RSNplusAndentag im Apennin

Carapaz, Bernal und Quintana erinnern an alte Zeiten

Von Tom Mustroph aus Castelnovo ne´ Monti

Foto zu dem Text "Carapaz, Bernal und Quintana erinnern an alte Zeiten"
Kurz mal Kräfte testen: Egan Bernal auf dem Weg hinauf zur Alpe San Pellegrino. | Foto: Cor Vos

21.05.2025  |  (rsn) - War da mal was? Vor ein paar Jahren wurde von einer Welle des Radsports aus Südamerika geschwärmt. Vor allem Radprofis aus Kolumbien galten als ein Muss im Kader, als künftige Grand-Tour-Sieger. Einige von ihnen erfüllten zumindest zum Teil die Erwartungen. Gerade der Giro mit den steilen Rampen war ihr bevorzugtes Terrain. Nairo Quintana gewann 2014 den Siegerpokal beim Giro, sein kolumbianischer Landsmann Egan Bernal legte 2021 nach. Und zwischendrin, 2019, foppte der Ecuadorianer Richard Carapaz die europäische Konkurrenz. Im gleichen Jahr gewann Bernal auch noch die Tour de France. Dann aber schwang das Siegmomentum wieder nach Europa zurück, genauer gesagt, nach Slowenien. Und die zuvor gefeierten Mannen von den Anden hatten das Nachsehen. ___STEADY_PAYWALL___

Bei diesem Giro immerhin reichte die geballte Kraft der früheren Gesamtsieger aus Südamerika zur Belebung wenigstens eines Tages. Quintana machte sich in die gut besetzte Fluchtgruppe auf. Der Movistar-Kapitän konnte sich auch über sechs Bonussekunden beim Red-Bull-Kilometer freuen. Und am Ende kam er immerhin noch als 19. ins Ziel.

Nairo Quintana schaffte es beim Giro nochmal in eine Fluchtgruppe. Geht für den Altmeister noch mehr? | Foto: Cor Vos

Landsmann Bernal (Ineos Grenadiers) fuhr sich ausgerechnet am höchsten Berg des Apennin, der Alpe San Pellegrino, in die Aufmerksamkeitszone. Während Quintana vorn als der stärkste der Ausreißer wirkte, trat Bernal im Peloton der Favoriten plötzlich an und riss eine Lücke. “Eine starke Aktion“, lobte Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG), noch so ein Amerikaner, allerdings ohne Andenprägung. Er pflegte in seiner Jugend eher Ausflüge auf Mexikos vierthöchsten Berg, den Nevado de Toluca (4.680m), wie er der Gazzetta dello Sport erzählte. Aber Teamkollege Juan Ayuso schloss die Lücke zu Bernal schnell. “Ich wollte etwas probieren. Meine Beine sind gut, den Sturz beim Zeitfahren habe ich gut verkraftet. Und ich wollte zum einen testen, was die Konkurrenz macht. Zum anderen haben wir nichts zu verlieren und wollen aggressiv fahren“, meinte der Ineos-Kapitän.

Carapaz mischt weiter mit

Für den dritten Anden-Akt war schließlich Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) zuständig. Der Ecuadorianer setzte sich mit einem gewaltigen Antritt im Finale ab. "Wir hatten das so geplant. Meine Beine waren gut. Georg (Steinhauser) hat mich am letzten Anstieg dann auch perfekt in Position gefahren. Und um etwas zu erreichen, muss man eben auch etwas riskieren“, so der 31-Jährige. Es ist sein insgesamt vierter Etappensieg beim Giro. Und auch im Klassement pirschte er sich etwas näher an das UAE-Duo heran. “Die Sekunden nehme ich gerne mit“, sagte er fröhlich. Viel Bedeutung maß er ihnen aber nicht bei. “Der Giro wird vor allem in der dritten Woche entschieden. Dann geht es um Minuten, nicht Sekunden. Die zweite Woche muss man gut managen. Und mit der ersten bin ich soweit ganz zufrieden“, lauteten Ausblick und Fazit.

Richard Carapaz ist auf dem Weg zu seinem vierten Sieg beim Giro d`Italia insgesamt. | Foto: Cor Vos

Glaubt er, den Giro gewinnen zu können, auch gegen die UAE-Youngster und Roglic? Den Slowenen immerhin bezwang er ja schon bei seinem Giro-Triumph 2019. “Mein großes Ziel ist dieser Giro. Ich habe meine ganze Saisonplanung darauf ausgerichtet. Und ich versuche, im Klassement so weit wie möglich nach vorn zu kommen“, lautete seine etwas ausweichende, das Ziel Gesamtsieg aber nicht ausschließende Antwort.

Eine Duftmarke zumindest hat er hinterlassen. UAE war nicht in der Lage, ihn wieder einzufangen. “Als Carapaz ging, war ziemlich starker Wind. Ich habe Rafal Majka dann gesagt, etwas schneller zu werden, um den Abstand zumindest zu halten. Ich habe mich dann aber umgeschaut und die Lücke hinter mir gesehen. Dann entschlossen wir uns, die anderen wieder herankommen zu lassen“, sagte Del Toro auf der Pressekonferenz. Um die Teamkollegen Yates und McNulty nicht aus den Top 10 fallen zu lassen und auch Ayuso nicht den nächsten Hieb zu versetzen, ließ er es dann aber ruhiger angehen.

Carapaz war mit seinem Erfolg zufrieden und versprach weitere Attacken. Auch Bernal scheint guten Mutes. Und bei Quintana wird es nicht mehr für Furore im Klassement reichen. Noch eine Giro-Etappe ist für den Altmeister aber durchaus drin.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

01.06.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

Weitere Radsportnachrichten

18.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

18.06.2025Highlight-Video der 4. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) – Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) hat auf der 4. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) seine Favoritenrolle wahrgemacht. Der Portugiese ließ auf dem Splügenpass alle Konkurrenten hinter

18.06.2025Merlier beim Belgien-Auftakt eine Klasse für sich

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) hat den Auftakt der Belgien-Rundfahrt für sich entschieden. Der Europameister war nach 197 Kilometern zwischen Marelbeke-Melle und Knokke-Heist der mit

18.06.2025Almeida fährt am Splügenpass allen davon

(rsn) – Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) hat die 4. Etappe der 88. Tour de Suisse von Heiden nach Piuro über 193 Kilometer mit einem Solo gewonnen. Der Portugiese setzte sich am Splügenpass

18.06.2025Dunwoody gewinnt “seine“ Etappe beim Giro Next Gen

(rsn) – Der Ire Seth Dunwoody (Bahrain Victorious Development) hat die 4. Etappe des Giro d’Italia Next Gen (2.2U) von Manerbio nach Salsomaggiore Terme über 134 Kilometer gewonnen. Er war der Sc

18.06.2025Ex-Bora-Profi Fabbro findet neue Mannschaft

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.06.2025Nys versus Ganna und Duell der belgischen Topsprinter

(rsn) – Wer die offiziellen Profile der 94. Belgien-Rundfahrt (2.Pro) betrachtet, sucht auf der mitgelieferten Startliste vermutlich vergeblich die Bergfahrer. Doch der Schein trügt, denn die Etapp

18.06.2025Werde Helfer*in bei der Deutschen Meisterschaft 2025

(rsn) – Die Deutschen Straßenrad-Meisterschaften finden in diesem Jahr vom 27. bis 29. Juni in der Pfalz im Landkreis Kaiserslautern statt: Die Einzelzeitfahren der U23 und Elite am Freitag in und

18.06.2025Kristoff nach Tour-Ausbootung: “Enttäuscht, aber ohne Groll“

(rsn) – Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) hat sich mit Enttäuschung, aber ohne Groll zu seiner Ausbootung aus dem Tour-de-France-Kader seiner norwegischen Mannschaft geäußert. Der 37-Jährige,

17.06.2025Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die 3. Etappe der Tour de Suisse von Aarau ins Appenzellerland und nach Heiden, mit Blick auf den Bodensee gelegen, ist zum Tag eines Ausreißers geworden. Quinn Simmons (Lidl - Trek) sicherte

17.06.2025Thomas stürzt und verliert 15 Minuten auf 3. Suisse-Etappe

(rsn) – Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) hat sich auf der 3. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) zwischen Aarau und Heiden endgültig von seinen Gesamtwertungs-Ambitionen verabschieden müssen. Nachd

17.06.2025Almeida: “Sechs Sekunden von drei Minuten - das ist nicht viel“

(rsn) - Eigentlich war für João Almeida (UAE - Emirates XRG) alles angerichtet. Der Portugiese blickt auf ein beeindruckendes Frühjahr zurück. Er gewann nicht nur die Baskenlandrundfahrt und die T

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)
  • La Route d`Occitanie - CIC (2.1, FRA)
  • Baloise Belgium Tour (2.Pro, BEL)