beine dazu. Aber das ist eben Mailand-Sanremo: Ein Rennen über sieben Stunden, welches dann in zwei Sekunden entschieden wird", so Boonen, der 2010 mit Platz zwei seine beste Platzierung erreichte.