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09.07.2025 | (rsn) – Es war gut angedacht: Als Tim Wellens auf der 3. Etappe am Mont Cassel seinen dritten Bergpunkt einsammelte, nahm er Kapitän Tadej Pogacar damit das Bergtrikot ab und sorgte so dafür, dass der Slowene fürs Einzelzeitfahren am Mittwoch im eigenen Zeitfahranzug von Pissei an den Start gehen könnte.
Doch auf der 4. Etappe am Dienstag wendete sich das Blatt dann doch wieder, und so wird der Tour-Titelverteidiger den 33 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr in Caen doch in Weiß mit roten Punkt zu sehen sein. Das heißt: Pogacar muss gemäß der Regularien und der Sponsoring-Verträge der Tour de France einen Zeitfahranzug von Tour-Partner Santini tragen.
Auch der ist natürlich alles andere als schlecht und wurde am Abend noch auf den Körper von Pogacar maßgeschneidert. Das ist inzwischen Usus. Dass ein Wertungstrikotträger einen richtig großen Nachteil durch ein einfach nicht passendes Zeitfahrtrikot hat, ist ein Relikt der Vergangenheit. Trotzdem aber ist der langfristig vom eigenen Team und eigenen Ausrüstungspartner auf die Sitzposition perfekt abgestimmte Anzug aber eben noch ein Stück besser.
Dass das nicht nur marginal ist, zeigte sich durch die Aussagen auch von Team-Manager Mauro Gianetti im Ziel der 4. Etappe. Als der dort nämlich noch nicht wusste, dass sein Kapitän sich das Bergtrikot zurückgeholt hat, sagte er zu Het Nieuwsblad mit Bezug auf das knapp verpasste Gelbe Trikot: "Das ist sicher auch positiv. Jetzt kann Tadej seine eigene Kleidung tragen, einen Anzug an dem wir ausgiebig im Windtunnel gearbeitet haben."
Wie viel Unterschied zwischen den beiden Anzügen letztendlich tatsächlich ist, lässt sich kurzfristig vor dem Zeitfahren nicht quantifizieren, ein paar Sekunden aber kann das am Ende durchaus ausmachen. Am Zeitfahranzug von Weltmeister Remco Evenepoel beispielsweise wurde die Strömungsfähigkeit zuletzt nochmal verbessert, allein durch die leichte Verschiebung der farbigen Regenbogenstreifen.
Zurückgeholt hat sich Pogacar die Führung in der Bergwertung am Dienstag übrigens mit seiner Attacke an der Rampe Saint-Hilaire, einer Kategorie-3-Bergwertung. Weil er dort als Erster über die Kuppe kam, sammelte er zwei weitere Bergpunkte ein und kam auf deren fünf. Wellens hatte zuvor im Etappenverlauf ebenfalls zwei Punkte eingesammelt, als er den vorletzten Bergpreis des Tages gewann (Kat. 4) und zuvor bei der viertletzten Bergwertung das Feld anführte und hinter Ausreißer Lenny Martinez (Bahrain Victorious) Zweiter wurde.
So steht es in der Bergwertung 5:5 zwischen Pogacar und Wellens, aber weil Pogacar bislang zwei und Wellens nur eine Kategorie-3-Wertung gewonnen hat, führt der Slowene. Korrigieren hätte UAE die Situation am Dienstag in zwei Situationen können:
Indem man entweder Martinez zwei Kilometer früher eingeholt hätte, so dass Wellens schon die Cote de Belbeuf gewonnen hätte. Oder indem der Belgische Meister 20 Kilometer vor dem Ziel einen kurzen Sprint an der Cote de Bonsecours angezogen hätte. Dort nämlich führte er das Feld bis 50 Meter vor der Linie an und es lief alles nach Plan, dann aber fuhr Anders Halland Johannessen (Uno-X Mobility) noch an ihm vorbei und nahm den einen Punkt für den Kategorie-4-Bergpreis weg.