RSNplusRSN-Rangliste, Platz 14: Laurenz Rex

Raus aus der Komfortzone, rein ins “Wolfpack“

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Raus aus der Komfortzone, rein ins “Wolfpack“"
Laurenz Rex (Intermarché - Wanty) | Foto: Cor Vos

18.12.2025  |  (rsn) – Angesichts von drei Top-Ten-Ergebnissen bei den Frühjahrsklassikern zog Laurenz Rex ein positives Fazit seiner fünften Profisaison, an deren Ende dann noch ein Highlight folgte: Der Belgier wechselt zu Soudal – Quick-Step und will dort mit dazu beitragen, das Team erfolgreich zu seinen Wurzeln als führende Klassikermannschaft zurückzuführen.

“Quick-Step ist eines der fünf besten Teams der Welt und ich freue mich einfach total auf nächstes Jahr. Mein Ziel ist dann, auf jeden Fall besser als dieses Jahr zu fahren. Mit dann mehr Möglichkeiten und nochmal einem besseren Umfeld“, kündigte der in Marburg geborene Rex gegenüber RSN an. Verbindungen in die oberhessische Universitätsstadt gebe es aber längst nicht mehr. “Meine Eltern haben sich beim Studium in Marburg kennengelernt und ich bin dort geboren. Nach zwei oder drei Monaten sind wir wieder nach Belgien gezogen. Verwandte habe ich dort gar nicht mehr“, erzählte Rex. ___STEADY_PAYWALL___

Der jüngste “Umzug“ innerhalb Belgiens war nötig geworden, weil er sich zu sehr in seiner “Komfortzone“ eingerichtet habe. “Ich hatte keine Herausforderungen mehr, ich hatte zuviel Einfluss auf das, was ich mache und tue und habe ein bisschen einen faulen Arsch gekriegt. Wenn mir was nicht gepasst hat, habe ich es nicht gemacht. Die Komfortzone war zu groß und dann bleibt der Fortschritt aus“, sagte Rex selbstkritisch.

Laurenz Rex (Intermarché – Wanty) bei der Flandern-Rundfahrt – eine Woche später wurde er Zehnter bei Paris-Roubaix | Foto: Strava

Die erforderliche Konsequenz aus dieser Feststellung sei ihm schnell klar geworden, so der 1 Meter 93 große Klassikerspezialist. “Ich habe dann auch relativ früh den Schluss gezogen, dass es für mich und meine Karriere das Beste ist zu gehen.“

Dabei lief es sportlich alles andere als schlecht in diesem Jahr, auch deshalb, weil Rex wie geplant und frei von Erkrankungen seine Vorbereitung durchziehen konnte. “Ich bin relativ stark gestartet. Die Klassiker waren für mich sehr gut, ich bin in die Top 10 in Roubaix, bei Gent-Wevelgem und bei Brügge-De Panne gefahren. Im heutigen Radsport bei einem Monument und zwei weiteren WorldTour-Rennen in die Top Ten zu fahren ist für mich schon ganz okay. Wenn man aus einem kleineren Team mit weniger Möglichkeiten kommt, ist das auf jeden Fall schon mal eine Leistung“, befand Rex, der einschließlich Paris-Roubaix acht Frühjahrsklassiker bestritt.

Trotz Materialpech Zehnter bei Paris-Roubaix

Seine Vorstellung bei der “Königin der Klassiker“ stufte er dann auch besonders hoch ein. “Da hatte ich Materialpech, habe meinen Kopf aber nicht hängen lassen. Ich bin immer weiter und weiter gefahren und schließlich auf dem zehnten Platz gelandet. Das spricht wirklich dafür, dass man den Kopf nie hängen lassen und sich auch immer mental durchbeißen sollte“, so der Intermarché-Profi, der sich danach ausschließlich über Eintagesrennen auf seine zweite Tour de France vorbereitete.

Die Erfahrungen dort zählten für ihn dann allerdings zu den Unangenehmeren dieser Saison. “Die Tour de France war dieses Jahr wirklich so unglaublich hart, wir haben jeden Tag so hart gelitten, es hat nicht wirklich viel Spaß gemacht. Aber gut: Tour de France ist Tour de France und du bist dort, weil du einer der Besten der Welt bist. Da nimmst Du das Leiden auch mit in Kauf“, sagte Rex.

Rex als “Lokomotive“ bei der Tour de France | Foto: A.S.O.

Nach der sensationell erfolgreichen Frankreich-Rundfahrt 2024, bei der sein Teamkollege Biniam Girmay drei Etappen und das Grüne Trikot gewann, fiel auch die sportliche Bilanz von Intermarché – Wanty diesmal deutlich schlechter aus. Girmay ging im Kampf um Etappensiege leer aus und, in der Punktewertung spielte der Eritreer keine Rolle.

Auch Rex, der wieder in Girmays Sprintzug eingesetzt wurde, konnte daran nichts ändern. Auch blieb er in der Saison 2025 ohne Sieg, nachdem er im vergangenen Jahr bei Le Samyn sein erstes Erfolgserlebnis bei den Profis hatte feiern können. “Die Rennen werden von Jahr zu Jahr schwerer. Manchmal gibt es einfach Jahre, in denen es weniger gut läuft und manchmal gibt es Jahre, in denen es besser läuft. Das gehört dazu. Das Wichtigste ist, dass man den Kopf nicht hängen lässt“, so Rex, der aber andeutete, dass die Unsicherheiten um die geplante Fusion zwischen Intermarché und Lotto nicht ohne Folgen geblieben seien.

Belastende Ungewissheit wegen Fusionsplänen

“Direkt nicht, indirekt schon, weil man nichts wusste. Es gab keine Neuigkeiten, keiner hat mit einem geredet, man wusste nicht, wo es in Zukunft hingeht, ob das Team bestehen bleibt, ob die Fusion überhaupt stattfindet“, erzählte er und bestätigte damit ähnliche Äußerungen verschiedener Teamkollegen. “Das nimmt dann auf jeden Fall schon Einfluss auf die Leistung“, fügte Rex an.

Für ihn habe aber unabhängig davon festgestanden, aus den bereits oben genannten Gründen das Team zu verlassen. “Meine Wahl war, dass ich gehen möchte“, betonte Rex nochmals. Für den belgischen Radsport sei die erfolgreich vollzogenen Zusammenschluss aus den beiden Teams zu Lotto – Intermarché jedoch ein Fortschritt. “Da fusionieren zwei Teams mit guten Fahrern und legen ihr Geld zusammen, um finanziell nochmal ein bisschen kräftiger zu werden“, erläuterte er. “UAE etwa hat, glaube ich, vier oder fünf Mal so viel Budget. Irgendwann muss man halt einen Strich ziehen und sagen: 'Wir haben zu wenig Geld, wir können die Performance nicht bringen.' Und wenn man als belgisches Team groß werden will, muss man so einen Schritt gehen“, fügte Rex an.

Bisher Teamkollegen, künftig Gegner: Biniam Girmay (li.) und Laurenz Rex | Foto: Cor Vos

Er selber möchte in seiner ersten Saison bei Soudal – Quick ebenfalls einen weiteren großen Schritt nach vorne machen. “Ich will bei den Klassikern glänzen und werde dann hoffentlich auch besser sein als dieses Jahr. Wirkliche Ziele habe ich mir noch nicht gesetzt, aber Roubaix muss Top 5 drin sein, denke ich“, blickte Rex dann doch auf ein großes Ziel voraus. “Ich komme langsam in ein Alter, wo ich sagen muss, dass ich die Klassiker ganz vorne mitfahren muss“, so der Soudal-Neuzugang, der am 15. Dezember seinen 26. Geburtstag gefeiert hat.

Schon den “Wolfpack-Charakter“ gespürt

Da hätte auch sein neues Team sicher nichts dagegen, schließlich will Soudal – Quick-Step nach dem Weggang von Superstar Remco Evenepoel zu Red Bull – Bora – hansgrohe künftig wieder mehr auf die Klassiker setzen. “Ich weiß ja, dass Quick-Step zurück zu den Wurzeln will, und das merken wir im Team. Da sind ganz viele Jungs von meiner Statur und meinem Kaliber. Wir verstehen uns super, das wird richtig gut“, sagte Rex, der auch schon den berühmten “Wolfpack“- Charakter“ bemerkt hat. “Das ist ganz komisch, man kann es nicht erklären, aber man spürt es schon direkt. Und ich denke, dass das Team sich wirklich wieder freut, zu den Wurzeln zurückzukehren und die Klassiker zu dominieren. Und da sind wir, glaube ich, auf einem wirklich guten Weg“, sagte er zuversichtlich.

Auch wenn sein Rennkalender noch nicht feststeht, zeigte sich Rex davon überzeugt, dass er von seinem Team im Frühjahr alle Möglichkeiten bekommen wird. “Natürlich gibt es hier einige Fahrer, die noch viel stärker sind als ich, von denen ich sehr viel lernen kann. Aber ich glaube, wir können uns untereinander sehr gut helfen, um halt wirklich richtig, richtig gute Resultate nächstes Jahr einzufahren“, betonte er abschließend.

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