Die Aufgebote der Tour-Teams

UAE Team Emirates: Auch ohne Gaviria gut aufgestellt

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "UAE Team Emirates: Auch ohne Gaviria gut aufgestellt"
Daniel Martin führt sein Team Emirates bei der 106. Tour de France an. | Foto: Cor Vos

30.06.2019  |  (rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowie der vier Zweitdivisionäre.

UAE Team Emirates

Rückblick 2018: Im Vorjahr baute das Team auf die namhaften Neuzugänge Daniel Martin und Alexander Kristoff – und beide lieferten mit je einem Tagessieg. Martin gewann die Ankunft der 6. Etappe zur Mûr-de-Bretagne und beendete die Tour auf Platz acht der Gesamtwertung. Von der Jury bekam er zudem die Auszeichnung zum kämpferischsten Fahrer der Frankreich-Rundfahrt verliehen. Kristoff brauchte hingegen etwas länger, verpasste zunächst als Zweiter und Dritter in Valence und Pau den angestrebten Sieg, gewann dafür jedoch den prestigeträchtigen Sprint der letzten Etappe in Paris. Der Norweger belegte am Ende Platz zwei in der Punktewertung, allerdings mit 231 Zählern Rückstand auf Peter Sagan. Alle acht Fahrer des Teams erreichten das Ziel in Paris.

Aufgebot 2019: Fabio Aru, Sven Erik Bystrom, Rui Costa, Sergio Henao, Alexander Kristoff, Vegard Stake Laengen, Daniel Martin, Jasper Philipsen.

Aussichten: Einen Rückschlag in seinen Ambitionen erlitt das Team bereits vor der Tour. Fernando Gaviria, zweimaliger Etappensieger aus dem Vorjahr und zu dieser Saison von der arabischen Equipe verpflichtet, musste seinen Start aufgrund von Knieproblemen absagen. Damit fehlt dem Team der Top-Sprinter, dem der Streckenplan einige Chancen geboten hätte – inklusive der ansteigenden Zielgerade am ersten Tag in Brüssel. 

Allerdings schickt das Team UAE auch ohne den Kolumbianer ein schlagkräftiges Aufgebot zur Tour. Mehr in den Fokus rückt das Thema Gesamtklassement mit Daniel Martin. Der kletterstarke Ire gilt als aggressiver Fahrer, dem gelegentlich aber das richtige Timing und die Effizienz in seinen Angriffen fehlen. Das zu erwartende offenere Rennen sowie die berglastige Route dürften seiner Fahrweise jedoch entgegenkommen. Der letzte Formtest lief mit Platz acht beim Critérium du Dauphiné ordentlich, bei der einzigen Bergankunft in Pipay gehörte Martin als Fünfter zu den Besten. Probleme machen ihm nach wie vor die Zeitfahrdisziplinen: Im Vorjahr verlor sein Team 1:39 Minuten im Mannschaftszeitfahren, starke Fahrer sind auch dieses Mal nicht im Aufgebot vorhanden. Und auch im Einzelzeitfahren muss Martin häufig die größten Zeitverluste unter den Klassementfahrern hinnehmen.

Für seine Ambitionen stellt ihm das Team die erfahrenden Rui Costa und Sergio Henao zur Seite. Beide bestritten in der Vorbereitung die Tour de Suisse: Ex-Weltmeister Costa zeigte sich dabei in Fluchtgruppen aktiv, den solideren Eindruck in den Bergen hinterließ allerdings Henao mit Platz 13 in der Gesamtwertung. In den vergangenen drei Jahren gehörte der Kolumbianer im Team Sky bei drei Grand-Tour-Siegen von Chris Froome zum Aufgebot und fuhr dabei zweimal in die Top 15.

Die Nominierung von Fabio darf hingegen als Überraschung bezeichnet werden. Im März diagnostizierten Ärzte beim Italiener eine Verengung der linken Hüftarterie, wodurch die Blutversorgung gestört wurde. Es folgte eine fast dreimonatige Rennpause, ehe Aru beim GP Lugano und zur Tour de Suisse ins Peloton zurückkehrte. Platz 21 in der Schweiz überzeugte die Teamleitung schließlich, ihn mit nach Frankreich zu nehmen. Nach nur 20 Renntagen in diesem Jahr bleiben beim Gesamtfünften der Tour 2017 jedoch Zweifel an seiner Verfassung für eine dreiwöchige Landesrundfahrt. Aru bekommt wohl eine Sonderrolle mit eigenen Chancen aus Fluchtgruppen und soll Martin in den Bergen unterstützen.

Für den verletzten Gaviria springt Kristoff in die Bresche. Der Norweger war ursprünglich als Anfahrer vorgesehen, rutscht nun aber zurück in die Kapitänsrolle. An Erfahrung wird es dem dreimaligen Tour-Etappensieger dabei nicht mangeln, voraussichtlich aber zunächst an Möglichkeiten im klassischen Massensprint gegen Dylan Groenewegen, Caleb Ewan und Elia Viviani. Der 31-Jährige gilt als Sprinter für anspruchsvolleres Terrain und ist an schweren Tagen im Finale anderen Konkurrenten physisch oft überlegen. Insbesondere in der zweiten Tourhälfte, wenn die ersten Hochgebirgsetappen vielen Sprintern in den Beinen stecken, erzielt Kristoff häufig seine besten Ergebnisse. Im Frühjahr knüpfte er mit dem Sieg bei Gent-Wevelgem und Platz drei bei der Flandern-Rundfahrt an beste Zeiten an. Zuletzt gewann er den GP Lugano, blieb bei der Tour de Suisse mit nur einer Top-Ten-Platzierung bei vier Sprintetappen in seiner Ausbeute allerdings dünn.

Unterstützung erhält er durch seine Landsleute Sven Erik Bystrom und Vegard Stake Laengen. Beide gelten als tempofest und dürften als kräftige und robuste Rennfahrer auf den ersten Etappen auch ein Auge auf Martin haben. Als letzter Mann für Kristoff können wahlweise Bystrom oder der Belgier Jasper Philipsen fungieren. Der 21-jährige Philippsen kommt damit gleich in seinem ersten Profijahr zu seinem Tourdebüt. Mit einem Tagessieg bei der Tour Down Under sowie drei Top-Fünf-Resultaten bei den Massensprints der Kalifornien-Rundfahrt zeigte er bislang allerdings wenige Anpassungsschwierigkeiten an das höhere Niveau. Eine Grand-Tour wird trotzdem eine neue, belastende Erfahrung für ihn sein. 

Fazit: Auch ohne Gaviria erfüllt UAE Emirates alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tour de France. Martin dürfte mit der Route gut zurechtkommen und gewohnt in den Bergen regelmäßig zu Attacken ansetzen – ist er damit erfolgreich, winken Zeitgewinne und sogar ein Etappensieg. Trotz der Defizite in den Zeitfahrdisziplinen ist eine Top-fünf-Platzierung möglich. Kristoff hat hingegen einen schweren Stand: Nur wenn das Feld auf wenige Sprinter dezimiert ist oder gegen Ende der Tour die Müdigkeit der Konkurrenten zunimmt, könnte er seine Chance bekommen. Im Fall von Aru kommt es darauf an, ob er im Verlauf der Tour noch sein gewohntes Leistungsniveau erreicht. Nur dann wäre er in den Bergen ein ernstzunehmender Kandidat für Etappensiege aus Fluchtgruppen.

Eckdaten:
Land: Vereinigte Arabische Emirate
Hauptsponsor: Emirates
Branche: Fluggesellschaft
Teamchef: Jose Antonio Fernandez
Radausrüster: Colnago

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