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08.07.2017 | (rsn) - Der Jubel von Lilian Calmejane (Direct Energie) im Ziel der 8. Etappe nach Station des Rousses fiel überschwänglich aus. Der Franzose genoss als Solist seinen Tagessieg nach einer unruhigen, schnellen und teils sehr wilden Etappen in vollen Zügen, riss immer wieder die Arme in die Luft und animierte das Publikum mit angedeuteter "La Ola" – kein Sieger hatte bei dieser Tour seinen Erfolg bislang ausgelassener gefeiert.
Dabei hätte es auch ganz anders kommen können für den 24-Jährigen. Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel hätte man zu gerne in den Calmejanes Kopf geschaut. Alleine an der Spitze, wenige Sekunden an Vorsprung, körperlich am Anschlag und den prestigeträchtigen Etappenerfolg der Tour de France vor Augen, wurde er urplötzlich von einem kurzen Krampf im Oberschenkel geplagt.
Sein schmerzverzerrtes Gesicht hätte der Anfang eines großen Dramas sein können, doch Calmejane blieb von schlimmeren verschont, konnte seine Trittfrequenz wieder erhöhen und kämpfte sich mit 37 Sekunden an Vorsprung vor Robert Gesink (LottleNL-Jumbo) ins Ziel.
Entsprechend groß fiel sein Jubel nach der Schrecksekunde aus. "Ich habe mir ein solches Szenario nie ausgemalt. Ein Solo-Sieg ist unglaublich. Vom ersten Kilometer an war es Vollgas. Und am Ende war es eine mentale Schlacht. Es ging nur noch um den Kopf, nicht mehr um die Beine“, erklärte er nach dem bisher größten Coup seiner Laufbahn.
Die Etappe hatte er sich dabei insbesondere herausgepickt. "Ich bin ein Fahrer, der gerne Rennen animiert. Also hatte ich meinen Teamkollegen erklärt, dass ich heute etwas versuchen wollte. Sie haben großartig gearbeitet, um mir meinen Traum zu erfüllen – eine Tour-Etappe zu gewinnen“, so Calmejane.
Seiner Ankündigung an sein Team ließ er während des 187,5 Kilometer langem Teilstücks durch das Jura-Gebiet Taten folgen. Calmejane gehörte ab Beginn zu den aktivsten Fahrern, war immer wieder an Spitzengruppen zu sehen und gehörte schließlich auch zu jener entscheidenden Formation, die den letzten Anstieg zum Combe de Laisia-Les Molunes (1. Kategorie) mit mehr als einer Minute Vorsprung anging.
17 Kilometer vor dem Tagesziel löste er schließlich im Anstieg von seinen letzten Begleitern Gesink, Nicholas Roche (BMC) und Serge Pauwels (Dimension Data), fuhr sich einen komfortablen Vorsprung hinaus und ließ sich auch von den zwischenzeitlichen Krämpfen nicht beirren.
Dabei war der erste französische Tour-Etappensieg eines Debütanten seit Thibaut Pinot 2012 in Porrentruy alless andere als eine Überraschung. Im Vorjahr hatte Calmejane sich mit einem Etappenerfolg bei einer Bergetappe der Vuelta a Espana erstmals ins Rampenlicht gefahren. Spätestens nach einem ebenfalls erfolgreichen Frühjahr 2017 mit Gesamtsiegen beim Etoile de Bessèges, dem Circuit de la Sarthe und diversen weiteren guten Platzierungen hatten ihn viele als Geheimtipp für einen Ausreißercoup auf dem Zettel.
Damit nicht genug, wurde er von der Jury als kämpferischster Fahrer der Etappe ausgezeichnet und setze sich an die Spitze der Bergwertung und. Ob er nun um die Bergwertung kämpfe? "Eigentlich ist es kein Ziel, aber es könnte eines werden“, so Calmejane vielsagend.