Interview mit dem Teamchef von Lotto - Kern Haus

Monreal: “Wir haben einen sehr guten Mix im Team“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Monreal: “Wir haben einen sehr guten Mix im Team“"
Florian Monreal (Teamchef Lotto - Kern Haus) | Foto: Cor Vos

07.01.2020  |  (rsn) - Wie lief die vergangenen Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwortlichen der heimischen Drittdivisionäre.

Teil 4: Florian Monreal (Lotto - Kern Haus)

Herr Monreal, wie fällt Ihre Saisonbilanz aus?
Monreal: Unsere Saisonbilanz fällt gemischt aus, wir haben durch Jonas Rutsch die Bundesliga-Gesamtwertung gewonnen und sind Zweiter der Mannschaftswertung geworden. Dies ist wieder ein Zeichen unserer Konstanz, was die Bundesliga betrifft. Wir haben in den letzten sechs Jahren der Teamgeschichte fünf Mal die Bundesliga gewonnen (2 x Einzel, 3 x Mannschaft, d. Red.) und sind zwei Mal Zweiter geworden mit Jonas 2018 und Joshua Huppertz 2017. Wir haben aber nur einen Einzelsieg in der abgelaufen Bundesligasaison eingefahren - durch Jonas im Sauerland - und standen nie mit der Mannschaft ganz oben. Das wollen wir in 2020 wieder ändern. Was die europäischen Renneinsätze betrifft, sind wir nach wie vor Deutschlands bestes Kontinentalteam, da wir hier durch Jonas bei der Tour de Luxemburg, Tour de Alsace, Rund um Köln, Tour of Rhodos und die U23 Nationscup-Rennen in die Top Ten gefahren sind.

Was waren die Highlights, welche Enttäuschungen mussten Sie verkraften?
Monreal: Absolutes Highlight war, dass Jonas die U23-Ausgabe von Gent-Wevelgem gewonnen hat, dies war der erste Nationscup-Sieg von einem unserer Fahrer. Außerdem wurde er Fünfter bei der Flandern-Rundfahrt der U23. Nicht zu vergessen war die Solofahrt auf der letzten Etappe der Deutschland Tour von Joshhua, er wurde mit der Ehrung zum aktivsten Fahrer der letzten Etappe belohnt. Eine wirkliche Enttäuschung gab es nicht für uns, die Bundesliga ist  durch die Konkurrenz von P&S und dem Herrmann Radteam attraktiver geworden. Das hatte zur Folge, dass wir nicht mehr so dominant waren.

Jonas Rutsch hat den  Sprung in die WorldTour geschafft, nach Max Walscheid ist er der Zweite aus Ihrem Team, dem das gelungen ist. Klopften Sie sich da auch mal selbst auf die Schulter?
Monreal: Klar, es ist ein Zeichen unserer Arbeit, die wir alle im Team leisten. Aber die Sportler haben natürlich selbst den größten Anteil daran, denn sie müssen diszipliniert trainieren und leben, um sich ihren Traum zu erfüllen. Wir bieten ihnen dazu die Bühne, um sich bei vielen internationalen Rennen mit den Besten der Welt zu messen. Nicht vergessen darf man übrigens Marcel Meisen, der auch bei uns war und mittlerweile schon zwei Jahre ProKontinental fährt (bei Alpecin - Femix, d. Red.).

Ãœber die Entwicklung welchen Fahrers - abgesehen von Jonas Rutsch - haben Sie sich am meisten gefreut?
Monreal: Da gab es eigentlich zwei: einen ganz jungen Fahrer und einer mit Erfahrung. Kim Heiduk ist in seinem ersten Jahr in der Männerklasse direkt eine sehr solide Saison gefahren und wir haben ihn mit der Teilnahme bei der D-Tour belohnt. Von ihm erwarte ich in den nächsten Jahren weitere Leistungssprünge. Und Robert William Kessler, einer unserer “alten Hasen“, hat dieses Jahr mehrmals knapp seinen ersten UCI-Sieg verpasst, es war schön zu sehen, wie er sich bei den Klassikern entwickelt hat.

Jonas Rutsch war der Ergebnisfahrer. Wie wollen Sie ihn ersetzen und stellen Sie sich darauf ein, 2020 gegebenenfalls erst mal etwas kleinere Brötchen backen zu müssen?
Monreal: Jonas war ganz klar der Ergebnisfahrer 2019, aber Josh hat sich auch zu 110 Prozent in den Dienst von Jonas und dem Team gestellt und daher auf eigene Ergebnisse verzichtet. In diesem Jahr wird er sich wieder auf seine  Ergebnisse konzentrieren und will an sein bisher bestes Jahr 2018 anknüpfen. Mit Christian Koch haben wir einen Fahrer verpflichtet, der auch schon siegerfahren bei UCI-Rennen ist und der nach mehr brennt. Er ist in einem neuen Umfeld und hat sich direkt hervorragend integriert. Hier erhoffen wir uns auch das eine oder andere Top-Ergebnis. Wie eben schon erwähnt, hat Robert am UCI-Sieg geschnuppert und wir wollen ihm dabei helfen, ihn dieses Jahr einzufahren.

Der Transfermarkt ist immer heiß umkämpft. Wie viele Ihrer Wünsche konnten Sie realisieren?
Monreal: Wir haben bis auf einen alle unsere Wunschfahrer bekommen und sind sehr zufrieden mit dem Team 2020. Wir haben einen sehr guten Mix, mit erfahrenen Leistungsträgern und jungen talentierten Fahren. Ich denke, dass wir kompakt und besser aufgestellt sind als in den Jahren zuvor.

Wann und wo wird das Team in die Saison einsteigen?
Monreal: Wir werden wie in den letzten drei Jahren bei der Tour of Rhodos in die Saison starten, parallel dazu geht es mit drei holländischen Eintagesrennen weiter. Danach werden wir in Frankreich bei Paris-Troyes an der Startlinie stehen und mit der Olympias Tour die zweite Rundfahrt im März bestreiten. Highlight soll wieder die Deutschland Tour sein. Dafür wollen wir uns wieder qualifizieren und bestmöglich bis zur Deutschen Meisterschaft präsentieren und Ergebnisse einfahren.

Was sind die sportlichen Ziele für 2020?
Monreal: Wie gesagt: Wir wollen wieder bei der Deutschland Tour starten, falls KT-Teams fahren dürfen. Dies ist eine riesige Plattform, um uns zu präsentieren und den Sponsoren TV-relevante Präsenz zurückzugeben. Des Weiteren wollen wir wieder die Bundesliga gewinnen (Einzel- oder Mannschaftswertung), da dies für unsere Sponsoren eine sehr gute Plattform ist. International wollen wir natürlich wieder den einen oder anderen UCI-Sieg einfahren. Wir blicken sehr optimistisch in die Zukunft.

Für die UCI ProSeries wird für KT Teams eine Teilnahmegebühr fällig. Was halten Sie davon und werden Sie sie zahlen?
Monreal: Diese Gebühr wird den Teams allen weh tun, weil es wieder eine versteckte Preissteigerung für die KT-Teamanmeldung ist. Im Fußball sieht das anders aus, wenn eine Mannschaft etwa aus der 3. Liga im DFB-Pokal in der ersten Runde dabei ist, erhält der Verein einen sechsstelligen Betrag. Aber immer nur jammern oder nörgeln hilft nichts, man sollte versuchen, das beste daraus zu machen.

Welchem Ihrer Fahrer trauen Sie den Sprung in ein höherklassiges Team zu?
Monreal: Da gibt es drei oder vier, denen ich den Sprung in ein höherklassiges Team zutraue. Das wichtigste ist: Sie müssen alle gesund bleiben und bei ihren Höhepunkten performen. Wir wollen allen die Chance geben, ihr Ziel zu erreichen.

Wo sehen Sie Lotto - Kern Haus perspektivisch?
Monreal: Perspektivisch sehe ich Lotto - Kern Haus in der zweiten Liga, dazu gehört aber eine kräftige Finanzspritze. Es braucht in Deutschland ein Team aus der zweiten Kategorie, wie es damals Wiesenhof war oder NetApp / Bora Argon 18. Wir haben einige tolle junge Talente in Deutschland, die auch nach der U23 weiter ihre Chance bekommen sollten.

Gibt es Veränderungen in der Sportlichen Leitung von Lotto - Kern Haus?
Monreal: Wir bekommen noch etwas Zuwachs, wir haben Hartmut Täumler reaktivieren können. Letztes Jahr hatte er schon einen Einsatz und das wollen wir 2020 noch etwas ausbauen, da ich durch familiäre Gründe 2020 vielleicht bei einigen Rennen passen muss.

Das Team für 2020 wurde etwas vergrößert. Warum?
Monreal: Wir haben einen Fahrer mehr im Kader als letztes Jahr, da wir doch immer an die Grenzen stoßen, wenn wir ein zweigleisiges Programm fahren. Mit 15 Fahrern haben wir etwas mehr Luft, auch wenn mal ein oder zwei Jungs krank sind.

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.01.2020Curvers: “Wir trauen all unseren Fahrern die WorldTour zu“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

13.01.2020Grabsch: “Warum sollen wir kleinere Brötchen backen?“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

10.01.2020Blochwitz: “Wollen international als gereiftes Team auftreten“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

09.01.2020Grasmann: “Wir träumen vom langfristigen Erfolg“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

08.01.2020Ciolek: “Der harte Cut war ein logischer Schritt“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwor

06.01.2020Wackernagel: “Weiter mit Ruhe und Spaß zum Erfolg“

(rsn) -Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwort

03.01.2020Scherf: “Müssen uns abgewöhnen, einfach nur dabei zu sein“

(rsn) - Wie lief die vergangenen Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantw

02.01.2020Schäfer: “Wir wollen das beste deutsche KT-Team bleiben“

(rsn) - Wie lief die vergangenen Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantw

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)