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27.04.2017 | (rsn) - "Oranje" steht im Fokus bei der 100. Austragung des Giro d'Italia. Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) verriet im Januar, dass er aus der Armada der Holländer vor allem den Vorjahresvierten Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) fürchte, doch auch Tom Dumoulin (Sunweb) dürfte der Italiener nicht aus dem Auge lassen. Schließlich ist der 26-Jährige aus der Region Limburg ein höchst unangenehmer Gegner - einer, der gerade da punkten könnte, wo Nibali nicht besonders stark ist: Im Zeitfahren.
"Die Gesamtwertung ist das Ziel", bestätigte nun auch Sunweb-Teamchef Iwan Spekenbrink radsport-news.com noch einmal, was ohnehin bereits festzustehen schien. Dumoulin, der schon 2016 nach dem Auftaktzeitfahren das Maglia Rosa überstreifen konnte, dann aber auf der 11. Etappe zugunsten seiner Tour-Vorbereitung ausstieg, will es in Italien bei der Jubiläums-Ausgabe nun richtig wissen.
Dafür verzichtete Dumoulin im April auch auf sein Heimrennen, das Amstel Gold Race. Dort war er jahrelang das Zugpferd der Veranstaltung, doch diesmal zog er ein Höhentrainingslager auf Teneriffa vor. Aus dem kam er während der Ardennen-Woche zurück und fuhr direkt aus dem Training auf den 22. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich - eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, wie schwer die Anpassung in den ersten Tagen nach einem Trainingscamp in der Höhe oft ist.
"Er ist erst den zweiten Tag wieder zurück. Da kann man nicht so viel erwarten", hatte Spekenbrinkt radsport-news.com in Lüttich noch gesagt. Beim Giro aber, der in einer Woche auf Sardinien beginnt, erwartet man nun einiges von Dumoulin. "Das Gesamtklassement ist das Ziel, und darum wurde das Team aufgebaut. Das ist für mich definitiv neu", erklärte Dumoulin cyclingnews.com auf Teneriffa.
Zwar bringt Sunweb mit Phil Bauhaus auch einen Sprinter mit zur Italien-Rundfahrt, insgesamt aber ist man ganz auf Dumoulins Bedürfnisse ausgerichtet. Simon Geschke startet als zweiter Deutscher für die deutsche WorldTour-Equipe und soll in den Bergen genauso helfen wie die Niederländer Laurens Ten Dam und Wilco Kelderman, der 2014 immerhin selbst bereits Giro-Siebter war und auch in diesem Jahr eine Art Plan B sein könnte, sollte bei Dumoulin etwas schiefgehen.
Davon will man bei Sunweb aber nicht ausgehen. Denn dass Dumoulin über drei Wochen im Klassement mitmischen kann, hat er 2015 bei der Vuelta bereits eindrucksvoll bewiesen - und das, obwohl er damals ohne derartige Ambitionen am Start stand. "Es war eine Überraschung für mich, dort ums Klassement zu kämpfen. Das wird beim Giro dieses Jahr definitiv anders sein", blickte Dumoulin nun auf seinen sechsten Gesamtrang zurück - bei einer Grand Tour, die er bis zur 20. Etappe sogar angeführt hatte.
Seine Entscheidung für den Giro-Versuch anstelle einem Angriff auf eine Top-Ten-Platzierung bei der Tour de France basiert auch auf der Route der Italien-Rundfahrt und den insgesamt 69,1 Zeitfahrkilometern. Am Schlusstag in Mailand könnte er das Ruder noch herumreißen, sollte er in Schlagdistanz zum Podium oder gar dem Rosa Trikot sitzen. Und die 39,8 Kilometer im Kampf gegen die Uhr auf der 10. Etappe von Foligno nach Montefalco gefallen ihm ebenfalls sehr gut.
"Es ist nicht sehr technisch, aber viel auf und ab. Es ist ein cooles Zeitfahren, auch wenn bei meiner Erkundung der Asphalt sehr schlecht war. Normalerweise verbessern sie sowas noch für den Giro", erzählte Dumoulin ob des ersten Zeitfahrens. Trotzdem muss er sich natürlich auch am Ätna, dem Blockhaus, sowie in den Alpen in Bormio, Canazei, St. Ulrich, Piancavallo und Asiago gegen die besten Kletterer um Nibali und Nairo Quintana (Movistar) behaupten. Das wird eine schwere Aufgabe, auch wenn Dumoulin bereits bei der Vuelta vor zwei Jahren bewiesen hat, dass er das kann.
Der Giro-Kader von Sunweb: Phil Bauhaus, Laurens ten Dam, Tom Dumoulin, Simon Geschke, Chad Haga, Wilco Kelderman, Georg Preidler, Sindre Skjostad Lunke, Tom Stamsnijder