RSNplusMit Arbeitermentalität zum Giro-Achtungserfolg

Ineos Grenadiers schickt starke Botschaft an die Gegner

Von Tom Mustroph aus Fossombrone

Foto zu dem Text "Ineos Grenadiers schickt starke Botschaft an die Gegner"
Tao Geoghegan Hart führt die ersten Favoriten am achten Giro-Tag über die Ziellinie | Foto: Cor Vos

13.05.2023  |  (rsn) - Ineos Grenadiers sorgte für Belebung bei der gefürchteten Übergangsetappe des Giro d'Italia nach Fossombrone. Den entscheidenden Punch setzte zwar Primoz Roglic (Jumbo - Visma), aber auch erst nach langer Vorarbeit der britischen Mannschaft. Und dann waren gleich zwei Kapitäne mit Tao Geoghegan Hart und Geraint Thomas 14 Sekunden vor Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step). Mit einer Phalanx von sechs Mann ist der Rennstall zudem noch unter den Top 20.

Fröhliches Umarmen war angesagt in Fossombrone. Kaum im Ziel, klatschte Thomas seine Teamkollegen der Reihe nach ab. Er musste auch nicht lange warten. Gleich vier Teamkollegen kamen innerhalb der nächsten 62 Sekunden an. Und Tao Geoghegan Hart war sogar ein paar Augenblicke vor dem früheren Tour-de-France-Sieger über den Zielstrich gerast.

___STEADY_PAYWALL___

"Puh, was für ein harter Tag", stöhnte Thomas zwar. “Roglic zog einfach stärker davon, als ich erhofft hatte", kommentierte er die letzten Kilometer. Aber das Lächeln in seinem Gesicht verriet seine Zufriedenheit. "Ich versuchte dann, mein Tempo zu fahren. Eddie Dunbar war dann eine große Hilfe. Wir schlossen zu Remco auf. Und dann hatten Tao und ich ungefähr zu genau derselben Zeit die gleiche Idee: Wir versuchten, zu Roglic zu kommen. Das war nicht einfach, auch die Abfahrt danach nicht mit all den engen Kurven. Aber wir haben es gemeistert“, meinte er zufrieden.

Ein starker Teamauftritt von Ineos Grenadiers auf der 8. Etappe | Foto: Cor Vos

Auch Teammanager Rod Ellingworth war angetan von dieser Etappe. Seine Equipe machte den stärksten Eindruck. Stolz ging er von Rennfahrer zu Rennfahrer, die in einer langen Reihe vor dem Bus auf den Rollen saßen und sich das Laktat aus den Beinen fuhren. Für jeden gab es einen Klaps auf die Schulter und ein paar Dankesworte. "Man merkt einfach, dass diese Jungs gern miteinander fahren. Es ist eine gute Truppe, der Zusammenhalt ist da", meinte er im Gespräch mit radsport-news.com. Und natürlich war er begeistert davon, was die kollektive Stärke seines Teams auszurichten vermag. Er vergaß dabei nicht einmal den, der gar nicht mehr dabei sind.

Ellingworth: „Schön auf dem Teppich bleiben“

"Ganz nach Plan lief es ja nicht. Wir mussten heute leider auf Filippo Ganna verzichten und das ist bitter, wenn man an das Zeitfahren am Sonntag denkt. Das ist schon richtig schade. Und er hat uns natürlich auch auf der Etappe gefehlt", gab er zu bedenken. Aber abseits des Ausfalls konnte Ellingworth zufrieden sein: "Wir wollten das Rennen hart machen. Das ist uns gelungen. Wir nehmen uns vor, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben und jeden Tag einfach zu arbeiten."

Mehr als ein Geheimfavorit für den Gesamtsieg: Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) | Foto: Cor Vos

Das ist die Botschaft, die er trotz des beeindruckenden Auftritts seines Teams senden wollte: "Wir dürfen jetzt nicht euphorisch werden. Schön auf dem Teppich bleiben, jeden Tag hart arbeiten und kollektive Geschlossenheit zeigen."

Es sind proletarische Tugenden, an die Ellingworth appelliert. Durchaus zu Recht. Denn den stärksten Fahrer im Peloton wie einst Chris Froome stellt sein Team längst nicht mehr. Roglic und auch Evenepoel sind individuell seinen Kapitänen überlegen. Das weiß Ellingworth, das wissen auch die Kapitäne. "Nein, an der Hierarchie im Giro hat sich durch den heutigen Tag nichts geändert. Alle erwarten ja immer, das Remco Vollgas fährt. Das war heute nicht der Fall. Aber schwach ist er deshalb trotzdem nicht", meinte Thomas zu radsport-news.com.

Vom Siegerteam zur Arbeitermannschaft

Dennoch können die Briten zufrieden sein. Beim ersten größeren Schlagabtausch der Klassementfahrer bei diesem Giro waren sie voll mit dabei. Gleich die ganze Verantwortung für das Rennen wollen sie aber auch nicht übernehmen. "Es ist gut, dass Jumbo heute auch das Rennen hart gemacht hat. Sie haben ungefähr genauso viel Arbeit geleistet wie wir", sagte Ellingworth.

Der zweite Leader Tao Geoghegan Hart (Ineos Grenadiers) kennt das Gefühl des Giro-Gesamtsieges schon | Foto: Cor Vos

Für das Zeitfahren erwartet er wieder Evenepoel in der Favoritenrolle Nummer eins. Seine beiden Spitzenfahrer liegen auf den Plätzen fünf und sechs in der Lauerstellung. Auf das starke Teamwork können sie sich am Sonntag aber nicht verlassen: "Dann heißt es individuell die beste Leistung bringen. Gelingt das, haben wir eine gute Ausgangsposition." Dann kam der klassische Satz fürs Phrasenschwein: "Der Giro ist noch lang."

Und dem schickte Ellingworth noch einmal das neue Motto hinterher: "Die Füße auf dem Boden behalten und jeden Tag hart arbeiten." Der einstige Glamourrennstall Ineos Grenadiers ist zum britischen Arbeiterverein geworden. Und er kann weit kommen damit, zumindest bei diesem Giro.

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.11.2023Buitrago will erstmals zur Tour und um das Weiße Trikot kämpfen

(rsn) – Nach zwei Giro-Etappensiegen in den beiden vergangenen Jahren hofft Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) in der kommenden Saison auf sein Tour-de-France-Debüt. Dann möchte der Kolumbiane

31.07.2023Baudin nach Tramadol-Missbrauch vom Giro disqualifiziert

Neo-Profi Alex Baudin (AG2R - Citroen) ist nachträglich vom Giro d´Italia 2023 ausgeschlossen worden. Das teilte die UCI am Montag mit. Grund dafür ist der Fund des Schmerzmittels Tramadol in den B

04.06.2023ASO plant Corona-Protokoll für die 110. Tour de France

(rsn) – Nachdem beim diesjährigen Giro d’Italia zahlreiche Fahrer wegen Corona-Infektionen ausschieden, werden die Organisatoren der Tour de France laut der französischen Nachrichtenagentur AFP

01.06.2023“Fanboy“ Heßmann zitterte mit Roglic am Monte Lussari

(rsn) – Viel besser hätte das Grand-Tour-Debüt für Michel Heßmann (Jumbo – Visma) nicht laufen können. Während der Deutsche mit einigen Teamkollegen auf dem Monte Lussari wartete, sicherte s

31.05.2023Thomas enttäuscht, “dass ich es nicht vollenden konnte“

(rsn) – Um ganze 14 Sekunden musste sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) beim 106. Giro d´Italia Primoz Roglic (Jumbo – Visma) geschlagen geben. Der 33-jährige Slowene nahm dem Briten am vorle

31.05.2023Startet Giro-Sieger Roglic auch bei der Tour de Suisse?

(rsn) – Giro-Sieger Primoz Roglic wurde am Dienstag in Amsterdam von seinem Team Jumbo – Visma mit einer großen Feier geehrt. Die Veranstaltung nutzte der niederländische Fernsehsender NOS, um d

30.05.2023Pinot will nach dem Giro auch die Abschieds-Tour

(rsn) – Nach seiner erfolgreichen Abschiedsvorstellung beim Giro d’Italia, den er auf Rang fünf beendete, will Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) nun auch ein letztes Mal bei der Tour de France sta

29.05.2023Kriegers Giro-Leiden wurden mit Rang fünf in Rom belohnt

(rsn) - Alexander Krieger (Alpecin - Deceuninck) beendete den mit vielen Tiefschlägen verbundene 106. Giro d`Italia mit einem sportlichen Ausrufezeichen. Der Stuttgarter belegte auf der Schlussetappe

29.05.2023Entdeckungen und Überraschungen: Die Geschichten des Giro

(rsn) – Vor dem 106. Giro d’Italia schien die Ausgangsposition klar zu sein: Es würde ein Duell um den Gesamtsieg zwischen Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Jumbo – Vis

29.05.2023Ackermanns Traum vom Sieg beim Giro-Finale endete in der Bande

(rsn) - Vor drei Jahren gewann Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) in Madrid die Schlussetappe der Vuelta a Espana. Das Kunststück wollte der Pfälzer auch beim 106. Giro d’Italia beim Finale in R

28.05.2023Thomas lotst Cavendish in Rom zum letzten Etappensieg

(rsn) – Sieben Sprints hatte der 106. Giro d’Italia und jedes Mal gab es einen anderen Sieger. Beim letzten Akt spurtete Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) in Rom nach 126 Kilometern mit großem Vo

28.05.2023Cavendish: “Meine Jungs und ... meine Freunde waren super“

(rsn) - Der Weg zur Siegerehrung in Rom wurde für Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) zum Gratulations-Parcours! Fast jeder Fahrer, dem er begegnete, beglückwünschte den Manx Man zum Gewinn der 21. E

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

27.04.2024Highlight-Video der Königsetappe der Tour de Romandie

(rsn) - Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) hat eine glänzende Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Romandie abgeliefert. Der 23-jährige Deutsche attackierte im Schlussanstieg hinauf nach

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprint

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)