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22.09.2025 | (rsn) – Mit drei Zeitfahr-WM-Titeln in Serie ist Remco Evenepoel auf historischen Pfaden unterwegs. Nicht nur, dass er in Kigali unangefochten mit 1:21 Minuten Vorsprung gewann, er holte sogar den großen Dominator Tadej Pogacar am letzten Anstieg vor dem Ziel ein. Die Kirsche auf der Medaillentorte für den neuen und alten Titelträger? Nicht für Evenepoel, der vor zwei Monaten noch selbst die Demütigung erfahren musste, als er quasi auf der Ziellinie des Bergzeitfahrens von Peyragudes von Jonas Vingegaard eingeholt wurde.
"Schmerzen" wären ihm durch den Kopf gegangen, als er den Slowenen kassierte, sonst nichts. "Es waren die letzten Minuten des Rennens, es war nicht mein Ziel ihn einzuholen, ich wollte nur so schnell wie möglich fahren. Als ich ihn dann gesehen habe und er immer größer im Blickfeld wurde, dann wollte ich ihn natürlich so schnell wie möglich einholen. Als ich dann am Anfang des Kopfsteinpflaster-Anstiegs nah dran war, bin ich vielleicht ein bisschen über das Limit gegangen, weil ich dachte, dass ich auf dem flacheren Part des Pavés etwas langsamer wurde."
Das Bild des Überholmanövers wird das bleibende Bild dieses WM-Zeitfahrens sein, das die Dominanz des Belgiers in dieser Disziplin für eine ganze Weile prägen wird. Es ist insofern bemerkenswert, dass der 25-Jährige dieses Ereignis recht bescheiden kommentierte. "Man muss das nicht größer machen als es ist“, erklärte er. Ich wollte gewinnen und ob ich ihn einhole oder nicht, spielte keine große Rolle. Ich wurde auch schon eingeholt in diesem Jahr, sowas passiert eben oder passiert nicht. Wenn man einen Fahrer vor sich sieht, dann will man ihn einholen, weil es einem Extra-Motivation gibt, um die Wand aus Schmerzen zu durchbrechen."
Evenepoel rückt mit dem dritten Sieg in Serie in elitäre Kreise auf. Nur Tony Martin und Michael Rogers gelang ein solcher Hattrick, nur Martin und Fabian Cancellara gelang ein Titel mehr als dem Belgier. Er ist der einzige Fahrer in dieser Liste, der auch schon einen Titel im Straßenrennen aufzuweisen hat. 2022 gewann er in Australien – und auch mit Doppelsiegen kennt sich Evenepoel aus. Vergangenes Jahr gelang ihm das "Double" aus Straßen- und Zeitfahrtitel.
"Der Parcours war wirklich schwer", sagte der Neuzugang von Red Bull - Bora - hansgrohe. "Es war eines meiner besten Zeitfahren, gemeinsam mit der Dauphiné und diesem Jahr. Aber was WM-Zeitfahren angeht, war es wohl das Beste."
Mit der dominanten Vorstellung rund um Kigali im Kampf gegen die Uhr wird er auch im Straßenrennen als großer Konkurrent von Pogacar gehandelt. Eine Extra-Schippe Motivation dürfte er für das Rennen am Sonntag erhalten haben. Das bestätigte er auch im Interview: "Heute musste man natürlich für sich allein klettern", sagte Evenepoel. "Es ist also schon etwas anderes, aber es kann schon etwas bedeuten. Ich habe vorher gesagt, dass ich mich sehr gut fühle und mich vielleicht in der besten Form dieser Saison befinde. Und nach heute kann ich mich wohl kaum verstecken."