Müllers Tour de Siak-Tagebuch

Post-Apokalypse bei der Tour de Sick

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Post-Apokalypse bei der Tour de Sick"
Der Regenwald wird abgefackelt - aber der Radsport tut so, als sei nichts. Szene von der Tour de Siak | Foto: Robert Müller

21.09.2019  |  (rsn) - Hallo aus Siak, Sumatra, Indonesien! Mit der gleichen Spannung wie als Kind, wenn ich zu Winterbeginn auf den ersten Schnee gehofft hatte, zog ich heute Morgen den Vorhang auf und wurde bitter enttäuscht. Der Rauch war sehr dicht und der Brandgeruch intensiv. Den Start der Etappe auf 9 Uhr vorzuverlegen hatte also leider nichts gebracht.

Im Internet sah ich nach dem aktuellen Luftqualitätsindex und er lag bei fast 300, also im dunkelroten gefährlichen und sehr ungesunden Bereich. Ein Wert von über 100 gilt bereits als ungesund. Um sich einigermaßen zu schützen, müsste man eine Partikelfiltermaske, genannt N95, tragen. Doch damit ist die Atmung zu sehr erschwert, um damit Rennen fahren zu können.

Von einem Belgier hatte ich über Nacht eine Nachricht bekommen, ob ich ihm nach der Rundfahrt, die wir nur noch Tour de Sick nennen, meine Rückennummer für seine Sammlung schicken könnte. Was es doch für verrückte Radsportfans gibt. Auf dem Weg zum Start erloschen bei mir die wenigen verbliebenen Ambitionen für dieses Rennen komplett, und ich wäre am liebsten wieder ins Hotel zurück gefahren.

Vor dem Start wurde der Teamchef der Holländer interviewt und gab zu Protokoll, er und sein Team würden sich sehr freuen hier bei diesem wunderbaren Rennen zu sein, die Landschaft sei so toll und das Essen so gut. Konstantin und ich sahen uns nur verstört an und fragten uns, was mit dem Mann nicht stimmt. Für uns ist das hier unter diesen Bedingungen auf jeden Fall die schrecklichste Rundfahrt die wir je gefahren sind. Fast alle ausländischen Fahrer trugen heute am Start einen Mundschutz.

Die Etappe sollte über eine flache Runde von 85 Kilometern führen und nach der Neutralisation ging es wie üblich mit vielen Attacken zur Sache. Mir war alles egal und ich fuhr hinten im Feld mit und versuchte, meinen Puls so niedrig wie möglich zu halten. Das ist natürlich nicht unbedingt das, was man in einem Radrennen tun sollte. Einmal ließ ich mich doch dazu verleiten, eine Attacke mitzugehen und fand mich kurz in einer Gruppe wieder, aber meine Lunge brannte und ich war froh, dass wir wieder eingeholt wurden.

Nach 20 Kilometern zog die Jury dann endlich die Notbremse, stoppte das Rennen und brach die Etappe ab. Niemand hatte etwas dagegen und wollte weiterfahren, im Gegenteil: Wir alle waren dankbar für diese Entscheidung. Es wurde Mundschutzan jeden verteilt, der noch keinen hatte, und gemeinsam rollten wir ins Hotel zurück. So wie die Verhältnisse hier sind, stelle ich mir die Postapokalypse vor.

Im Hotel wurde dann Sauerstoff zum Inhalieren aus Spraydosen angeboten, und falls wir morgen wirklich fahren müssen, werde ich mir eine Dose in die Trikottasche stecken. Einige Fahrer klagten nach dem Rennen über Kopfschmerzen, und Atembeschwerden haben wir alle. Außerdem bin ich etwas verschleimt. Konstantin meint, da ich ja jetzt quasi mit dem Rauchen begonnen hätte, könnte ich auch gleich noch mit Alkohol trinken anfangen und mit ihm ein paar Bier draußen auf der Terrasse trinken.

Für morgen gibt es noch keine Entscheidung, aber ich hoffe paradoxerweise, dass der Rauch so bleibt damit niemand auf die Idee kommt, die letzte Etappe doch zu starten. Ein Problem könnte allerdings sein, dass unser Flug übermorgen dann ebenfalls abgesagt werden könnte, denn der Flugverkehr ist hier schon beeinträchtigt. Für den Rest des Tages bleibt nun nicht mehr zu tun als abzuwarten und den "haze-song“ zu hören, ein lustiges Lied, das das Drama mit dem Rauch sehr gut auf den Punkt bringt.

Morgen gleiche Stelle, gleiche Welle
Gez. Sportfreund Radbert

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