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30.07.2025 | (rsn) - Die etwas größere Hälfte der Tour de France Femmes ist absolviert, fünf von neun Etappen sind zurückgelegt. Während der Kampf um die Gesamtwertung auf dem jüngsten Abschnitt gerade erst begonnen hat und der um das Bergtrikot kaum aus den Startlöchern gekommen ist, könnte um Grün schon alles gesagt sein. Oder doch nicht? Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) führt das Ranking mit 208 Punkten an. Dahinter rangiert Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) mit 178 Zählern.
Mit Blick auf die verbliebenen Etappen und deren Profile ist es nur schwer vorstellbar, dass eine der Kontrahentinnen noch punkten könnte, denn es geht zumindest in den Finals fast nur noch bergauf. Schon auf der 5. Etappe war es schwierig, noch etwas Zählbares mitzunehmen. Vos kämpfte, wurde Achte und konnte ihren Rückstand auf Wiebes damit nochmal um zehn Punkte verkleinern, das Rennen damit also durchaus noch etwas offener gestalten.
“Am Anstieg galt es Vollgas zu fahren. Die Besten sind an der Spitze gefahren. Ich konnte dort nicht mitfahren und habe mich deshalb in der zweiten Gruppe wiedergefunden. Das war okay. Ich habe alles versucht, aber die Besten waren vorne“, zeigte sie sich am Eurosport-Mikrofon durchaus zufrieden mit dem Etappenverlauf.
Wiebes musste derweil schon auf dieser Etappe die Zwischensprint-Taktik wählen, um nicht noch mehr einzubüßen. Gutmachen konnte sie dort aber auch nur einen Zähler. “Ja, ich konnte etwas mitnehmen, aber Marianne war wieder an meinem Hinterrad“, sagte die Europameisterin, für die auch der Rest des Tages nicht optimal verlaufen war, nachdem sie relativ früh gestürzt war. “Ich hatte Glück, wie ich hingefallen bin, denn einige Fahrerinnen hat es viel schlimmer erwischt. Ein Sturz hilft nie während einer Etappe. Am vorletzten Anstieg habe ich gespürt, dass meine Beine nicht die besten sind. Ich musste eine Lücke aufreißen und konnte sie nicht mehr schließen.“
In gewisser Weise wird sie in den kommenden Tagen den Spieß umdrehen müssen, um ihr Trikot zu verteidigen. 30 Punkte klingt zwar recht viel, ist im Grunde aber nur das Polster von einem Zwischensprint, an den die Siegerin jeweils 25 Zähler einheimsen kann. Pro Etappe steht einer an. Und an den beiden kommenden Tagen wartet der noch vor den Bergen, auf der 6. Etappe schon nach 30 Kilometern, auf dem Teilstück danach nach 72. Beides machbar, wenn ein Team das Peloton so lange zusammenhalten kann – oder wenn eine Sprinterin in die Gruppe des Tages geht.
Welche Variante die bevorzugte für Wiebes ist, hat sie bereits verraten. “Ich bin heute mit Franziska Koch ins Ziel gefahren und habe ihr gesagt, dass ich mich ihr in den nächsten Tagen anschließen werde, weil sie ja zuletzt viel in der Spitzengruppe unterwegs war.“ Dass anders für die Sprint-Queen kaum mehr etwas zu holen sein wird, ist ihr bewusst.
Doch so oder so ist Vos im Zugzwang und muss Punkte aufholen. Allerdings hatte an den Zwischensprints bisher immer ihre Rivalin die Nase vorn, in direkten Duellen konnte die 38-Jährige ihre zwölf Jahre jüngere Rivalin noch nicht bezwingen. Und wie sie die an den kommenden beiden Tagen loswerden will, ist fraglich.
Doch wenn sich zwei streiten, ist es schon vorgekommen, dass sich die Dritte freut. Zwar ist Kim Le Court (AG Insurance - Soudal) aktuell mit 103 Punkten noch relativ deutlich im Hintertreffen. Ihre Qualitäten am Berg sind jedoch zweifelsfrei besser. Für die aktuelle Gesamtführende ist es durchaus möglich, auch im ein oder anderen Finale noch etwas zu holen, zudem sind die Zwischensprints für sie auf den letzten beiden Etappen für sie erreichbar. Dafür muss jeweils ein Anstieg der 1. Kategorie absolviert werden, Abfahrten eingeschlossen.
Eine gewisse Endschnelligkeit hat die Nationale Meisterin von Mauritius während der Tour jedenfalls bereits unter Beweis gestellt. Im direkten Duell kann sie es zwar kaum mit Wiebes und Vos aufnehmen. Die Klassement-Fahrerinnen scheint sie jedoch im Griff zu haben. Und wenn es schon nichts mit Gelb nach neun Etappen wird, dann vielleicht mit Grün.