Wegen NATO-Gipfel im Sommer

Amstel Gold Race droht die Absage

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Amstel Gold Race droht die Absage"
Weil keine Motorrad-Polizisten zur Verfügung stehen, droht Radrennen in den Niederlanden wie dem Amstel Gold Race die Absage. | Foto: Cor Vos

28.11.2024  |  (rsn) – Radrennen auf hohem Niveau sind in den Niederlanden trotz der großen Affinität der Bevölkerung und reichlich erfolgsversprechenden Profis eine Seltenheit. 2025 könnte der ohnehin dünne Rennkalender im Königreich an der Nordsee noch übersichtlicher werden, was jedoch nicht an einem überarbeiteten Rennkalender oder einer neuen Klassifizierung durch die UCI liegt. Vielmehr ist der Grund ein zweitägiger NATO-Gipfel Ende Juni in Den Haag.

Wie der niederländische Radsportverband KNWU nun mitteilte, sei eben jene Veranstaltung der Grund dafür, warum “keine Kapazitäten für die Motorradpolizei zur Überwachung von Radrennen zur Verfügung stehen“. Und zwar für einen Zeitraum von acht Monaten, von Jahresanfang bis Ende August. Gefährdet sind demnach zehn Rennen, da die Polizeieskorte nach aktuellem Regelwerk ab .1-Rennen erforderlich ist. Auch das Amstel Gold Race, das Aushängeschild des niederländischen Kalenders und ab 2025 unter der Regie von Flanders Classics, steht damit zumindest auf der Kippe.

Joost van Wijngaarden, Sportchef beim KWNU, sagte im Interview mit Wielerflits, dass der Verband bereits seit September über den Sachverhalt Bescheid weiß, zunächst aber davon ausging, dass die Problematik der fehlenden Motorrad-Polizisten erst Mitte April, also nach dem Amstel Race, eintrete. Auch Leo van Vliet, Renndirektor, des Amstel Races, wurde nun durch die Neuerung “überrascht“, wie er Wielerflits gegenüber zugab. Seine Hoffnung: “Das Amstel Gold Race ist die größte Sportveranstaltung in den Niederlanden mit viel Aufmerksamkeit im Ausland. Ich denke, dass viele, auch auf hher Ebene, es wichtig finden, dass das Amstel Gold Race stattfindet.“

Rundkurse oder zivile Motorrad-Eskorten sind Lösungsansätze

Doch allein der Glaube an Besserung dürfte nicht reichen, auch der in den Niederlanden populäre Radsport wird sich kaum dem politischen Druck widersetzen können, den 32 NATO-Staaten machen, um ihre Delegierten in Sicherheit, die unter anderem durch die Motorradstaffeln der Polizei gewährleistet werden soll, zu wissen. Deshalb müssen andere Lösungen her.

Mehrere Möglichkeiten wurden bereits ins Spiel gebracht, wie praktikabel sie sind, steht allerdings noch in den Sternen. Zur Verringerung der Anzahl der Einsatzkräfte wäre etwa die Nutzung von Rundkursen eine Möglichkeit. Viele kleinere Rennen in den Niederlanden – und auch darüber hinaus – greifen bereits darauf zurück. Auch das Amstel Gold Race wurde in jüngerer Vergangenheit bereits als Rundrennen ausgetragen. Im Coronajahr 2021 wurde bereits ausschließlich um Valkenburg gefahren.

Allerdings ist eine Verringerung des benötigten Personals keine Alternative, wenn gar keine Einsatzkräfte zur Verfügung stehen. Denn: “Laut UCI-Reglement brauchen wir dafür (für Rundkurse) auch eine Polizeieskorte“, so van Vliet. Sollte der Weltverband darauf auch in Zukunft beharren, könnte auch ein zweiter Lösungsansatz schon im Voraus zum Scheitern verdammt sein. Der sieht vor, dass zivile “Motorrad-Lotsen“ den Job der Polizei übernehmen könnten, nicht nur in dieser Ausnahmesituation, sondern grundsätzlich.

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