--> -->
14.07.2017 | (rsn) – Endlich haben es auch die Organisatoren der Tour de France begriffen: Kurze, schwere Etappen in den Bergen sorgen meist für mehr Spannung als die üblichen, extrem langen Teilstücke über mehrere hohe Pässe. Gerade einmal 101 Kilometer ist die heutige 13. Etappe lang, beinhaltet aber gleich drei Anstiege der 1. Kategorie. Damit ist sie - von Zeitfahren abgesehen - der kürzeste Tagesabschnitt der Tour, seit die Halbetappen abgeschafft wurden. Zudem ist der 14. Juli der wichtigste Tour-Tag für die Franzosen: ihr Nationalfeiertag, an dem die heimischen Profis vor Motivation nur so strotzen. Seit Davide Moncoutié 2005 konnte allerdings kein Franzose mehr an einem 14. Juli triumphieren. Werden Bardet, Rolland oder Pinot heute diese Durststrecke beenden können?
TagesTour: Die Etappe beginnt in Saint-Girons und führt zunächst flach bis leicht ansteigend in Richtung Sérac-d’Ustou wo der der erste Anstieg des Tages beginnt. Davor wartet nach bereits 13,5 Kilometern der Zwischensprint des Tages auf das Peloton. Bei Rennkilometer 31 wird der Gipfel des Col de Latrape (1. Kategorie, 5,6 Km, 7,3 Prozent) erreicht. Nach einer nur fünf Kilometer langen Abfahrt geht es gleich hinter Aulus-Les-Bains in den steilen Col d’Agnes (1. Kategorie, 10 Km, 8,2 Prozent) hinein.
Nach einer längeren Abfahrt nach Massat folgt der letzte Anstieg des Tages, die Mur de Péguère (1. Kategorie, 9,3 Km, 7,9 Prozent), die bei Kilometer 74 überquert wird. Dabei sollte man sich von der Durchschnittsteigung nicht täuschen lassen, denn der Berg gleicht im oberen Teil tatsächlich einer Mauer. Die letzten 3,3 Kilometer steigen mit durchschnittlich 12,2 Prozent an und weisen zwei Rampen mit 18 beziehungsweise 16 Prozent auf. Vom Gipfel aus folgt eine langgezogene Abfahrt nach Foix, wo die Fahrer nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden Fahrzeit erwartet werden.
KulTour: Wer einmal im Département Ariège unterwegs ist, durch das die heutige Etappe führt, sollte den heimischen Käse Bethmale probieren. Die Geschichte des Bethmale reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als Louis VI. während einer Reise durch die Region den Käse probierte, der damals noch der "fettige Käse von Saint-Girons“ genannt wurde. Er wird aus Kuh- oder Ziegenmilch hergestellt und hat einen sehr intensiven und scharfen Geschmack.
HisTourie: Zwei Mal endeten Etappen einer Tour de France in Foix - beide Male jubelte ein mutiger Ausreißer. 2008 siegte der Norweger Kurt-Asle Arvesen, der sonst meist als loyaler Helfer unterwegs war, 2012 riss der Spanier Luis-Léon Sanchez erst aus und im Ziel dann die Arme in die Höhe. Vielleicht aussagekräftiger für das heutige Teilstück sind jedoch zwei GrandTour-Etappen der jüngeren Geschichte, die mit der heutigen vergleichbar sind.
Die 16. Etappe des Giro d'Italia 2016 nach Andalo hatte nämlich eine sehr ähnliche Charakteristik und sorgte für ein Spektakel mit zahlreichen Attacken vom Start weg. Am Ende siegte Alejandro Valverde (Movistar) und holte damit seinen ersten Giro-Etappensieg. Noch spektakulärer ging es bei der Vuelta im selben Jahr zu – und zwar auf der 15. Etappe nach Formigal, die ebenfalls sehr kurz war. Gleich nach wenigen Kilometern blies Alberto Contador (Trek-Segafredo) zur Attacke, und während Spitzenreiter Nairo Quintana (Movistar) wachsam war, schlief die gesamte Sky-Mannschaft: Chris Froome verlor mehr als zwei Minuten und musste den Vuelta-Sieg abschreiben.
RSN-Prognose: Ausreißer werden es heute schwer haben, da die Favoriten wohl früh ernst machen werden. Gianluca Brambilla (Quick-Step Floors) konnte bei der 15. Etappe der Vuelta 2016 nach Formigal jedoch genau diese Konstellation ausnutzen. Er heftete sich an Contadors und Quintanas Fersen, deren Teamkollegen die Arbeit verrichten mussten, und überspurtete auf den letzten Metern den Kolumbianer, der fast den ganzen Anstieg über für Tempo gesorgt hatte. Ein besonderes Auge sollte man heute natürlich auch auf die französischen Kletterer haben. Nach seinem gestrigen Triumph in Peyragudes ist vor allem Romain Bardet (Ag2R) zuzutrauen, auch am Nationalfeiertag den französischen Fans einen Sieg zu schenken.