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30.06.2025 | (rsn) – Emanuel Buchmann war wie erwartet einer der Hauptdarsteller im topografisch und auch witterungsbedingt schwierigen DM-Straßenrennen von Linden. Schließlich ist der Tour-de-France-Vierte von 2019 einer der besten Kletterer Deutschlands und mag auch die Hitze. Nachdem er 2015 und 2023 bereits zweimal das Meistertrikot errungen hatte, konnte es nur ein Ziel geben: Der dritte Meistertitel, um einmal mehr mit schwarz-rot-goldenen Streifen auf der Brust nach Frankreich zu reisen.
Am Ende stand zwar nur die "6" in der Ergebnisliste vor dem Namen des 32-Jährigen, doch unzufrieden mit seinem Rennen war Buchmann trotzdem keineswegs. "Ich bin ein super Rennen gefahren, auch wenn es nicht ganz zum Sieg oder Podest gereicht hat", sagte er radsport-news.com im Ziel und meinte: "Mit dem Rennverlauf kann ich zufrieden sein."
Buchmann gehörte rund um Linden, Queidersbach und Krickenbach zu den Aktivposten des Tages und zeigte gerade in der bis zu 12 Prozent steilen Bergstraße, dem ersten und längsten Anstieg der 20 Kilometer langen Runde, immer wieder seine Kletterqualitäten. In der siebten Runde setzte er sich dort mit Max Schachmann (Soudal – Quick-Step) und Anton Schiffer (Bike Aid) aus dem bereits arg ausgedünnten Feld ab und zu dritt schlossen sie eine Runde später zu den drei Spitzenreitern Nico Denz, Jonas Koch (beide Red Bull – Bora – hansgrohe) und Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek) auf. ___STEADY_PAYWALL___
In Runde 9 dann ließen Schachmann, Schiffer und Buchmann ihre drei Begleiter in eben jener Bergstraße stehen und im finalen Umlauf war es dann Buchmann selbst, der dort die Vorentscheidung suchte: Seinem Tempo konnte nur noch Schiffer bis zur Kuppe folgen. Doch die beiden Kletterleichtgewichte wurden anschließend auf dem welligen und windanfälligen Hochplateau doch noch von Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty), Felix Engelhardt (Jayco – AlUla), Lennard Kämna (Lidl – Trek) und Florian Stork (Tudor) eingeholt, die lange in einer zehnköpfigen Verfolgergruppe unterwegs waren und daher im Rennverlauf weniger investieren mussten.
"Es war überraschend, dass Schachi zurückgefallen ist. Der hat eigentlich einen superstarken Eindruck bis dahin gemacht. Im Flachen sind wir dann ganz gut weitergefahren, aber bei der Gruppe von hinten hat man schon gemerkt, dass sie noch ein bisschen frischer waren", meinte Buchmann, der in den letzten beiden kürzeren und weniger steilen Steigungen dann seinen neuen Begleitern nicht mehr folgen konnte. "Sie sind sehr schnell von hinten gekommen und wir haben davor schon sehr viel Energie investiert, um erstmal vorzukommen und die anderen drei dann auch abzuhängen. Ich denke das hat am Ende dann gefehlt."
Auch zuvor war in einigen Situationen zu erkennen: Wenn es länger bergauf geht, ist Buchmann einer der Besten, wenn nicht sogar der Beste. Doch die explosiven Antritte und auch die flacheren Abschnitte machten ihm etwas zu schaffen. "Es war schwierig auf dieser Runde allein loszufahren. Es ist doch nicht ganz so gut gerollt", sagte er RSN.
Emanuel Buchmann (Cofidis) und Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) sorgten in der Bergstraße immer wieder für hohes Tempo. | Foto: Arne Mill
Vielleicht hatte das aber auch ein wenig mit einem Defekt gleich nach dem Start zu tun. Denn noch in der Neutralisation musste Buchmann wegen eines Defekts sein Vorderrad tauschen. "Gerade hier ohne Mannschaftswagen ist das natürlich auch nicht ideal, wenn man nicht die passenden Laufräder bekommen kann. Freundlicherweise hat mir Bora ein Vorderrad gegeben, aber die Bremsscheibe hat bei mir dann etwas geschliffen", erzählte er.
Letztendlich verließ Buchmann Linden aber mit einem "guten Gefühl" in Richtung Tour de France, wo er ab dem 5. Juli der Kapitän seiner Mannschaft Cofidis für die Gesamtwertung sein wird. "Im Training lief es zuletzt ganz gut und ich denke das war heute schon eine Bestätigung, dass die Form ganz gut ist", so Buchmann, der beim Critérium du Dauphiné Anfang Juni als Gesamtelfter und Achter der Königsetappe in den Alpen bereits eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zum Rest der Saison gezeigt hatte und anschließend nochmal ein Höhentrainingslager in Livigno bezog, bevor er zur Deutschen Meisterschaft kam. "Ich habe meine Arbeit gemacht, aber bei der Tour muss natürlich auch noch viel passen und etwas Glück dabei sein", meinte er.
Seit dieser Saison bei Cofidis: Emanuel Buchmann. | Foto: Cor Vos
Glück ist wohl vor allem in der ersten Tour-Woche nötig, wenn es durch Nordfrankreich geht – auf Terrain, das Buchmann weniger liegt und wo immer Chaos entstehen kann. Deshalb will der 32-Jährige vor dem Tour-Start auch seine Ziele noch nicht allzu klar definieren:
"Erstmal will ich die ersten zehn Tage überleben. Es sind sehr viele Etappen in Nordfrankreich, wo viel passieren kann und man viel Zeit verlieren kann durch Defekt, Sturz, Windkante oder falsche Positionierung. Und dann müssen wir schauen, wo ich dann am Ruhetag in der Gesamtwertung liege und was letztlich das Ziel sein wird", erklärte er. Durchaus möglich ist also auch, dass Buchmann in den Bergen eher auf Etappenjagd gehen wird.