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29.07.2025 | (rsn) – Aktuell tobt bei der Tour de France Femmes der Kampf um Grün. Und das sogar in mehrerlei Sinne. Einerseits geht es das Grüne Trikot, den Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) und Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) unter sich ausmachen.
Und dann ist da noch die Rückennummer in entsprechender Farbe – für die Kämpferischste Fahrerin der Etappe. Doch da scheint die Konkurrenzsituation bei dieser Rundfahrt fast noch überschaubarer. Franziska Koch (Picnic – PostNL) wurde auf der 4. Etappe mit jener Ehrung bedacht – und damit bereits zum zweiten Mal im Verlauf dieser 4. Tour de France der Frauen.
___STEADY_PAYWALL___Schon am ersten Tag bekam Koch die Nummer zugesprochen. Und auch auf dem zweiten Teilstück war sie in der Spitzengruppe unterwegs - mit Aude Biannic (Movistar) im Duo. Und auch nun gab es erneut eine Picnic-Movistar-Kombination, wieder mit der Deutschen Meisterin in der Hauptrolle. Dazu gesellte sich diesmal die Brasilianerin Ana Vitoria Magalhaes, die trikot- und nummerntechnisch zwar farblos blieb, dafür aber historisch für ihr Land vollbrachte.
Denn noch nie gewann eine Brasilianerin oder ein Brasilianer bei der Tour de France eine Bergwertung – bis heute. Zugegeben, die Herausforderung war mit der 900 Meter langen Cote de Marigny, einem Anstieg der 4. Kategorie, nicht besonders groß. Für die Geschichtsbücher taugte er dennoch.
Während Magalhaes die Bergpunkte kassierte, durfte Koch den Zwischensprint mitnehmen. Die Frau mit der grünen Rückennummer ist damit tatsächlich erste Verfolgerin von Vos und Wiebes in der Punktewertung, allerdings mit gehörigen Abstand nach vorne. Doch darum ging es auch nicht. “Unser Plan war es am Start der Etappe in die Ausreißergruppe zu gehen und so für Bewegung zu sorgen“, sagte Koch nach der Etappe den Teammedien. Das war auch schon an den vergangenen Tagen immer die Idee, nachdem Topsprinterin Charlotte Kool zum zweiten Abschnitt nicht mehr angetreten war.
Franziska Koch (Picnic – PistNL) war bereits auf der 2. Tour-Etappe gemeinsam mit einer Movistar-Fahrerin unterwegs – und zwar mit der Französin Aude Biannic. | Foto: Cor Vos
Zunächst versuchte es Teamkollegin Megan Jastrab, kam damit aber nicht weit. Auch ein erster Versuch von Koch wurde relativ zügig wieder vereitelt. Rund 80 Kilometer vor dem Ziel, als das Feld auf der Windkante kurz mal in Not geriet, zuvor aber noch den Abstand zur bisherigen Führenden Maud Rijnbeek (VolkerWessels) in den mittleren Sekundenbereich gedrückt hatte, versuchte es die 25-Jährige erneut. Und diesmal mit nachhaltigerem Erfolg. “Wir hatten auf eine große Gruppe mit fünf oder mehr Frauen gehofft, so wie wir es gestern gesehen haben. Die bekamen da vier Minuten und es war recht hart, sie zurückzuholen“, so Koch.
Diesen Gefallen tat ihr das Feld aber nicht. Gemeinsam mit Magalhaes fuhr sie zunächst zu Rijnbeek auf. Kurz darauf ließen sie die Niederländerin stehen. Anderthalb Minuten maximal bekamen sie zugesprochen. “Ana und ich haben dann unser Bestes gegeben, aber letztlich war die Situation immer unter Kontrolle und wir wurden eingeholt.“ Wenn auch erst vier Kilometer vor dem Ziel. “Ich hatte auf ein bisschen mehr Rückenwind gehofft, aber tatsächlich kam er dann auf dem Weg zum Ziel eher von der Seite und das hat wirklich überhaupt nicht geholfen.“
Am Ende der 4. Etappe wurde die Deutsche Meisterin wie schon nach dem Tour-Auftakt als Kämpferischste Fahrerin ausgezeichnet. | Foto: Cor Vos
Das fand auch Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM – zondacrypto) schade. “Ich hätte mich für Franzi gefreut, wenn sie durchgekommen wäre, aber die Interessen der großen Teams wie SD Worx sind da einfach zu groß“, sagte sie in der ARD. “Die Auszeichnung zur Kämpferischsten Fahrerin hat sie definitiv verdient, sie ist immer am Attackieren. Ich hätte es ihr dieses Mal gegönnt.“
SD Worx und Wiebes sahen das freilich anders und machten mit unerbittlichem Tempo Jagd auf die Ausreißerinnen. Das hatte unter anderem auch noch zur Folge, dass die Etappe in rekordverdächtigem Tempo absolviert wurde. Für den absoluten Spitzenwert von 45,057 km/h, den die Frauen zum Auftakt der Rundfahrt im Vorjahr zwischen Dordrecht und Rotterdam hinlegten, reichte es nicht ganz.
Allerdings benötigte es zwei Nachkommastellen, also Hundertstel, um den Unterschied festzustellen. Denn der mit 130 Kilometern fast doppelt so lange Abschnitt zwischen Saumur und Poitiers – der Tag in den Niederlanden brachte es nur auf 70 Kilometer – war in 45,022 km/h nur unwesentlich langsamer und ist damit die zweitschnellste Etappe in der Geschichte der Tour de France Femmes.
Auch daran hält Koch mit ihrer Ausreißaktion ihre Aktien. Ein anderer Bestwert dagegen ist ihrer allein: Bisher wurde noch keiner Fahrerin zwei Mal in derselben Ausgabe zur Kämpferischsten Fahrerin gewählt. Selbst Tour-übergreifend konnte in Julie Van de Velde bisher lediglich eine Fahrerin zwei grüne Rückennummern für sich beanspruchen. Mit der Ausgangslage hat Koch also auch gute Chancen, den Preis für die Fahrerin abzustauben, die sich im gesamten Rennen am kämpferischsten präsentiert hat.