Kein Kapitänsplatz mehr für den Toursieger von 2018

Thomas sieht Mangel an Erfahrung bei Ineos Grenadiers

Von Peter Maurer

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Geraint Thomas (Ineos - Grenadiers) | Foto: Cor Vos

14.11.2022  |  (rsn) – Mit seinem dritten Gesamtrang bei der Tour de France 2022 stellte der Waliser Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) im zarten Alter von 36 Jahren eindrucksvoll unter Beweis, dass bei den ganz großen Rennen nach wie vor mit ihm zu rechnen ist. Obwohl er nicht einmal als Leader seiner Mannschaft in die Frankreich-Rundfahrt ging, landete er schlussendlich auf dem Podium. 2023 geht er in seine 14. Saison für den britischen Toprennstall, welche Rolle er dort einnehmen wird, ist nach wie vor nicht geklärt.

"Wenn man sich das Team ansieht, dann konzentriert man sich viel mehr auf die Zukunft", erklärte der Brite zuletzt der Plattform cyclingnews.com in einem ausführlichen Interview und fügte an: "Es gibt viel Potential und sie können viele Rennen gewinnen, aber wenn es um die wirklich großen Rennen geht, dann wartet da eine größere Herausforderung."

Denn mit Tao Geoghegan Hart, Pavel Sivakov, den aufkommenden Ansprüchen von Tom Pidcock, dem Zugang von Thymen Arensman,  sowie der Rückkehr von Egan Bernal hat das Team viele mögliche Kapitäne für die drei großen Landesrundfahrten, erst recht wenn man noch Daniel Felipe Martinez und Thomas miteinrechnet. Doch sieben Kapitäne könnten auch vier zu viel sein.

"Die Erwartungen der Chefetage ist hoch und sie wollen auch Leistung sehen. Wir haben die Fahrer dafür, aber der Mangel an Erfahrung wird wahrscheinlich der Schwachpunkt sein", analysierte Thomas. In den Zeiten eines Bradley Wiggins oder Chris Froome war der Kapitän für die Tour als auch für die großen Erfolge immer fix gesetzt, was jetzt nicht mehr so scheint wie der Toursieger von 2018 am eigegen Leib erfahren musste.

Sein dritter Platz im Vorjahr in Frankreich kam zwar aufgrund seines Sieges bei der Tour de Suisse nicht ganz überraschend, allerdings war der Waliser bei der Tour nicht als Chef vorgesehen. "Adam Yates und Dani Martinez waren die Fahrer, die von Anfang an für das Rennen vorgesehen waren und natürlich Egan vor seinen Unfall. Es war aber nie die Rede davon, dass ich ein geschützter Fahrer bin", erinnerte sich der 36-Jährige.

Dritter Gesamtrang ließ teaminternes Klima abkühlen

Als Helfer und Vorbild für die jüngeren Fahrer in der Rolle eines Road-Captains setzte man vor fünf Monaten auf Thomas. Etwas, mit dem er sich nicht zufrieden gab. "Es fühlte sich so an, als hätten sie lediglich Leistungsdaten analysiert. Sie kennen mich seit 20 Jahren, wissen über meine Eigenschaften eigentlich bescheid", fügte er an.

Insgesamt vier Fahrer mit Thomas, Martinez, Adam Yates und Pidcock hatte die Mannschaft zwischenzeitlich in den Top Ten der Gesamtwertung platziert. Unter den besten fünf war am Ende nur Thomas zu finden. "Irgendwie war ich angespornt durch die Ausgangslage, denn in meinem Hinterkopf war immer der Versuch, den Leuten das Gegenteil zu beweisen", blickte er zurück. Doch die persönliche Bestätigung durch den dritten Gesamtrang ließ auch das Klima zwischen Thomas und seiner Mannschaftsleitung deutlich abkühlen.

"Es gibt einen großen Unterschied zwischen privat und geschäftlich. Wenn du älter wirst und mehr Selbstvertrauen hast, dann kannst du leichter deine Meinung sagen", so Thomas, der seine Unzufriedenheit über seine Rolle auch der Chefetage von Ineos – Grenadiers kund gab.

Thomas ortet Probleme bei den Gesamtwertungsaspiranten

2023 hat er auf den Giro d’Italia ein Auge geworfen, aber noch ist kein genauer Plan fixiert. "Ich würde es lieber früher als später wissen", meinte er vor allem wohl auch im Hinblick auf das Frühjahr, wo der Waliser gerne bei den Klassikern am Start stehen würde, was sich mit einer Vorbereitung auf den Giro nicht vereinbaren ließe.

Selbst sieht Thomas die Gesamtwertungssituation für seine Mannschaft trotz der vielen möglichen Anwärter nicht so rosig. "Bei Egan gibt es noch ein großes Fragezeichen seit seinem Unfall. Tao hatte zwar den Giro gewonnen, zuletzt aber ziemlich gekämpft und auch Pavel Sivakov ist auf dem richtigen Weg, aber irgendwie noch nicht ganz da angekommen", blickte er auf seine möglichen teaminternen Kontrahenten im Kampf um die Kapitänsrolle.

Nicht jeder Jahrgang enthält ein Nachwuchssupertalent

Und auch langfristig sieht der erfahrene Athlet seine Mannschaft und den Radsport im Allgemeinen derzeit falsch beraten. "Alles sind nur besessen von jungen Fahrern und Talenten. Jeder will den nächsten Remco finden. Aber der ist einfach was Besonderes", streute er den aktuellen Straßenweltmeister und Vuelta-Gesamtsieger Blumen und erklärte weiter: "Er und Pogacar sind einzigartig. Es gibt nicht jedes Jahr einen wie sie."

Teams wie Ineos als auch UAE Team Emirates haben sich in den letzten Jahren bei den Supertalenten im Nachwuchs stark bedient, diese unter Vertrag genommen. Thomas sieht da Probleme für die zwar sehr finanzstarken Teams, auf die in den nächsten Jahren hohe Gehälter zukommen könnten. "Wenn all die jungen Leute gute Fortschritte machen, dann kannst du auch nicht alle halten. Schießen ihre Leistungswerte in die Höhe, dann schießt auch das Gehalt nach oben. Sie zu behalten, dafür hat Ineos dann das Budget nicht", so der Waliser abschließend.

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