RSNplusFünf Fragen für Mailand-Sanremo

Wo attackiert Pogacar und wie verabschiedet sich Sagan?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Wo attackiert Pogacar und wie verabschiedet sich Sagan?"
2020 setzten sich Julian Alaphilippe (vorne) und Wout Van Aert (hinten) am Poggio entscheidend ab - Van Aert gewann. 2021 und 2022 kamen die entscheidenden Vorstöße erst in der Abfahrt. | Foto: Cor Vos

17.03.2023  |  (rsn) – Die Primavera steht an – das erste ganz große Highlight der Saison: Mailand-Sanremo (1.UWT). Das erste der fünf Monumente beginnt in diesem Jahr erstmals nicht direkt in Mailand, sondern in der Vorstadt Abbiategrasso und führt über 294 Kilometer zunächst an die ligurische Küste und dort immer am Meer entlang nach San Remo.

Die Entscheidung fällt auf der Via Roma, die Vorentscheidung aber bereits davor am berühmten Poggio di San Remo – und wie jedes Jahr steht dabei eine Frage über allen anderen: Kommen die Sprinter mit über die Kuppe oder können angriffslustige und kletterstarke Fahrer sich dort genügend Vorsprung erarbeiten, um sich anschließend ins Ziel zu retten. radsport-news.com hat sich fünf interessante Themen für den Samstagnachmittag herausgepickt – hier sind 'Fünf Fragen für Mailand-Sanremo': ___STEADY_PAYWALL___

1. Sprinter oder Angreifer: Wer macht diesmal das Rennen?

Jahr für Jahr ist es dasselbe Spiel: Stundenlang spitzt sich Mailand-Sanremo auf die letzte halbe Rennstunde zu – und dann ist am Poggio Hochspannung geboten. Kann jemand so hart attackieren, dass er alle Sprinter abschüttelt oder läuft nach der Abfahrt in Richtung Via Roma doch wieder ein größeres Feld zusammen?

2023 scheint die Chance für den Sieg eines Angreifers so groß wie selten, denn mit seiner überragenden Frühform hat sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) in den Augen vieler zum großen Top-Favoriten gemacht. Die Frage ist: Kommt der Slowene alleine weg oder muss er sich im flachen Finale dann doch auf ein taktisches Spielchen mit einem Kontrahenten einlassen, der vielleicht noch einen Sprinter aus seinem Team in der zweiten Gruppe hat?

2. Sind van der Poel und Van Aert auf den Punkt topfit?

Nachdem sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout Van Aert (Jumbo – Visma) ein packendes Duell bei den Cross-Weltmeisterschaften Anfang Februar in Hoogerheide geliefert haben, war für beide ihr Einstieg in die Straßensaison etwas schwerfälliger, als man es bislang kannte.

Nach ihrem heißen Duell bei der Cross-WM sind Wout Van Aert und Mathieu van der Poel auf der Straße noch nicht ganz bei 100 Prozent gewesen. | Foto: Cor Vos

Van der Poel gab zuletzt sogar zu, dass die Cross-Saison eine perfekte Vorbereitung für die Straße verhinderte. Doch schon 2022 bewies er als damaliger Dritter, dass es bei Mailand-Sanremo trotzdem klappen kann, ganz vorne reinzufahren. Am Poggio, wenn Pogacar attackiert, wird sich zeigen, ob die beiden Cross-Superstars für San Remo nun doch wieder punktgenau in Form gekommen sind.

3. Wie verabschiedet sich Sagan von der Primavera?

Mailand-Sanremo sei am leichtesten zu fahren, aber am schwersten zu gewinnen, heißt es. Und Peter Sagan (TotalEnergies) kann ein Lied davon singen. Der Slowake hat in seiner Karriere so gut wie alles gewonnen, was im Rahmen seiner physischen Möglichkeiten zu liegen schien – außer: Mailand-Sanremo. Fünf Mal kam Sagan als Vierter in San Remo über den Zielstrich, zwei Mal als Zweiter, aber nie als Erster.

Peter Sagan wird Mailand-Sanremo am Samstag zum wohl letzten Mal bestreiten. Er hat dort noch nie gewonnen. | Foto: Cor Vos

Nun bestreitet der dreimalige Straßen-Weltmeister die Primavera zum allerletzten Mal. Am Saisonende kehrt er dem Profi-Peloton den Rücken. Entsprechend heiß dürfte Sagan am Samstag sein – doch reichen die Kräfte in seiner Abschiedssaison für den ganz großen Coup? Oder rollt er abgehängt, aber zu den Fans winkend über die Via Roma? Gefeiert von den Tifosi, daran dürfte kein Zweifel bestehen, wird Sagan sicherlich werden.

4. De Lie oder Ewan – wer ist stärker?

Lotto Dstny mag Ende 2022 aus der WorldTour in die ProSeries abgestiegen sein, doch in Sachen Sprintern ist abgesehen von Soudal – Quick-Step wohl kein anderes Team so gut aufgestellt wie die Mannen in Rot und Hellblau. Mit Arnaud De Lie und Caleb Ewan bringt die belgische Mannschaft nun auch beide schnellen Männer mit nach Italien und stellt daher wohl das Team dar, das am meisten auf eine Sprintankunft hofft. Die Frage ist dann nur: Für wen fährt man am Ende?

Arnaud de Lie und Caleb Ewan bei einer Team-Veranstaltung von Lotto Dstny im Herbst - gemeinsam wurde ein Spiel der Belgischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Kanada geschaut. | Foto: Cor Vos

De Lie erklärte vor ein paar Tagen, dass diese Entscheidung im Finale aus dem Teamwagen per Funk kommen müsse – und sollte eine große Gruppe nach der Poggio-Abfahrt beisammen sein, scheint das auch sehr realistisch. Denn auch wenn Ewan auf der Via Roma noch nicht gewonnen hat, so bewies er mehrmals, dass er mit dem Poggio gut zurechtkommt - er war schon zweimal Zweiter. Nahe seiner Wahlheimat Monaco ist der Sieg bei der 'Primavera' schon immer ein Traum des Australiers.

Und auch De Lie trauen sehr viele den ganz großen Coup gleich bei seinem ersten Start zu. Auch wenn der Belgier erst am Donnerstag 21 Jahre alt wurde, scheint er für die Mammutdistanz von knapp 300 Kilometern schon bereit zu sein. Schwere Rennen, wie das über den Poggio, mag er auch.

5. Versucht es Pogacar schon an der Cipressa?

Tadej Pogacar ist mit bereits neun Saisonsiegen auf dem Konto der große Top-Favorit bei den Buchmachern. Da der Slowene aber nicht im Massensprint gewinnen dürfte, scheint klar: Er wird irgendwann attackieren. 2022 tat er das am Poggio, kam aber nicht entscheidend weg und musste sich dann mit Rang fünf auf der Via Roma begnügen.

Tadej Pogacar war der Konkurrenz in dieser Saison bislang stets weit überlegen, sobald es bergauf ging. | Foto: Cor Vos

Deshalb erwarten einige nun, dass der frischgebackene Paris-Nizza-Sieger es diesmal früher probiert und schon an der Cipressa der Konkurrenz den Fehdehandschuh hinwirft. "Ich denke er hat aus letztem Jahr gelernt, dass er zu lange gewartet hat. Und wenn der Wind so steht, wie heute bei unserer Besichtigung, kann das auch funktionieren", erklärte beispielsweise John Degenkolb (DSM) am Donnerstag gegenüber radsport-news.com.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2024Sobrero durfte kurz vom Sieg auf der Via Roma träumen

(rsn) - Wie ein Lausbub freute sich Matteo Sobrero am Ende dieser Primavera. Gut, das Ergebnis mit Platz zwölf beim 115. Mailand-Sanremo war keine Eilmeldung wert. Aber der italienische Neuzugang bei

16.03.2024Van der Poel lotst Philipsen auf den Primavera-Thron

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat die 115. Ausgabe von Mailand-San Remo (1.UWT) gewonnen und seinen ersten Sieg in einem Monument gefeiert. Dabei profitierte der Belgier von der

14.11.2023Mohoric: Gravel-WM-Titel mehr wert als Sanremo-Sieg

(rsn) – Matej Mohoric (Bahrain Victorious) hat mit einer Aussage gegenüber dem britischen Magazin Rouleur den Straßenradsport-Romantikern mitten ins Herz gestochen. Der Slowene erklärte, dass er

21.03.2023Van der Poel klopfte vor seiner Attacke freundlich an

(rsn) – Mathieu van der Poels Angriff kurz vor dem Ortsschild von Poggio am gleichnamigen Anstieg war unwiderstehlich und bärenstark. Der Niederländer von Alpecin – Deceuninck ließ kurz vor der

19.03.2023An der Cipressa gingen bei den DSM-Rookies die Lichter aus

(rsn) – John Degenkolb (DSM) führte beim 114. Mailand-Sanremo (1.UWT) eine Rookie-Bande um Marius Mayrhofer ins Rennen – und erwies sich schließlich als der stärkste Fahrer eines Teams, das in

19.03.2023Van der Poels Traum-Szenario: Solo-Sieg wie einst der Opa

(rsn) – Nach einer erfolgreichen Cross-Saison mit sieben Siegen und dem fünften Elite-Weltmeistertitel verlief der Auftakt der Straßensaison nach einem Monat Rennpause für Mathieu van der Poel (A

19.03.2023Sagans Abschiedstournee wird wohl keine Erfolgstour

(rsn) – Mailand-Sanremo (1.UWT) ist kein Sprinterklassiker mehr. Das Fazit, das sich nach dem ersten Monument der Saison bereits in den vergangenen Jahren ziehen ließ, hat sich auch bei der 114. Au

18.03.2023Starker Politt frustriert: “Zur falschen Zeit am falschen Ort“

(rsn) – Marco Haller und Nils Politt sind ein starkes Mailand-Sanremo (1.UWT) gefahren, am Ende aber stand für den deutschen WorldTour-Rennstall Bora – hansgrohe beim ersten Monument der Saison t

18.03.2023Ganna die neue Hoffnung der Tifosi auf Primavera-Sieg?

(rsn) – Erstmals seit fünf Jahren konnte sich wieder ein Fahrer aus Italien auf dem Podium von Mailand-Sanremo präsentieren. 2018 siegte Vinzenzo Nibali, nun fand der Hai von Messina mit dem Stun

18.03.2023Van der Poel nutzt am Poggio den richtigen Augenblick zum Sieg

(rsn) – Etwas ungläubig schlug sich Mathieu van der Poel auf den Helm, als er die Ziellinie von Mailand-Sanremo überquerte, nachdem er die letzten Meter zuvor schon jubelnd genießen konnte. Der 2

18.03.2023Van Aert: “Ich bedaure nicht, wie das Rennen gelaufen ist“

(rsn) - Die 114. Ausgabe von Mailand-Sanremo hat die Erwartungen erfüllt. Nach einem spannenden Finale entschied Mathieu von der Poel (Alpecin – Deceuninck) das erste Monument des Jahres in beeindr

17.03.2023Mohoric: “Ich habe noch ein paar Asse im Ärmel“

(rsn) - Mit Mailand-Sanremo steht am Samstag das erste Monument der Straßensaison auf dem Programm. radsport-news.com hat vor dem Start die Stimmen der Protagonisten zusammen getragen. Hier können

Weitere Radsportnachrichten

15.06.2025Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die 1. Etappe der Tour de Suisse ist zur Angelgenheit der Ausreißer geworden. Bei einsetzendem Regen ließen es die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg größtenteils ruhig angehen, doch gleichz

15.06.2025Highlight-Video der 8. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) - Lenny Martinez (Bahrain Victorious) hat am Plateau du Mont-Cenis die Schlussetappe des Critérium du Dauphiné gewonnen und sich eine gute halbe Minute vor den großen Favoriten ins Ziel geret

15.06.2025Grégoire rauscht in Regenschlacht von Küssnacht zum Auftaktsieg

(rsn) – Romain Grégoire (Groupama – FDJ) hat die 1. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) in Küssnacht gewonnen. Der Franzose setzte sich an einem verregneten Nachmittag am Vierwaldstättersee als S

15.06.2025Pogacar wehrt Vingegaards Angriffe ab und gewinnt Dauphiné

(rsn) - Tadej Pogacar (UA – Emirates – XRG) hat souverän den Gesamtsieg des 77. Critérium du Dauphiné eingefahren und sich am letzten Tag keine Blöße mehr gegeben. Der Franzose Lenny Martinez

15.06.2025Walscheid erleidet Ellbogenbruch bei Dwars door het Hageland

(rsn) - Bitterer Rückschlag für Max Walscheid (Jayco - AlUla): Der 32-jährige Heidelberger ist beim belgischen Eintagesrennen Dwars door het Hageland (1.Pro) am Samstag zu Fall gekommen und hat sic

15.06.2025Foto-Finish! Magnier bezwingt Philipsen bei der Elfstedenronde

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) holt weiterhin das Maximum aus seiner Form nach dem vorzeitigen Ausstieg am letzten Ruhetag des Giro d´Italia heraus. Der 21-jährige Franzose hat 24 St

15.06.2025Schwarzbacher gewinnt Auftakt beim Giro Next Gen

(rsn) – Matthias Schwarzbacher (UAE Team Emirates Gen Z) hat in Rho das 8,4 Kilometer lange Auftaktzeitfahren des Giro d´Italia Next Gen (2.2U) gewonnen. Der 19-jährige Slowake war in 9:17 Minuten

15.06.2025Cavallar Dritte und Mitterwallner Sechste bei Pyrenäen-Rundfahrt

(rsn) – Die Baskin Usoa Ostolaza (Laboral Kutxa – Fundacion Euskadi) hat die dreitägige Pyrnäen-Rundfahrt (2.1) gewonnen und damit ihr Potential als Bergfahrerin noch einmal unterstrichen. Nachd

15.06.2025Vollering nach Suisse-Niederlage “leer - Zeit zu schlafen“

(rsn) – Völlig ausgepumpt und mit tiefer Enttäuschung in der Miene saß Demi Vollering (FDJ – Suez) nach der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) in Küssnacht am Absperrgitter. Die Ni

15.06.2025Evenepoel fit für die Tour? “Im Vergleich zum Vorjahr bin ich weiter“

(rsn) - Knapp drei Wochen vor dem Start der Tour de France am 5. Juli in Lille stellt sich die Frage, ob Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) wirklich zum Herausforderer von Tadej Pogacar (UAE –

15.06.2025Reusser fährt taktisch klug zum Etappen- und Gesamtsieg

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) hat auf der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) rund um Küssnacht ihre Sonderstellung bei ihrer Heimat-Rundfahrt noch einmal eindrucksvoll unter Beweis

15.06.2025Picnic - PostNL verabschiedet Bardet mit 10-Minuten-Video

(rsn) - Mit der Schlussetappe des Critérium du Dauphiné durchs Maurienne-Tal hinauf zum Mont Cenis endet am Sonntag die 14-jährige WorldTour-Karriere von Romain Bardet. Der 34-Jährige, vierfache T

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)
  • Elfstedenronde Brugge (1.1, BEL)
  • SPAR Flanders Diamond Tour (1.1, BEL)
  • Tour de Beauce (2.2, CAN)
  • Yellow River Estuary Road (2.2, CHN)