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24.09.2023 | (rsn) – Eine Spezialistin für Europameisterschaften scheint Federica Venturelli zu sein. Die 18-Jährige aus Cremona in der Lombardei eroberte im Straßenrennen ihre dritte Medaille in Drenthe. Nach den Goldmedaillen im Einzelzeitfahren und in der Mixed-Staffel folgte Silber im Straßenrennen. Eine kleine Enttäuschung für die Italienerin selbst, aber in Summe eine Ankündigung, dass die nächste starke Fahrerin von der Apennin-Halbinsel an die Spitze des Radsports strebt.
"Der zweite Platz ist nicht das, wofür ich hierhergekommen bin", berichtete die junge Athletin im Gespräch mit radsport-news.com nach dem Rennen, in welchem sie sich am Ende der Belgierin Fleur Moors geschlagen geben musste. Drei Medaillen nimmt die Lombardin trotzdem aus Drenthe mit nach Hause und wird damit die bestdekorierteste Athletin dieser EM. Zwei EM-Medaillen hatte sie schon vor dieser Woche daheim – von der Bahn in der Einzel- und der Teamverfolgung.
Ab dem Winter wird sie sich dem UAE Development Team anschließen. Das entstand vor einem Jahr aus der ehemaligen Valcar-Mannschaft, jenem UCI-Team welches schon starke Fahrerinnen wie Chiara Consonni, Elisa Balsamo, Silvia Persico oder Marta Cavalli in Richtung Spitze der WorldTour entwickelte. ___STEADY_PAYWALL___
Auf dem Weg zum EM-Titel im Einzelzeitfahren von Emmen: Federica Venturelli. | Foto: Cor Vos
"Ich will nächstes Jahr erstmal Erfahrung sammeln und nicht auf Ergebnisse zielen, weil ich weiß, dass die ersten Jahre bei den Profis immer hart sind. Aber ich will mich entwickeln und lernen, wie man gut Rennen fährt", erklärte sie mit dem Blick voraus. Die starke Zeitfahrerin mag auch anspruchsvolle Rennen: "Ich bin keine echte Sprinterin, auch wenn ich letzte Woche (bei der Juniorinnen-Rundfahrt Watersley Challenge, Anm. d. Red.) einen Sprint gewonnen habe. Aber das ging nur, weil mir das Team dort so gut geholfen hat. Ich mag eher selektive Rennen und auch lange Anstiege, wenn sie nicht zu steil sind."
Neben Bahn und Straße mag die Lombardin außerdem auch den Cross-Sport. Hier entdeckte sie vor zwei Jahren erstmals ihre Liebe für den künstlich angelegten VAM-Berg in den Niederlanden, wurde damals Sechste bei den Juniorinnen bei den Europameisterschaften. "Da war ich noch 16 damals", erinnerte sie sich und blickt man auf ihre Idole wie Mathieu van der Poel und Kata Blanka Vas, dann weiß man, dass auch die Vielseitigkeit der 18-Jährigen gut gefällt.
Beim ersten Mal VAM-Berg war Venturelli vor zwei Jahren bei der Cross-EM Sechste bei den Juniorinnen – mit 16 Jahren. | Foto: Cor Vos
So klingend ihr Name auch ist, umso passender ist die Herleitung davon: Denn Federica ist die Mächtige und Venturelli bedeutet viel Glück - Eigenschaften, die die Italienerin in der Zukunft benötigen kann.
Bei den Europameisterschaften war sie die Spitze einer starken italienischen Mannschaft, die ganz klar auf die Karte Venturelli setzte. "Wir waren das stärkste Team mit sechs tollen Athletinnen. Es gab zwar auch andere gute Fahrerinnen in anderen Teams, aber keines wie unseres. Weil wir wussten, dass ich ein tolles Rennen würde fahren können, haben sie voll für mich gearbeitet und dafür bin ich sehr dankbar“, erklärte sie stolz.
Wie fast alle Italienerinnen und Italiener ist Venturelli topmotiviert, wenn sie das Maglia Azzurra des Nationalteams trägt. Und mit den zwei Goldmedaillen und der Silbernen ist sie die erfolgreichste Athletin der Wettkämpfe in Drenthe. "Das ist nicht schlecht. Ich kenne das von der Bahn, aber auf der Straße ist es nicht dasselbe. Denn hier gibt es weniger Rennen und dann in jedem davon eine Medaille zu holen, das ist toll", grinste sie.
Bei der Cross-WM 2023 in Hoogerheide verpasste Venturelli Bronze im Sprint gegen die Französin Célia Gery nur hauchdünn. | Foto: Cor Vos
Bei der erfolgreichen Athletin, deren schlechtestes Straßenresultat ein elfter Platz auf der Schlussetappe des Nations Cups in Borsele war und deren Rennbilanz fast wie jenes eines Remco Evenepoel im Jahr 2018 wirkt, wird der Platz zu Hause für die Trophäen schon knapp. "Meine Eltern sind Apotheker und manchmal bringen sie die Medaillen in die Apotheke mit. Es ist schön zu sehen, dass sie so stolz auf mich sind, und darauf was ich tue."
Als Sechsjährige kam sie schon zum Radsport, angespornt vom älteren Bruder, der auch fuhr: "Ich wollte ihn nachahmen, also habe ich mit dem Radsport und Basketball begonnen. Aber als ich mich irgendwann entscheiden musste, wählte ich den Radsport, weil es der härtere, anstrengendere Sport ist. Ich mag das Leiden auf dem Rad, deshalb passt der Sport sehr zu mir."