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24.04.2017 | (rsn) - Die gelungene Giro-Generalprobe hatte für Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) nur nebensächliche Bedeutung. Stattdessen sprach der Italiener nach der abschließenden 6. Etappe der 3. Kroatien-Rundfahrt über seinen ehemaligen Teamkollegen und Freund Michele Scarponi, der am Samstag bei einer Trainingsausfahrt von einem Kleintransporter erfasst und dabei tödlich verletzt wurde.
"Dieser Sieg ist für Michele, für einen großartigen Freund: Er war für mich wie ein Bruder“, sagte Nibali, der im Gespräch mit der Gazzetta dello Sport immer wieder die Tränen bekämpfte. "Die beiden letzten Tage waren schwierig und jeder wird verstehen können, warum. Ich bin mit Trauer im Herzen gefahren, auch wenn meine Form gut war. Ich wollte hier für Michele gewinnen.“
Die beiden letzten Etappen in Kroatien hatten für Nibali zwar noch eine sportliche Bedeutung - allein, auf seinen Beruf konzentrieren konnte sich der 32-Jährige nicht, wie er bekannte. Stattdessen drehten sich seine Gedanken beständig um Scarponi, der von 2014 bis Ende 2016 sein Edelhelfer bei Astana war, ehe der Kapitän das Team verließ. "Ich hätte mir gewünscht, er wäre mit mir zu Bahrain-Merida gewechselt, um noch mit mir zusammen zu sein. Es ist so absurd, was da geschehen ist. Es ist unmöglich zu verstehen und zu akzeptieren“, sagte Nibali, den die die Nachricht vom Tod seines Freundes schockierte.
"Ich konnte im Rennen an nichts anderes denken. Ich habe an Michele und an seine junge Familie gedacht, an seine Frau Anna und an ihre Zwillinge Giacomo and Tommaso. Wir können noch tagelang über das Geschehene sprechen und uns fragen: 'Warum‘?, schilderte Nibali das Gefühl der Ohnmacht angesichts des tragischen Unfalls, der sich am frühen Samstagmorgen in der Nähe von Scarponis Heimatort Filottrano in der Provinz Ancona ereignete und der in der Radsportwelt Bestürzung und große Trauer auslöste.
Nibali nahm auf der gestrigen Schlussetappe dem Spanier Jaime Roson (Caja Rural) noch das Führungstrikot ab, das zuvor zwischen den Beiden hin-und hergewechselt war. Beim ersten Zwischensprint des Tages sicherte sich der Sizilianer drei Bonussekunden und war als Etappenvierter schließlich noch sieben Sekunden früher im Ziel als Roson, womit er sich letztlich mit acht Sekunden Vorsprung gegenüber dem 24-Jährigen durchsetzte und seinen ersten Saisonsieg verbuchen konnte.
Der war ihm auf den beiden Bergetappen der sechstägigen Rundfahrt noch verwehrt geblieben: Am zweiten Tag erreichte Nibali drei Sekunden hinter dem Spitzenduo Kristijan Durasek (UAE Team Emirates) und Roson das Ziel an der Bergankunft der Ehrenkategorie in Biokovo. Drei Tage später musste er sich dem Spanier geschlagen geben, der in Ucka die zweite Ankunft der Ehrenkategorie gewann und sich von Nibali das Führungstrikot zurückholte, das dieser ihm tags zuvor abgenommen hatte.