RSNplusPerfektes Tirreno-Finale

Dem Instinkt gefolgt: Bauhaus aus der Sackgasse zum Sieg

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Dem Instinkt gefolgt: Bauhaus aus der Sackgasse zum Sieg"
Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bejubelt seinen Sieg zum Finale von Tirreno-Adriatico. | Foto: Cor Vos

14.03.2022  |  (rsn) – Der Bruchteil einer Sekunde hat beim Abschluss von Tirreno – Adriatico für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) in San Benedetto über Sieg oder Niederlage entschieden. Der Kölner zog im Sprint auf den letzten Metern aus einer ungünstigen Position mit viel Verkehr vor ihm von der linken Seite einmal diagonal über die Straße nach rechts hinüber, nutzte dort die freie Bahn und stürmte zum 18. Sieg seiner Karriere - es war zugleich einer der bedeutendsten.

“Ein Sieg bei Tirreno – Adriatico ist schon etwas Besonderes. Es ist ein sehr großes Radrennen, hinzu kommt, dass es mein erster Saisonsieg war. Ich freue mich extrem, vor allem für unseren Sprintzug mit Heino (Heinrich Haussler) und Jasha Sütterlin. Schön, dass wir so früh im Jahr erfolgreich waren“, so Bauhaus am Abend im Gespräch mit radsport-news.com. ___STEADY_PAYWALL___

Nach einem komplizierten Winter mit einem längeren Trainingsausfall aufgrund von Knieproblemen und einem daraus resultierenden verspäteten Saisoneinstieg liefen die Sprints bei den ersten Renneinsätzen noch nicht richtig rund. Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne verpasste Bauhaus knapp die Top Ten, zu Beginn von Tirreno-Adriatico reichte es gegen starke Konkurrenz zu zwei Top-Ten-Ergebnissen.

Von Tag zu Tag besser gefühlt

Dennoch war Bauhaus zuversichtlich, dass ihm am Schlusstag noch ein Coup gelingen würde. “Ich hatte die ganze Zeit ein gutes Gefühl. Nach Kuurne war ich enttäuscht und wollte es bei Tirreno besser machen. Bei Tirreno war dann im ersten Sprint auch eine gewisse Enttäuschung da, weil mich Ballerini etwas zugefahren hat und eigentlich mehr drin war als Rang sechs. Mit dem zweiten Sprint, bei dem ich Siebter wurde, weil ich zu weit hinten positioniert war, bin ich zufrieden gewesen. Und generell habe ich mich im Verlauf der Rundfahrt immer besser statt schlechter gefühlt, auch wenn man natürlich müder wurde. Ich wusste, dass ich gut drauf war“, erzählte der 27-Jährige rückblickend.“

Mit einem Tigersprung sicherte sich Bauhaus in San Benedetto den ersten Saisonsieg, der zugleich der 18. seiner Karriere war. | Foto: Cor Vos

Auch im finalen Sprint der 57. Ausgabe der italienischen Fernfahrt war Bauhaus nicht sonderlich gut positioniert, da aber mit voller Absicht. “Nach der ersten von fünf Zieldurchfahrten habe ich zu meinem Sprintzug gesagt, dass wir spät von hinten nach vorne kommen und den Sprint erst spät setzen dürfen. Der Gegenwind war so stark, da würden 150 oder gar 200 Meter extrem lang“, sagte der Bahrain-Profi, der auf dem Schlusskilometer vom routinierten Haussler am Hinterrad von Arnaud Demare (Groupama – FDJ) abgeliefert wurde.

“Da hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Demares Team ist den ganzen Tag von vorne gefahren und ich dachte mir, dass er dann zumindest bis zur Ziellinie alles für ein Top-Ergebnis geben wird“, verriet Bauhaus seine Strategie. Dabei sei es auch nicht wichtig gewesen, wie viele Fahrer noch vor ihm platziert gewesen wären und ob er zwischenzeitlich eingeklemmt werden würde – so wie es etwa 400 Meter vor dem Ziel der Fall war, als er einige Tritte auslassen musste. “Die letzten 40 bis 50 Sekunden hatte ich keinen einzigen negativen Gedanken, dass es nicht mit einem sehr guten Ergebnis klappen könnte“, betonte Bauhaus.

Auch nach dem Tirreno-Coup noch “Luft nach oben“

Dennoch sah es zunächst so aus, als würde er sich auf der linken Straßenseite in eine Sackgasse fahren. Aber dann “war es der Bruchteil einer Sekunde, wo ich die Lücke auf der rechten Seite habe aufgehen sehen. Da muss man gleich entscheiden, ob man die nimmt oder es woanders probiert. In dem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich links nicht durch den Verkehr komme. Mir war klar: Wenn ich eine Chance auf den Sieg haben will, dann muss ich rechts fahren. Ich bin direkt losgesprintet und habe versucht, diese Chance zu nutzen“, schilderte Bauhaus den Sprint, der für ihn perfekt endete.

Nach einer Verletzung im Winter und einem verspäteten Saisoneinstieg hatte der Bahrain-Sprinter in San Benedetto allen Grund zum Jubel. | Foto: Cor Vos

Auf die Frage, ob er nun wieder in der derselben Verfassung wie vor seiner Verletzungspause sei, entgegnete Bauhaus, dass der Formverlust aufgrund des sehr guten Trainings nach seiner Verletzung gar nicht so groß gewesen sei. “Ich habe im Training das Maximum rausgeholt und wusste, dass ich gut drauf sein müsste“, so Bauhaus, der kein Freund großer Ankündigungen ist. “Ich bin da eher zurückhaltender und sage nicht: Ich bin topfit und erwarte, dass ich gewinne.“

Die Erwartungen sind nach dem Tirreno-Coup aber sicherlich nicht geringer geworden. Bauhaus sieht bei sich auch noch “Luft nach oben“ - aber nicht wegen seines reduzierten Wintertrainings. “Das Level in der WorldTour ist super hoch. Da muss man immer an sich arbeiten“, erklärte er. Für die nächsten Rennen hofft Bauhaus, einen weiteren Schritt nach vorne machen zu können und “hoffentlich noch ein bisschen stärker als bei Tirreno“ zu sein.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2022Alaphilippe will in San Remo “eine gute Rolle spielen“

(rsn) - Bei Tirreno-Adriatico spielte Weltmeister Julian Alaphilippe (Quick-Step Alpha Vinyl) im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als ihm insgesamt drei Etappensiege gelangen, diesmal keine Rolle.

15.03.2022Landa fühlt sich so gut wie nie und ist bereit fürs Giro-Podium

(rsn) - Mit seinem dritten Platz in der Gesamtwertung von Tirreno-Adriatico fuhr sich Mikel Landa (Bahrain Victorious) in den Kreis der großen Giro-Favoriten (6. – 29. Mai). Seinen Angaben nach kam

15.03.2022Pinot ist wieder da: “Seit 2020 nicht mehr so gut gefühlt“

(rsn) – Thibaut Pinot scheint endlich am Ende eines langen Leidensweges angekommen zu sein. Der 31-jährige Franzose vom Team Groupama – FDJ hat am Sonntag die Fernfahrt Tirreno-Adriatico auf dem

14.03.2022Vingegaard kann mit dem Druck der Kapitänsrolle umgehen

(rsn) - Bei der vergangenen Tour de France war Jonas Vingegaard bei Jumbo - Visma als Ersatzkapitän für den ausgeschiedenen Primoz Roglic eingesprungen und hatte als Debütant nach drei Wochen hinte

14.03.2022Tirreno: Arensman erhielt sogar Unterstützung von Bardet

(rsn) – Kein Profiteam hat mehr deutsche Fahrer in seinen Reihen als der DSM-Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink, doch beim 57. Tirreno – Adriatico war es ein Niederländer, der für Furore sor

13.03.2022Nach Vlasovs Sturz stieg Bora bei Paris-Nizza komplett vom Rad

(rsn) - Es gab Zeiten, da überzeugte Bora – hansgrohe gerade im Frühjahr durch Spitzenergebnisse in Serie. Beispielsweise mit den Siegen von Maximilian Schachmann bei Paris-Nizza. In diesem Jahr b

13.03.2022Finale der Schlussetappe von Tirreno-Adriatico im Video

(rsn) – Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat am Schlusstag des 57. Tirreno-Adriatico seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Kölner ließ auf der 7. Etappe über 159 Kilometer rund um San Benede

13.03.2022Bauhaus zog im Gegenwind an allen Gegnern vorbei

(rsn) - Mit dem Tagessieg durch Phil Bauhaus (Bahrain – Victorious) ist die 57. Austragung von Tirreno-Adriatico zu Ende gegangen. Der 27-jährige Kölner sicherte sich die Schlussetappe der Fernfah

13.03.2022Evenepoel stürzte an Pantanis Berg vom Tirreno-Podium

(rsn) - Gefroren haben wohl beide "Wunderkinder" während der Königsetappe von Tirrreno-Adriatico im Anstieg zum Monte Carpegna, wo das Thermometer nur bis knapp über den Gefrierpunkt kletterte. Wä

13.03.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 13. März

(rsn) - Welche UCI-Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus, welche Fahrer und Teams stehen am Start und wer sind die Favoriten? Wir geben Ihnen kompakt und übersichtl

12.03.2022Pogacar ist der neue Kannibale des Radsports

(rsn) – Der Radsport hat einen neuen Kannibalen, einen Nachfolger von Eddy Merckx, dem dieser martialische Ehrenname zuteil wurde, weil er in seinem Sieghunger unstillbar war. Dies trifft nun auf Ta

12.03.2022Doppelt schwerer Tag für Bora – nur Hindley überzeugte

(rsn) – Mit gleich vier starken Rundfahrern bestreitet Bora – hansgrohe zurzeit Paris-Nizza (2.UWT) und Tirreno-Adriatico (2.UWT). Ursprünglich waren es sogar sechs, doch in Frankreich fiel Felix

Weitere Radsportnachrichten

15.06.2025Grégoire rauscht in Regenschlacht von Küssnacht zum Auftaktsieg

(rsn) – Romain Grégoire (Groupama – FDJ) hat die 1. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) in Küssnacht gewonnen. Der Franzose setzte sich an einem verregneten Nachmittag am Vierwaldstättersee als S

15.06.2025Pogacar wehrt Vingegaards Angriffe ab und gewinnt Dauphiné

(rsn) - Tadej Pogacar (UA – Emirates – XRG) hat souverän den Gesamtsieg des 77. Critérium du Dauphiné eingefahren und sich am letzten Tag keine Blöße mehr gegeben, Der Franzose Lenny Martinez

15.06.2025Walscheid erleidet Ellbogenbruch bei Dwars door het Hageland

(rsn) - Bitterer Rückschlag für Max Walscheid (Jayco - AlUla): Der 32-jährige Heidelberger ist beim belgischen Eintagesrennen Dwars door het Hageland (1.Pro) am Samstag zu Fall gekommen und hat sic

15.06.2025Foto-Finish! Magnier bezwingt Philipsen bei der Elfstedenronde

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) holt weiterhin das Maximum aus seiner Form nach dem vorzeitigen Ausstieg am letzten Ruhetag des Giro d´Italia heraus. Der 21-jährige Franzose hat 24 St

15.06.2025Schwarzbacher gewinnt Auftakt beim Giro Next Gen

(rsn) – Matthias Schwarzbacher (UAE Team Emirates Gen Z) hat in Rho das 8,4 Kilometer lange Auftaktzeitfahren des Giro d'Italia Next Gen (2.2U) gewonnen. Der 19-jährige Slowake war in 9:17 Minuten

15.06.2025Cavallar Dritte und Mitterwallner Sechste bei Pyrenäen-Rundfahrt

(rsn) – Die Baskin Usoa Ostolaza (Laboral Kutxa – Fundacion Euskadi) hat die dreitägige Pyrnäen-Rundfahrt (2.1) gewonnen und damit ihr Potential als Bergfahrerin noch einmal unterstrichen. Nachd

15.06.2025Vollering nach Suisse-Niederlage “leer - Zeit zu schlafen“

(rsn) – Völlig ausgepumpt und mit tiefer Enttäuschung in der Miene saß Demi Vollering (FDJ – Suez) nach der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) in Küssnacht am Absperrgitter. Die Ni

15.06.2025Evenepoel fit für die Tour? “Im Vergleich zum Vorjahr bin ich weiter“

(rsn) - Knapp drei Wochen vor dem Start der Tour de France am 5. Juli in Lille stellt sich die Frage, ob Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) wirklich zum Herausforderer von Tadej Pogacar (UAE –

15.06.2025Reusser fährt taktisch klug zum Etappen- und Gesamtsieg

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) hat auf der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) rund um Küssnacht ihre Sonderstellung bei ihrer Heimat-Rundfahrt noch einmal eindrucksvoll unter Beweis

15.06.2025Picnic - PostNL verabschiedet Bardet mit 10-Minuten-Video

(rsn) - Mit der Schlussetappe des Critérium du Dauphiné durchs Maurienne-Tal hinauf zum Mont Cenis endet am Sonntag die 14-jährige WorldTour-Karriere von Romain Bardet. Der 34-Jährige, vierfache T

14.06.2025Angriff aufs Double: Wer schlägt Almeida in der Schweiz?

(rsn) – Während Tadej Pogacar beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) gegen Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel, Florian Lipowitz und Co. kämpft, ist sein wohl stärkster Berghelfer für die Tour de Fr

14.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)
  • Elfstedenronde Brugge (1.1, BEL)
  • SPAR Flanders Diamond Tour (1.1, BEL)
  • Tour de Beauce (2.2, CAN)
  • Yellow River Estuary Road (2.2, CHN)