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22.09.2025 | (rsn) – Wenn es Louis Leidert an einer Sache nicht mangelt, dann ist es Selbstbewusstsein. Der 20-Jährige hatte beim weltmeisterlichen U23-Zeitfahren in Kigali große Ziele. “Ich hatte mir auf jeden Fall mehr ausgerechnet. Ich war schon recht zuversichtlich, dass das mit den Top 5 klappt, an einem guten Tag vielleicht auch fürs Podium reicht“, sagte Leidert in der Mixed-Zone nach dem Rennen und Platz 15. 2:39 Minuten hatte er auf den neuen Weltmeister Jakob Söderqvist, der wie Leidert im Team Lidl – Trek Future Racing fährt, verloren.
Aufs Podium war es eine gute Minute weniger, aber eben immer noch eine Menge Holz. Hinter Söderqvist war es recht eng, weshalb dann auch zum fünften Platz noch rund anderthalb Minuten fehlten. “Vom Gefühl her bin ich eigentlich das gefahren, was ich dachte. Es war eben nur nicht so schnell wie die anderen. Ich muss das jetzt erstmal in Ruhe auswerten und dann ziehe ich für mich ein Resümee“, so Leidert nach seinem Rennen.
Auch für den zweiten deutschen Starter, Paul Fietzke, lief es nicht besser. Zumindest nicht was das Ergebnis angeht. Er landete einen Platz hinter Leidert auf Rang 16, 18 Sekunden lagen zwischen den beiden. Die Gefühlslage war aber dennoch eine ganz andere. “Ich wusste nicht genau, wo ich stehe, weil ich mir vor zwei Wochen eine Knieverletzung zugezogen habe und eine Woche lang überhaupt nicht trainieren konnte. Ich bin jetzt erst an einem Punkt, an dem ich wieder schmerzfrei bin. Deswegen bin ich mit meiner Performance heute zufrieden.“
Denn einige Sekunden Rückstand, die Fietzke auf seinem Konto hat, rühren auch von technischen Problemen her. “Im steilsten Stück des Kopfsteinpflasteranstiegs ist mein Freilauf durchgedreht. Ich dachte, die Kette wäre runter, aber das war es nicht. Keine Ahnung, woran es lag. Ich musste jedenfalls das Rad wechseln und dann und dort wieder von Null beschleunigen“, so der Brandenburger. “Es hat mich nicht den Sieg gekostet, von daher ist es nicht so schlimm.“
Kleinere Ambitionen als Leidert hegte Fietzke, der auch noch ein Jahr jünger ist als sein Teamkollege, in jedem Fall. Allerdings dürfte er seinem Teilzeit-Teamkollegen im Nationaldress auch gesagt haben, wie schwer es wird, vorne reinzufahren, auch ohne World- und ProTour-Fahrer, die vom U23-Wettbewerb ausgeschlossen sind. Das hält Fietzke zum einen aufgrund der fehlenden Konsequenz (“Beim U23-Rennen von Paris-Roubaix oder dem Babygiro dürfen sie auch fahren“) und eben wegen des Alters (“Sie sind ja auch U23“) nicht unbedingt für sinnvoll. Drei der Top 5 fahren wie er bei den Red Bull – Bora – hansgrohe Rookies. Nate Pringle, Silbermedaillengewinner, sowie Lorenzo Finn, jüngster Starter im Feld auf Rang 4 und Callum Thornley, der Fünfte.
Groß werden die Ambitionen auch am Mittwoch, wenn die Mixed-Staffel auf dem Plan steht und einer der beiden bei der Elite aushelfen wird, weil Maximilian Schachmann krankheitsbedingt passen musste. Wenngleich öffentlich anders kommuniziert, stand intern aber schon vor dem U23-Einzelzeitfahren fest, dass Leidert den Job übernehmen wird. Fietzke wolle das Knie für das Straßenrennen schonen, von daher war die Entscheidung schnell klar. “Ich bin im Nachwuchs viel Vierer und Mannschaftszeitfahren gefahren“, sagte Leidert. Er kennt sich also aus. “Ab morgen liegt mein Fokus voll darauf. Dann will ich sehen, dass ich technisch sauber fahre. Rein leistungsmäßig kann ich schon mithalten, denke ich.“ Erneut strotzt der Südhesse nur noch vor Selbstvertrauen. Allerdings hatte auch Miguel Heidemann, der neben Jonas Rutsch zum Männerdreier gehört, im Vorfeld betont, dass er einen U23-Starter nicht als K.o.-Grund für die Medaillenhoffnungen betrachtet.
Fietzke hingegen ist mit den Gedanken eher schon beim Straßenrennen. “Bis Freitag will ich mich jetzt erholen und dann voll angreifen. Das Straßenrennen ist immer etwas ganz anderes. Klar muss man in Form sein, aber es geht auch viel über Auge, weil es seine eigenen Gesetzte hat.“