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24.10.2025 | (rsn) - Der zweite Tag der Bahn-Weltmeisterschaften von Santiago de Chile brachte die ersten Medaillen für das deutsche Team. Im Vierer der Frauen schafften Franziska Brauße, Lisa Klein, Messane Bräutigam und Laura Süßemilch den Sprung ins Finale, nachdem sie im direkten Duell die Titelverteidigerinnen aus Großbritannien bezwingen konnten. Dort unterlagen sie Italien knapp. Kurz zuvor hatte Moritz Augenstein im Velodromo Penalolen für die Überraschung des Tages gesorgt. Bei seinem allerersten WM-Start in der Elite gewann der 28-Jährige im Scratch-Rennen die Goldmedaille.
“Es ist unbeschreiblich. Ich bin mit der Ambition angereist, eine Medaille zu gewinnen, dass es aber dann so gut läuft, hätte ich mir nicht zu träumen getraut“, erklärte der frischgebackene Weltmeister im Gespräch mit RSN. In einem der schnellsten Scratch-Rennen der WM-Geschichte der Weltmeisterschaften gehörte Augenstein zu den offensivsten Fahrern und konnte sich mit einer kleinen Gruppe aus dem Feld lösen.
Immer wieder sorgte der Pforzheimer dort für Tempo und verteidigte am Ende seine Führung gegen die immer näherkommenden Favoriten. Doch an dem Deutschen fand keiner mehr einen Weg vorbei und so endete Augensteins Debüt auf der großen Bühne der Weltmeisterschaften im Regenbogentrikot. Die Silbermedaille ging an den Niederländer Yanne Dorenbos, der Portugiese Iuri Leitao erbte Bronze, nachdem der Belgier Jules Hesters von der Jury wegen eines irregulären Sprintes relegiert worden war. Der Österreicher Tim Wafler beendete das Rennen auf Platz 13, der Schweizer Mats Poot wurde 17ter.
Im Vierer der Frauen ging das deutsche Quartett als Dritte der Qualifikation in den zweiten Tag und kämpfte gegen die Titelverteidigerinnen aus Großbritannien um den Einzug in das Große Finale. Bundestrainer André Korff tauschte Mieke Kröger gegen Laura Süßemilch aus und die Rochade hatte die erhoffte Wirkung. Die Deutschen lösten das Finalticket mit der schnellsten Zeit der Ersten Runde und trafen schließlich auf Italien.
Im Finale hatte das deutsche Quartett den besseren Auftakt, dann jedoch kamen die Italienrinnen immer stärker auf und gingen in Führung. Auch eine letzte Tempoverschärfung von Brauße brachte nicht mehr die Wende und die Deutschen mussten sich mit Silber zufriedengeben. Die Enttäuschung war den Geschlagenen dann anzumerken.
“Wir sind enttäuscht, dass es nicht für Gold reichte“, erklärte Klein gegenüber RSN und ihre Teamkollegin Brauße fügte an: “Wir haben Potenzial, aber heute fehlte noch ein bisschen was. Wir wissen aber, woran wir arbeiten müssen.“ Auch Bräutigam stimmte in den Silber-Blues ein. “Es waren drei anstrengende Läufe, aber ich hatte schon bessere Leistungen abgeliefert. Ich hoffe, in der Zukunft eine größere Bereicherung für das Team zu sein.“ Die Bronzemedaille sicherten sich die Britinnen, die im Kleinen Finale die Belgierinnen klar bezwangen.
Die Enttäuschung überwog auch bei Sprinterin Lea Sophie Friedrich. Nachdem sie am Vormittag noch souverän die Qualifikation gewinnen konnte, scheiterte sie im Viertelfinale an der Russin Alina Lysenko, die beide Sprintduelle für sich entscheiden konnte. "Im ersten Lauf habe ich ‘nen Tick zu spät reagiert. Den Fehler sehe ich ein. Im zweiten Lauf kann ich nicht sagen, was ich falsch gemacht habe“, suchte Friedrich nach Antworten.
Auch Teamkollegin Pauline Grabosch scheiterte früher als erhofft, sie musste sich im Achtelfinale der neuseeländischen Olympiasiegerin Ellesse Andrews geschlagen geben. Im Keirin der Männer ging es für Maximilian Dörnbach und Luca Spiegel nach verpatzter Auftaktrunde in die Hoffnungsrunde, wo dann Schluss für sie war.
“Die Bilanz heute ist ernüchternd“, meinte Bundestrainer Jan van Eijden gegenüber RSN und erklärte weiter: “Wir haben gut begonnen in der Qualifikation, wo Lea siegte und Pauline Zehnte wurde. Wie eng das Feld der Sprinterinnen beisammen ist, zeigt sich, dass zwischen beiden gerade einmal 17 Hundertstel lagen. Pauline ist nicht die ausgebildete Sprinterin, machte einen taktischen Fehler und war raus. Lea erwischte es gegen Lysenko nach zwei knappen Läufen.“
Damit ist das erfolgsverwöhnte deutsche Sprintteam noch ohne Medaille bei diesen Weltmeisterschaften: “Wir haben noch zwei Disziplinen mit 1.000 Meter und dem Keirin für Lea, darauf konzentrieren wir uns“, sagte van Eijden dazu.
Nach seinem frühen Aus im Keirin konnte Spiegel am Abend zumindest noch den Weltmeistertitel seiner Freundin Lara Gillespie bejubeln. Die Irin holte sich im Ausscheidungsrennen das Regenbogentrikot vor der Britin Katie Archibald. Bronze ging an die Belgierin Helene Hesters, die Deutsche Lea Lin Teutenberg wurde Sechste, die Schweizerin Lorena Leu belegte Rang neun.
Das Rennen war überschattet von zwei größeren Stürzen und musste für längere Zeit unterbrochen werden. “Es war schwer, wieder den Fokus zu finden. Ich habe den einen oder anderen Fehler gemacht im Rennen“, meinte Teutenberg, die sich lange gut im Rennen hielt, sich dann aber bei einem der letzten Ausscheidungssprints im kleinen Feld einbauen ließ: “Ich hätte früher den Weg außen rum suchen müssen. Da fehlte mir ein bisschen das Selbstbewusstsein, denn ab diesem Zeitpunkt darfst du dir nichts mehr aufsparen, sondern musst investieren.“
Im Vierer der Männer sicherte sich Dänemark das dritten WM-Gold in Folge. Tobias Hansen, Niklas Larsen, Frederik Madsen und Rasmus Pedersen gelang die erneute Titelverteidigung gegen Australien. Neuseeland sicherte sich die Bronzemedaille gegen die Vereinigten Staaten.
"Wir sind einfach ein perfektes Rennen gefahren. Wir sind alle stark, glauben an uns und wenn es zum Großevent kommt, dann sind wir immer da. Es fühlt sich surreal an, weil wir halt nie wirklich unseren Leistungsstand wissen, ehe es in die direkten Duelle mit der Konkurrenz geht. Das Gefühl ist aber schön, den Titel erneut verteidigt zu haben“, erklärte Hansen nach dem Finale.
Die deutschen Männer hatten am Mittwoch den Einzug ins Kleine Finale nur knapp verpasst und schlossen den Wettkampf als Fünfte ab.
Seinen Rekord als erfolgreichster Athlet bei Bahn-Weltmeisterschaften baute Harrie Lavreysen aus. Der Niederländer gewann das Keirin-Turnier und holte sich seine bereits 18. Goldmedaille bei Elite-Titelkämpfen. Der Australier Leigh Hoffmann gewann Silber vor Lavreysens Landsmann Jeffrey Hoogland.