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16.11.2024 | (rsn) – Die Bilder nach dem 4-Sekunden-Krimi beim Finale der Tour de France Femmes 2024 in L'Alpe d'Huez waren so konträr, wie sie nur sein konnten: Auf der einen Seite die überglückliche Gesamtsiegerin Katarzyna Niewiadoma und ihr jubelndes Team Canyon – SRAM, auf der anderen Seite die bitter enttäuschte und weinende Etappensiegerin und Gesamtzweite Demi Vollering von SD Worx – Protime.
In einem Auftritt beim britischen Radsport-Event 'Rouleur Live' hat Niewiadoma nun darüber gesprochen, wie das Aufeinandertreffen danach hinter dem Podium im Umkleidezelt für sie gewesen ist, nämlich sehr unangenehm.
"Ich bin da reingeplatzt – super happy, bereit zum Feiern. Und dann war da eine Stimmung wie bei einer Beerdigung. Ich habe in die Gesichter geschaut und Demi gesehen – niemand hat gesprochen. Ich so: 'Good job, Girls! Glückwunsch zu einer harten Etappe!' Aber es kam keine Antwort. Also dachte ich mir: 'Okay, raus hier!' Also habe ich mich dann draußen umgezogen", so Niewiadoma, die außerdem erklärte, sie habe etwas Bitterkeit ihr gegenüber gespürt, weil Vollerings Sturz im Finale der 5. Etappe in Amneville sie ins Gelbe Trikot gebracht habe.
"Es war bittersüß: Ich konnte mein Team so glücklich sehen und viele Freunde haben es gefeiert, aber gleichzeitig spürte ich diese Bitterkeit von Demi, von SD Worx oder von Demi's Fans. Es fühlte sich komisch an, denn niemand von uns hat sie umgefahren. Die ganze (5.) Etappe war sehr hektisch und es ging den ganzen Tag ums Positionieren. Stürze passieren – niemand ist sauer auf Remco, weil er Tour-Dritter wurde nach Roglics Sturz. So etwas passiert eben immer wieder."
Niewiadoma erklärte, es gehe vor allem um den Umgang mit diesen Situationen anschließend. "Ich glaube da geht es irgendwie ums ganze Leben und darum, wie Karma zu einem zurückkommt", sagte sie und brachte damit das Publikum zum Lachen, um dann zu erläutern: "Annemiek ist bei der ersten Ausgabe der Tour auf der letzten Etappe gestürzt und SD Worx war das Team, das dann Vollgas gefahren ist, um sie abzuhängen. Niemand erinnert sich daran, weil Annemiek wieder rangekommen ist und uns alle dann attackiert und gewonnen hat. Aber ich erinnere mich an jedes Rennen. Die Tour de France war das perfekte Beispiel dafür, wie manchmal einfach alle Sterne richtig stehen müssen und man neben eigener Stärke auch Glück braucht."
Eine Feindschaft mit Vollering wollte Niewiadoma mit ihren Aussagen aber nicht heraufbeschwören. "Ich habe Respekt vor Demi, aber ich habe definitiv eine komische Schwingung von ihr empfangen – und nochmal: Ich habe sie nicht umgefahren! Also vielleicht ist es, weil wir unterschiedlich sind. Ich habe kein Drama gewollt. Ich habe auch nicht versucht, mentale Spielchen zu spielen gegen Ende der Tour, denn für mich zählte nur, ob mein Team das Gelbe Trikot hat."