Sechster Fleche-Wallonne-Sieg in Folge

Mur de van der Breggen: Die Weltmeisterin setzt noch einen drauf

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Mur de van der Breggen: Die Weltmeisterin setzt noch einen drauf"
Anna van der Breggen (Boels - Dolmans) hat zum sechsten Mal in Folge den Fleche Wallonne gewonnen. | Foto: Cor Vos

30.09.2020  |  (rsn) - Am Dienstag hatte sie auf einer Pressekonferenz ihres Teams in Maastricht gesagt, dass ihr die einzelnen Siege und ihre Geschichten wichtiger seien, als Rekordlisten. Tagsdrauf schrieb Anna van der Breggen (Boels - Dolmans) in Huy einmal mehr Geschichte. Bei der 23. Auflage des Fleche Wallonne der Frauen feierte die 30-Jährige am Mittwoch ihren sechsten Sieg in Folge und stellte somit den nächsten Rekord auf.

Fleche-Veranstalter ASO benannte in der Pressemitteilung zum Frauenrennen passenderweise gleich den berüchtigten Schlussanstiegs des Rennens nach der Weltmeisterin: Mur de Van der Breggen. Das passt. Niemand, nicht mal Marianne Vos oder Alejandro Valverde, die beide fünf Fleche-Siege auf dem Konto haben, hat die Mur so gezähmt, wie van der Breggen, die vor drei Jahren auch schon als Solistin hinauffuhr und trotzdem gewann. "Sechs Siege, das ist schon verrückt", sagte van der Breggen im Sieger-Interview nach dem Rennen. "Aber dieses Finale liegt mir einfach."

Jeder weiß, wie man an der Mur gewinnt: Gut positioniert in den Schlussanstieg einfahren, dann in den ersten zwei bis drei Reihen des Feldes bleiben, bis kurz nach der 200-Meter-Marke oder besser sogar bis zur 150-Meter-Marke warten und dann Vollgas zum Ziel durchziehen. Die Umsetzung in Perfektion gelingt aber nur wenigen.

Demi Vollering (Parkhotel Valkenburg) wollte ihre zukünftige Teamkollegin - sie wechselt 2021 zu van der Breggen ins Boels-Team, das dann SD Worx heißen wird - ärgern, indem sie 200 Meter vor dem Ziel neben sie fuhr und zu attackieren versuchte. Doch die Weltmeisterin ließ sie nicht ziehen, erhöhte ihr Tempo ebenfalls und setzte 50 Meter später zum entscheidenden Schlussspurt an, dem nur Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) noch annähernd folgen konnte.

Rennen erstmals live im Fernsehen

"Heute war es so knapp wie noch nie", sagte van der Breggen nach dem Rennen zwar, lag damit aber augenscheinlich nicht ganz richtig. Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) war im vergangenen Jahr näher an ihr dran als Uttrup Ludwig diesmal. Und auch wenn die Dänin bis kurz vor dem Zielstrich dran geblieben war, so sah es nie so aus, als könne sie gewinnen. Die Dänin wurde mit zwei Sekunden Rückstand Zweite, Vollering mit sechs Sekunden Dritte. Liane Lippert (Sunweb) fuhr als beste Deutsche auf Rang acht über den Zielstrich, bereits 18 Sekunden hinter van der Breggen.

Van der Breggen diktierte an der Mur schon früh das Tempo und fuhr den ganzen Anstieg von vorne - bis auf die knapp 50 Meter nach der 200-Meter-Marke, auf denen Vollering neben ihr und kurzzeitig mit einer Radlänge vor van der Breggen fuhr, bis die Weltmeisterin beschleunigte.

"Ich bin vorne reingefahren, und dann fahre ich hier gern mein Tempo, so dass ich am Ende noch etwas übrig habe. Aber wenn die anderen gehen, muss man natürlich folgen. Als Demi dann kam, habe ich noch einen Moment bis zur 150-Meter-Marke gewartet und bin von da an Vollgas gefahren", schilderte van der Breggen den bis zu 22 Prozent steilen Schlusskilometer des Rennens, das erstmals in seiner Geschichte live im TV übertragen worden war, womit die ASO endlich den seit Jahren anhaltenden Forderungen der Fans nachkam.

So lief das Rennen:

Schon kurz nach dem Start bildete sich eine dreiköpfige Spitzengruppe mit Fahrerinnen aus kleineren Mannschaften. Sie prägten das Bild auf den ersten 70 der 124 Kilometer, wurden dann aber eingeholt, als das Hauptfeld das Tempo erhöhte. Anschließend entstand eine interessante, siebenköpfige Gruppe mit van der Breggens Teamkolleginnen Amy Pieters und Chantal van den Broek-Blaak sowie Anouska Koster (Parkhotel Valkenburg), Hannah Barnes (Canyon - SRAM), Audrey Cordon-Ragot (Trek - Segafredo), Floortje Mackaij (Sunweb) und Elise Chabbey (Equipe Paule Ka).

Das Septett fuhr vor der ersten Passage der Mur de Huy, 32 Kilometer vor dem Ziel, eine halbe Minute Vorsprung heraus, wurde nach dem Anstieg aber wieder gestellt und es bildete sich nun ein rund 30 Fahrerinnen umfassendes Feld an der Spitze des Rennens. Dort bestimmten Cordon-Ragot und Ruth Winder für Trek - Segafredo lange Zeit das Tempo, während Uttrup Ludwig nach einem Defekt lange im Fahrzeug-Convoy hinter der Gruppe herjagte. Die Dänin hatte keine Teamkollegin mehr bei sich.

Unter dem Tempodiktat des Trek - Segafredo-Duos erreichte das Feld die letzten elf Kilometer und mit dem neuen Anstieg Cote de Chemin des Gueuses, der in diesem Jahr die Cote de Cherave ersetzte, das Finale. Dort übernahmen Pieters und van den Broek-Blaak für Boels - Dolmans die Kontrolle und verhinderten mit konstant hohem Tempo Angriffe von van der Breggens Konkurrentinnen.

Rund 20 Frauen rauschten daher gemeinsam hinunter zum Fluss Maas und in den Zielort Huy hinein, wo schließlich Hannah Barnes (Canyon - SRAM) das Rennen in die Mur hineinführte, bis dann aber van der Breggen das Zepter übernahm und ein weiteres Meisterstück ablegte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.07.2025Die 22 Teams für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

05.07.2025Im Schatten der Tour kämpfen Longo Borghini, Reusser & Co. um Rosa

(rsn) – Nur einem Tag nach dem Grand Départ der Tour de France der Männer starten die Frauen ihren Giro d’Italia. Ob bezüglich der medialen Aufmerksamkeit als “Konkurrenzprodukt“ zur Tour w

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

29.06.2025Ghekiere entthront in Belgien Kopecky

(rsn) – Die vorletzte Juniwoche ist auch in diesem Jahr den Nationalen Meisterschaften vorbehalten. Zunächst stehen die Wettbewerbe im Zeitfahren an, ehe am Wochenende die Straßenrennen folgen. W

28.06.20253 gegen 1 und doch verloren: Canyon unterliegt Koch

(rsn) – Wenn ein Team bei einem Meisterschaftsrennen fünf Kilometer vor dem Ziel zu dritt in einer vierköpfigen Spitzengruppe weit vor allen anderen Kontrahentinnen fährt und am Ende trotzdem nic

28.06.2025Niedermaier: “Muss ehrlich sein – Franzi war einfach stärker“

(rsn) – Das Straßenrennen der Frauen bei den Deutschen Meisterschaften 2025 in Linden ist zu einer wahren Hitzeschlacht geworden – und zu Demonstration der Stärke von Titelverteidigerin Franzisk

28.06.2025Lippert: “Mir fehlt halt einfach der Punch“

(rsn) - Das Ziel war es, den Titel zurückzuholen und das deutsche Meisterschafts-Quadruple vollzumachen. Doch dazu haben Liane Lippert (Movistar) bei der Deutschen Straßenmeisterschaft 2025 in Linde

28.06.2025Niewiadoma in Polen eine Klasse für sich

(rsn) – Die vorletzte Juniwoche ist auch in diesem Jahr den Nationalen Meisterschaften vorbehalten. Zunächst stehen die Wettbewerbe im Zeitfahren an, ehe am Wochenende die Straßenrennen folgen. W

28.06.2025Bauer ist Deutsche Meisterin der Juniorinnen

(rsn) – Leni Bauer (Junior Women RBW) ist die neue Deutsche Meisterin bei den Juniorinnen. Die Vorjahresachte setzte sich auf dem schweren Parcours in Linden nach 79 Kilometern im Zweiersprint vor M

28.06.2025Koch verteidigt in Linden ihren Meistertitel

(rsn) – Im Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften in Linden nahe Kaiserslautern konnte sich nach 118,5 schweren Rennkilometern erneut die Vorjahressiegerin Franziska Koch (Picnic – PostNL)

28.06.2025Das DM-Rennen der Frauen im Stream

(rsn) – Auf dem 118 Kilometer langen Parcours in Linden in Rheinland-Pfalz wird bei der Straßen-DM der Frauen die Nachfolgerin von Franziska Koch (Picnic – PostNL) gesucht. SWR Sport bietet ab 14

28.06.2025Niewiadoma: “Erster Saisonteil nichts, worauf ich stolz sein könnte“

(rsn) - Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM - zondacrypto) will sich mit einem starken Auftritt bei den Polnischen Meisterschaften den richtigen Schwung für die Titelverteidigung bei der Tour de Fr

Weitere Radsportnachrichten

05.07.2025Ein Tag für die Klassikerspezialisten

(rsn) - Auch am zweiten Tag bleibt die Tour de France im Norden Frankreichs. Für die Fahrer bedeutet das eine angenehme Konstante. Die 209 Kilometer lange Etappe führt von Lauwin-Planque zur Küste

05.07.2025Ganna fuhr zum Tour-Auftakt 60 Kilometer mit Gehirnerschütterung

(rsn) – Ein Baum verhinderte die freie Sicht auf das, was bei der ersten wirklich wichtigen Szene dieser Tour de France geschehen war. Aus der Helikopterperspektive ließ sich nur beobachten, dass F

05.07.2025Red Bull büßt am ersten Tour-Tag Zeit und Selbstbewusstsein ein

(rsn) - Nein, diesen ersten Tag der Tour de France hatte man sich bei Red Bull – Bora – hansgrohe sicher ganz anders vorgestellt. Mick van Dijke, Laurence Pithie und Gianni Moscon sollten gerade b

05.07.2025Evenepoel verliert beim Tour-Auftakt “dumme Sekunden“

(rsn) – Für Soudal – Quick-Step lief der Auftakt zur 112. Tour de France in Lille nicht nach Maß. Sowohl Remco Evenepoel als auch Tim Merlier hatten den Abgang im Finale der 1. Etappe verpasst.

05.07.2025Benjamin Thomas stürzt ins erste Bergtrikot der Tour

(rsn) - Benjamin Thomas (Cofidis) wird das erste Bergtrikot der 112. Tour de France mit einigen Schmerzen bezahlen. Der Franzose lieferte sich am Mont Cassel, der zweiten von drei Bergwertungen, ein p

05.07.2025Zimmermann: “Das war kein idealer Start für uns“

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat die 1. Etappe der 112. Tour de France über 184,9 Kilometer rund um Lille gewonnen und das Gelbe Trikot übernommen. Der Belgier ließ im Sprint

05.07.2025“Fantastische Team-Performance“: Philippsen sprintet ins Gelbe

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat den Auftakt zur 112. Tour de France gewonnen und sich das erste Gelbe Trikot gesichert. Im Sprint einer rund 30-köpfigen Spitzengruppe war der

05.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

05.07.2025Ganna und Bissegger müssen am ersten Tag die Tour aufgeben

(rsn) – Ineos Grenadiers hat schon zum Auftakt der 112. Tour de France einen bitteren Verlust zu beklagen. Nachdem er schon nach 50 Kilometern gestürzt war, musste Filippo Ganna knapp 70 Kilometer

05.07.2025Astana: Vertrag mit Hauptsponsor XDS verlängert

(rsn) – Der chinesische Karbon-Hersteller XDS, seit dieser Saison Hauptsponsor des Astana-Teams, hat seine Partnerschaft mit dem kasachischen Rennstall um weitere drei Jahre verlängert. Das teilte

05.07.2025Zimmermann: “Im Seitenwind nicht ins Hintertreffen geraten“

(rsn) – Voller Vorfreude und im Trikot des Deutschen Meisters trat Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) am Samstagmittag in Lille zum Grand Départ an. "Es fühlt sich sehr gut an und gefällt

05.07.2025Schiffer feiert bei der Sibiu Tour seinen ersten Profisieg

(rsn) – Anton Schiffer (Bike Aid) hat auf der 3. Etappe der Sibiu Tour (2.1) seinen ersten Profisieg gefeiert. Einen Tag nach der Enttäuschung am Balea Lâc, als er um Platz vier sprintend stürzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)
  • Grand Prix Kahramanmaras (1.2, TUR)