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19.06.2025 | (rsn) – Drei, zwei, eins – in allerbester Onlinehändler-Manier hat Oscar Onley (Picnic – PostNL) nach zwei vergeblichen Anläufen an den Tagen zuvor einen Etappensieg bei der Tour de Suisse gelandet. Der 22-Jährige gewann das fünfte Teilstück der WorldTour-Rundfahrt im Sprint gegen Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG), der dem Briten tags zuvor noch den großen Wurf verwehrt hatte. Knapp 4000 Höhenmeter auf 184 Kilometern zwischen La Punt und Santa Maria in Calanca über zwei große Alpenpässe und zwei weitere Berge der 1. Kategorie galt es auf der Königsetappe zu überwinden.
“Ich wusste, dass ich in guter Form bin, aber Almeida ist ja bis hierher auch sehr stark“, sagte Onley nach seinem ersten Saisonsieg im Sieger-Interview. Für sein Team, das durch das Erstarken von XDS – Astana in arge Abstiegsnöte geraten ist, war es erst der vierte Sieg in 2025. “Ich habe mich den ganzen Tag gut gefühlt und hab‘s dann am letzten Berg einfach versucht. Ich hatte dieses Jahr schon einige Podiumsergebnisse und einige knappe Resultate.Es heute geschafft zu haben, ist schön.“
23 Sekunden hinter Onley und Almeida wurde Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) Etappendritter. Als Vierter und 57 Sekunden nach dem Sieger kam der Franzose Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) ins Ziel. Weil sein Landsmann Romain Gregoire (Groupama – FDJ) schön früh die Grenzen aufgezeigt bekam und fast sieben Minuten Rückstand kassierte, ist Vauquelin der neue Mann in Gelb. Er liegt nun 29 Sekunden vor seinem Landsmann Julian Alaphilippe (Tudor), der Tagessiebter wurde und im Schlussanstieg die erste Attacke gesetzt hatte. Dritter und nur noch 39 Sekunden zurück ist nun Almeida. Der 26-Jährige hat damit einen Großteil seines Rückstandes vom ersten Tag wettgemacht und wieder beste Chancen, die Rundfahrt doch noch zu gewinnen.
Auch Onley hat sich durch seine Fahrt wieder auf Rang vier nach vorne geschoben. “Ich habe auf der 1. Etappe (wie Almeida) schon einige Zeit eingebüßt. Da war ich ziemlich enttäuscht. Aber Warren (Barguil) und der ganze Stab des Teams haben mich unterstützt und mir gesagt, wie lange und wie hart die Woche noch sein wird. Es war zunächst schwer, aber ich bin es dann Tag für Tag angegangen.“
Einen Platz hinter Onley liegt Lennard Kämna (Lidl – Trek). 1:44 Minuten trennen den Fischerhuder in der Gesamtwertung vom Führenden Vauquelin, der mit 22 Jahren auch die Nachwuchswertung anführt. Kämna hingegen ist weiterhin der beste Deutsche im Ranking und bestätigte als Tagesachter mit 1:46 Minuten hinter Onley seine gute Form. Auch Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) verkaufte sich gut und hielt sich am Fuß des Schlussanstiegs noch in der Favoritengruppe. Rang 16 im Tages- und auch im Gesamtergebnis stehen für den Augsburger zu Buche.
Für Felix Engelhardt hingegen lief es nicht ganz so rund. Der Jayco-AlUla-Profi musste sein Bergtrikot abgeben, nachdem sein Versuch, die Ausreißergruppe des Tages zu schaffen, misslang. Zu der gehörte jedoch Aleksandr Vlasov (Red Bull – Bora – hansgrohe). Der Russe gewann daraus die ersten drei Bergwertungen und steht nun insgesamt mit 38 Punkten an der Spitze dieses Rankings. Almeida führt unterdessen weiter die Punktewertung an.
Auf dem Weg zur ersten Bergwertung des Tages am Julierpass (1. Kat.) nach gut 20 Kilometern gab es reichlich Bewegung im Kampf um die Ausreißergruppe. Aus einer 20 Fahrer starken Gruppe, zu der kurzzeitig auch Engelhardt gehörte, lösten sich dann Vlasov, Pello Bilbao (Bahrain Victorious), Lorenzo Fortunato (XDS - Astana), Javier Romo (Movistar) und Neilson Powless (EF Education - EasyPost).
Nahm dieses Sextett über den Julierpass nur ein paar Sekunden mit, wuchs die Differenz auf das dann von UAE – Emirates – XRG angeführte Hauptfeld auf bis zu 3:45 Minuten an. In der langen Abfahrt und danach hinauf zum San Bernadino-Pass blieb der Abstand relativ konstant. Erst auf den finalen Kilometern des San Bernadino schrumpfte der Vorsprung wieder auf gut zwei Minuten.
Die Bergpunkte am zweiten 1er-Berg des Tages räumte wie auch am ersten Vlasov ab, der damit bereits virtuell im Bergtrikot unterwegs war. Danach ging es in die mehr als 20 Kilometer lange Abfahrt Richtung Zielrunde in Castaneda.
Bis zum Tissot-Zwischensprint, für den sich aber keiner in der Spitzengruppe interessierte, war der Vorsprung der Ausreißer aber doch gesunken. 1:10 Minuten waren am Fuß des doppelt zu befahrenden Anstiegs nach Castaneda (1. Kat.) geblieben, auf dem nur noch leicht abschüssigen Terrain hatte sich die UAE-Nachführarbeit bezahlt gemacht.
Das Streckenprofil der 5. Etappe der Tour de Suisse | Foto: Veranstalter
In der ersten Überfahrt sprengte Vlasov die Gruppe. Nur Powless und Bilbao kamen nochmal zurück. Hinten in der Hauptgruppe musste Gregoire seine Ambitionen auf Gelb abhaken – er konnte zu früh nicht mehr folgen. Oben kam der Russe dann wieder als Erster an. An seiner Seite hatte er aber nur noch Bilbao. Powless war in die Verfolgergruppe um Almeida zurückgefallen, die aber auch nur noch 15 Sekunden Rückstand hatte.
Während Vauquelin und Alaphilippe in der zwölfköpfigen Favoritengruppe blieben, fehlten neben Gregoire auch O’Connor und Kämna. Letztere schafften es in der Abfahrt und der sich anschließenden Ebene zurück. Genauso fand Powless doch nochmal Anschluss zu Vlasov und Bilbao. Als es in den Schlussanstieg ging, wurden sie dann aber doch gestellt und sofort durchgereicht.
Auch O’Connor wurde sofort wieder abgehängt. Dann übernahm wieder Decathlon – AG2R das Kommando. Vier Kilometer vor dem Ziel attackierte Alaphilippe. Onley setzte als Erster nach und fuhr zum Ex-Weltmeister nach vorne. Das Duo fuhr ein paar Meter gemeinsam, ehe der Brite Alaphilippe drei Kilometer vor dem Ziel stehen ließ. Der zweimalige Weltmeister hatte sich offenbar etwas übernommen.
Von hinten zogen erst Almeida und vorbei, später auch Vauquelin. Doch nur dem Portugiesen gelang es, noch zu Onley aufzuschließen. Die letzten 2200 Meter absolvierten beide gemeinsam, ehe sie 200 Meter vor dem Ziel in den Bergauf-Sprint gingen, in dem der Jüngere die Nase vorn hatte.
Dahinter kämpfe Vauquelin lange darum, den Rückstand auf Almeida gering zu halten. Bis auf den letzten Kilometer klappte das ganz gut, dann wurde der Abstand doch größer. Eine richtige Packung bekam hingegen Gregoire, der fast sieben Minuten Rückstand kassierte.
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