Neoprofi stürmt aus dem Nichts auf zweite Plätze

Gee ist die Entdeckung und der tragische Held des Giro

Von Kevin Kempf

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Derek Gee (Israel - Premier Tech) | Foto: Cor Vos

21.05.2023  |  (rsn) – Um die Leistungen von Derek Gee (Israel – Premier Tech) zu würdigen, bieten sich auch – zugegeben nicht sehr originelle - Wortspiele an: Geewaltig oder ausgeezeichnet etwa, doch die Aussprache seines Nachnamens (siehe: Bee Gees) lässt solche Kalauer eigentlich nicht zu.

Verdient hat sich der Kanadier alle positiven Prädikate trotzdem! Denn Gee ist die Entdeckung dieses Giro d’Italia. Bisher war der Neoprofi nur den Experten bekannt, doch auf den letzten sieben Etappen kam er gleich vier Mal unter die besten Vier. Dadurch ist Gee mittlerweile Zweiter der Punktewertung. Und das, obwohl sein bestes Einzelergebnis als Profi vor der Italien-Rundfahrt ein 19. Platz war!

Gee ist bisher allerdings auch der tragische Held des Rennens. Schon drei Mal kam er als Zweiter ins Ziel, so auch am Samstag auf der von Nico Denz (Bora – hansgrohe) gewonnenen 14. Etappe. Dementsprechend enttäuscht war er im Ziel. “Das war die knappste Niederlage bisher. Ich habe wirklich alles gegeben. Wenn ich irgendwann darauf zurückblicke, werde ich mich freuen können. Aber jetzt tut es einfach nur weh“, gab Gee im Ziel zu.

Ein Riecher für die Ausreißergruppen

Auf der 8. Etappe gewann er 1:49 Minuten hinter Tagessieger Ben Healy (EF Education – EasyPost) den Sprint der Verfolger. Zwei Tage später verlor der 25-Jährige in Viareggio im Dreikampf den Spurt gegen Healys Teamkollegen Magnus Cort. Auf der 13. Etappe kam noch ein vierter Platz hinzu. Einen Tag zuvor hatte er beim ersten Sieg von Denz die Gruppe verpasst. Das passierte ihm noch zwei weitere Male, aber bei vier von sieben erfolgreichen Ausreißergruppen war er dabei.

Neben guter Form hat Gee offenbar auch einen ausgezeichneten Riecher. “Wir wussten, dass es ein Tag für Ausreißer werden würde. Gestern hatte ich schon einen schweren Tag, aber meine Beine waren heute trotzdem wieder gut, also habe ich es mit Stevie (Stephen Williams) und Simon (Clarke) wieder versucht“, berichtete Gee . Mit dem Briten und dem Australier hatte er zwei Teamkollegen dabei, doch die wesentlich bekannteren und bislang auch deutlich erfolgreicheren Teamkollegen konnten dem Grand-Tour-Debütanten im Finale nicht folgen. Williams musste sogar für ihn arbeiten. “Wir sind ins Hintertreffen geraten, aber Stevie hat uns gerettet und mich nahe genug an die Spitzengruppe gefahren, sodass ich hinspringen konnte“, so Gee.

Aufstieg in der Teamhierarchie

So ist er in Windeseile in der Teamhierarchie weit aufgestiegen. Letzte Saison fuhr Gee noch für das Development-Team seines Rennstalls. Als Gastfahrer beim Gran Camino (2.1) bewies er als Fünfter des Zeitfahrens sein Potenzial im Kampf gegen die Uhr. Das bestätigte er auch als Zeitfahrmeister seines Landes. Ansonsten sind Siege bisher Mangelware – obwohl er alle Jungendkategorien durchlaufen hat. Dass er aber nicht nur Zeitfahren kann, bewies Gee als Vierter der von Einer Rubio (Movistar) gewonnenen Bergetappe in Crans Montana.

Dabei entspricht er mit seinen 1,89 Metern und 75 nicht dem Idealbild eines Kletterer. Auf Strava scherzte er nach jenem Rennen: “Körperlich: 75kg; mental: 58kg“. Obwohl er sich im Schlussanstieg 17 Kilogramm wegdenken musste, war seine Kletterleistung beachtlich. Und sein Kräftearsenal noch nicht geleert scheint, darf auch auf den kommenden schweren Etappen mit Ausreißversuchen gerechnet werden. Nach dem Ausscheiden seines Kapitäns Domenico Pozzovivo hat Gee jedenfalls alle Freiheiten – und derzeit scheint er allen seinen Mannschaftskollegen überlegen und somit die beste Option seines Teams auf seinen Etappensieg zu sein.

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