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24.11.2025 | (rsn) – Vor einem Jahr war Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) einer der großen Hoffnungsträger des deutschen Radsports. Sein Etappensieg als Ausreißer am Passo Brocon beim Giro d’Italia war ein emotionaler Höhepunkt des Jahres – und ein Versprechen für mehr. Der damals 22-Jährige war einer der aktivsten Fahrer der Italien-Rundfahrt und belohnte sich mit einem Sieg, bei dem er als einer der wenigen den Dominator Tadej Pogacar auf Distanz halten konnte.
2025 sollte es weitere Gelegenheiten für Steinhauser geben, seine starken Kletterfähigkeiten zu präsentieren und auch auf eigene Rechnung fahren zu können. Im Rückblick wurde daraus nichts – und das völlig ohne eigenes Verschulden. In der Frühphase der Saison warfen ihn Kniebeschwerden zurück, die Tour of Austria (2.1) musste er mit Bauchschmerzen vorzeitig beenden, es folgte eine monatelange Pause wegen einer Borreliose. "Es war ein Jahr mit mehr Rückschlägen als Erfolgen", stellte Steinhauser im Interview mit RSN fest. ___STEADY_PAYWALL___
Es gab wohl kaum einen Zeitpunkt, an dem man den “echten“ Georg Steinhauser an seinem Leistungsmaximum sehen konnte. Dabei begann das Jahr recht vielversprechend: Der Allgäuer ging als Kapitän in die UAE Tour (2.UWT) und verpasste eine Top-Ten-Platzierung nur knapp. Bei den beiden Bergankünften war er zu dieser Frühphase der Saison in der Nähe der Besten – Pogacar einmal ausgeklammert.
Die Leistungskurve zeigte auch wenige Wochen später bei Paris-Nizza (2.UWT) weiter nach oben, bei der Bergankunft in Auron feierte er als Tagesdritter sein bestes Ergebnis in dieser Saison. 30 Sekunden fehlten ihm im Ziel auf den Sieger Michael Storer (Tudor), an dem er bis vier Kilometer vor dem Ziel dranbleiben konnte.
Vor dem Saisonhöhepunkt, der wie im Vorjahr der Giro sein sollte, begannen die Probleme. Steinhauser laborierte mit Knieproblemen herum, musste ein Höhentrainingslager im Vorfeld der Grand Tour sogar abbrechen. "Am Anfang des Camps bin ich meine besten Leistungswerte gefahren", sagte der 24-Jährige. Durch die Beschwerden musste er einen Gang runterschauten. Entsprechend vorsichtig ging er die Rundfahrt an, der Plan: Das Knie bestmöglich schonen und in der dritten Woche präsent sein. Auf der einen Seite, um bestenfalls den Erfolg von 2024 zu wiederholen und auf der anderen Seite, um Kapitän Richard Carapaz zu unterstützen.
Der Großteil der Renntage von Georg Steinhauser beschränkte sich auf das Frühjahr. | Foto: Cor Vos
Weil der zweite Teil sehr gut funktionierte, blieb der individuelle Part etwas auf der Strecke. Bis zur letzten Etappe am Colle delle Finestre kämpfte Carapaz um den Gesamtsieg, wurde schließlich in Rom Dritter. Daran hatte auch der Deutsche seinen Anteil. Am Fuße des Finestre war er es, der die Attacke des Ecuadorianers lancierte, der nur der spätere Gesamtsieger Simon Yates (Visma – Lease a Bike) und Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) im Rosa Trikot folgen konnten. "Der Giro war das Highlight in diesem Jahr", sagte Steinhauser gegenüber RSN. "Das war eine richtig coole Erfahrung, wie wir als Team Richy unterstützt haben. Da haben wir auch wirklich mitgefiebert und Vollgas gegeben. Dass er es dann noch aufs Podium geschafft hat, war wirklich sehr schön."
Die drei Wochen bei der Lieblings-Rundfahrt machten Hoffnung für die zweite Saisonhälfte: Auf der 8. Etappe nach Castelraimondo wurde er Achter, viermal war er in der Gruppe des Tages vertreten – dreimal allein in der dritten Woche. Das Knie hielt, die Pläne für den Sommer standen fest.
Dennoch suchte man Steinhauser zunächst vergeblich in Start- und Ergebnislisten. Bei der Tour of Austria gab er sein Comeback und stieg nach zwei Etappen, die er auf dem letzten Platz beendete, aus. Eigentlich war er für die Spanien-Rundfahrt eingeplant, aber im Kader stand er schließlich nicht. Auf seinem Instagram-Kanal löste der 24-Jährige das Rätsel schließlich auf.
Beim Giro d'Italia war Georg Steinhauser viermal in der Ausreißergruppe. | Foto: Cor Vos
"Nachdem ich auf dem Rad kein gutes Gefühl hatte, haben das Team und ich vor einigen Wochen beschlossen, die Vorbereitungen auf die Vuelta abzubrechen“, schrieb er. “Es stellte sich heraus, dass der Grund für die Probleme darin lag, dass ich mich mit Lyme-Borreliose infiziert hatte."
"Das war auch mental eine schwierige Zeit, weil ich das in meiner Karriere so noch nicht erlebt habe", sagte Steinhauser. Nach der Genesung trat Steinhauser noch bei wenigen Rennen im Oktober an, ohne nennenswerte Ergebnisse zu erzielen. Der Fokus richtet sich jetzt auf 2026, gesund und voller Tatendrang. Um dem emotionalen Hoch vom Giro 2024 weitere große Momente folgen zu lassen.
"Ich bin fit und gesund und will das Jahr 2025 einfach hinter mir lassen und in der kommenden Saison wieder angreifen", sagte der Deutsche, der schon in Mallorca an die Erfolge von 2024 anknüpfen möchte und auch auf der Longlist seines Teams für die Tour de France 2026 steht.