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31.08.2021 | (rsn) - Nach einem enttäuschenden Auftakt bei der Benelux-Tour, wo er nach Defekt auf der Windkante knapp eine Minute auf die Konkurrenz verlor, hatte Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) im 11,1 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Lelystad den Tagessieg und somit den Start einer Aufholjagd für die Gesamtwertung fest eingeplant. Doch es kam anders. Statt an den Belgier, der am Ende nur Rang 18 belegte, ging der Sieg an den Schweizer Stefan Bissegger (EF Education - Nippo).
Dafür, dass Evenepoel - zuletzt auf einer ähnlichen Distanz bei der Dänemark-Rundfahrt siegreich - unvorstellbare 39 Sekunden auf Bissegger einbüßte, gab es einen Grund. Evenepoel fühlte sich krank.
"Ich konnte bis eine Stunde vor dem Zeitfahren nichts essen. Die ersten drei, vier Kilometer ging es noch, aber dann waren meine Beine komplett leer, weil mir einfach die Energie fehlte," so der Deceuninck-Kapitän, der nun sogar an Aufgabe denkt. "Wenn sich die Situation weiter verschlechtert, machte es keinen Sinn weiterzufahren", fügte er an.
Beinahe gar nicht erst am Start der Benelux-Tour hätte Bissegger gestanden . Der Schweizer war am Freitag im Training von einem Auto angefahren worden. "Das war ziemlich heftig. Mein Rad war komplett zerstört. Ich hatte Glück, dass ich nur mein Handgelenk verletzte. Wir waren erst sogar unsicher, ob ich hier starten könnte ", so Bissegger nach seinem dritten Saisonsieg, der ihm auch die Gesamtführung brachte.
Dass ihm dieser Doppelschlag glückte, kam entsprechend auch für den Eidgenossen überraschend. Bereits auf der Auftaktetappe hatte der EF-Profi über Schmerzen am Handgelenk geklagt, die vor allem durch Fahrbahnunebenheiten hervorgerufen wurden. "Vor einigen Passagen, an denen man über kleine Bordsteinkanten springen musste, hatte ich auch heute im Zeitfahren Respekt, weil es ziemlich viele Schmerzen bereitete. Aber der Sieg macht den Schmerz vergessen, den ich die letzten Tage hatte."
Die ersten Kilometer des Zeitfahrens entlang des Meeres schmerzten Bissegger aber vor allem in den Beinen. Denn bei Gegen- und Seitenwind schaffte es der Schweizer nicht, mehr als 50 km/h auf den Tacho zu bringen. "Das war schon nervend", so Bissegger, bei dem zudem noch der Powermeter, der die Wattwerte aufzeichnet, ausfiel. "Ich habe dann einfach auf mein Gefühl gehört", so Bissegger, der dann aber im zweiten Streckenteil bei Rückenwind für seinen Kampfgeist in der ersten Rennhälfte belohnt wurde. "Man hatte 60 km/h drauf. Das konnte man dann richtig genießen, auch wenn es in den Beinen wehtat".
Der 22-jährige Bissegger genoss seine Fahrt wohl so sehr, dass er der starken Zeitfahrkonkurrenz um Längen davonfuhr. Auf den Zweitplatzierten Edoardo Affini (Jumbo - Visma) hatte er 15 Sekunden Vorsprung, war somit pro Kilometer mehr als eine Sekunde schneller als der Italiener. Sein Landsmann Stefan Küng (Groupama - FDJ) hatte als Dritter schon 20 Sekunden Rückstand, dahinter folgten im weiteren Sekundenrhythmus Kasper Asgreen (Deceuninck - Quick-Step) und Max Walscheid (Qhubeka NextHash) als bester Deutscher auf den Plätzen vier und fünf.