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23.07.2018 | (rsn) - 2. Ruhetag der Tour de France. Ich bin mit Gregor Mühlberger im klimatisierten Küchentruck des Bora-hansgrohe-Teams verabredet. Als der Österreicher die Stufen erklimmt, entfährt es mir: „Selbst gemacht?“ Statt ein voller Haarschopf schmückt den Bergspezialisten ein raspelkurzes Schachbrettmuster. "Nein“, antwortet Mühlberger, "Peter Sagan war’s! Ich habe eine Wette verloren!“
Die beiden Spaßvögel hatten um die 13.Etappe gewettet. Mühlberger: "Ich habe ihm gesagt, wenn er gewinnen würde, dürfe er mir die Haare so schneiden, wie er es will. Leider hat er dann die Etappe abgeschossen und so kam es zu meinem Schnitt!“
Der Slowake wollte, so Mühlberger, "ein Schachbrettmuster machen und hat sich sehr bemüht. Vielleicht sieht es einfach nur bei mir nicht so gut aus. Er hat sich vielleicht was von seiner Schwester abgeschaut, die ist ja Friseurin.“
Auch wenn er die nächsten Wochen auf Kamm und Bürste verzichten muss, bereut Mühlberger die Vollrasur nicht. "Für den Sieg habe ich meine Haare gerne geopfert. Jetzt muss ich zwar eine Zeit lang so rumlaufen, aber das nehme ich gerne in Kauf!“
Seine Freundin Astrid Gaßner nahm die Rasur nicht ganz so locker. "Sie war beim Schnitt dabei. Das war nicht so ideal. Sie hatte ein paar Tränen in den Augen!“ Immerhin hat die fein vermessene Rasur bei Temperaturen jenseits der 33 Grad im Schatten ein Gutes: Die Luft kann entlang den wie von Lineal gezogenen Schneisen untern Helm ungedämmt zirkulieren.
Insgesamt ist Mühlberger mit dem Verlauf der Tour "bislang zufrieden. Es war eine supertolle Rundfahrt für mich und das Team. Für ein Ergebnis hat es noch nicht gereicht, aber ich probiere es sicher auf der 16. Etappe (am Dienstag, d. Red.) wieder. Vielleicht klappt es dann.“
Siege sind aber nicht die Hauptaufgabe des 24-Jährigen. "Ich sollte Rafal Majka in den Bergetappen unterstützen. Weil er sich aber aus der Gesamtwertung verabschiedet hat, ist das vorbei. Es ist schade und es tut mir vor allem leid für ihn, denn er hat sich lange auf die Tour vorbereitet und hat viele Rennen wegen des Trainingslagers auf der Höhe ausgelassen. Da gehört schon wirklich viel dazu, um auf das Gesamtklassement bei der Tour zu fahren. Man muss auf vieles verzichten und dann kann es trotzdem so schnell vorbei sein. Für mich passt aber alles, Peter Sagan hat drei Siege eingefahren und ein paar Möglichkeiten sehen wir noch. Vielleicht geht sich ja was aus.“
Einen vorderen Platz in Paris hatte Tour-Debütant Mühlberger sich ohnehin nicht ausgerechnet. "Auf die Gesamtwertung schaue ich gar nicht. Für mich war es wichtig, dass ich für das Team, so gut es geht, arbeite und verfügbar bin und vor allem für die zweite und dritte Woche eine gute Form aufbaue. Die passt auch super und ich hoffe, dass ich noch daraus was machen kann.“
Da er sich in erster Linie nicht mehr um Majka kümmern muss, könnten sich eigene Chancen eröffnen. "Ich denke, die 16. Etappe könnte mir vom Profil her gut entgegenkommen. Wir werden versuchen drei, vier Leute in eine Gruppe zu bekommen, wenn diese wieder größer ist. Und dann hoffe ich, dabei zu sein und, dass ich oder ein Teamkollege ein gutes Ergebnis einfahre“.
Vielleicht sollte er vorher um Sagans Haare wetten…