“Mannschaftszeitfahren“ bereitet entscheidende Attacke vor

Van der Poel auch nach dem Weltcup in Koksijde mit weißer Weste

Von Jens Claussen

Foto zu dem Text "Van der Poel auch nach dem Weltcup in Koksijde mit weißer Weste"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) ausgangs der Herijgers-Duin | Foto: Cor Vos

21.12.2025  |  (rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) setzte seine makellose Bilanz in diesem Cross-Winter beim Weltcup in Koksijde fort. Nachdem ihm seine Teamkameraden im Stile eines Mannschaftszeitfahrens einen entscheidenden Vorstoß in der 4. Runde vorbereitet hatten, zog der siebenmalige Cross-Weltmeister einsam seine Kreise. Ein dahinter fahrendes Verfolgungstrio kämpfte über den gesamten Rennverlauf um die weiteren Podiumsplätze. Aus diesem konnte sich Laurens Sweeck (Crelan – Corendon) wie beim gestrigen Weltcup in Antwerpen Platz zwei sichern, bevor van der Poels Teamkollege Niels Vandeputte als Dritter über die Linie rollte.

Rang vier ging an Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck), dem nach einem starken Auftritt zum Rennende ein wenig die Kräfte verließen; 41 Sekunden vor Toon Aerts (Deschacht – Hens), der Fünfter wurde.

Mit seinem dritten Sieg in Folge behält van der Poel seine weiße Weste in diesem Cross-Winter. Gelöst beschrieb er dann auch nach Rennende, wie viel Freude ihm der heutige Tag bereitet habe. “Das ist eines meiner Lieblingsrennen und mit den Veränderungen, die vorgenommen wurden, jetzt noch viel mehr. Ich hatte Spaß“, lobte er die Veranstaltung. Auf seine entscheidende Attacke angesprochen meinte er: “Ich habe zuerst geschaut, was die anderen so machen und habe mich dann aber schnell entschieden, nach vorne zu gehen. Denn bergab ist es immer besser, deine eigene Linie zu fahren und nicht durch einen Sturz vor dir eine Lücke zu riskieren“, erklärte er seine Strategie für die Abfahrten im Sand.

Als bester deutschsprachiger Fahrer finishte der Schweizer Kevin Kuhn (Heizomat – Cube) auf Platz 14. Wie erwartet war das deutsche Quintett nicht in den vorderen Rängen zu finden. Michael Gaßner (Syntace CX) war in Koksijde auf Platz 39 der Bestplatzierte.

Im Klassement baute Sweeck seinen Vorsprung auf 18 Punkte aus. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Altez) ist der neue Zweite, Dritter ist Vandeputte, der 21 Zähler zurückliegt. Van der Poel schob sich auf Position vier vor und weist noch 26 Punkte Rückstand auf. Sowohl Thibau Nys (Baloise – Glowi Lions), vor Koksijde Zweiter im Weltcup, als auch Joris Nieuwenhuis (Ridley), der Vierter war, verzichteten auf den sechsten Lauf der Serie. Der siebte von insgesamt zwölf wird am 26. Dezember in Gavere ausgetragen.

So lief der Weltcup in Koksijde:

Europameister Toon Aerts (Deschacht – Hens) kam am besten aus den Startlöchern und führte das Feld in die erste Linkskurve des weitestgehend trockenen Kurses. Doch nur wenige Hundert Meter später zeigten sich die Profis von Alpecin – Deceuninck an der Spitze. Im Windschatten seines jungen Teamkollegen del Grosso war Top-Favorit van der Poel schon ganz weit vorn zu finden. Auch Aerts und Sweeck gehörten zur Gruppe, die sich nun absetzte.

Doch schon in der Auftaktrunde schien es sich wieder anzudeuten, ein Einzelzeitfahren des Cross-Dominatoren der vergangenen Jahre. Van der Poel drückte dermaßen aufs Tempo, dass ihm zunächst nur noch der Weltcup-Gesamtführende Sweeck ansatzweise folgen konnte. Kurz darauf konnten jedoch van der Poels Teamkollegen Vandeputte und del Grosso samt Aerts wieder aufschließen, sodass für die folgenden Kilometer ein Quintett an der Spitze das Rennen bestimmte.

Aus dieser Gruppe schien del Grosso der Pacemaker für seinen Kapitän zu sein. Immer wieder diktierte der Niederländische Meister das Tempo, um keine Verfolger mehr aufschließen zu lassen. Als Aerts in Runde drei im Sand einen Sturz verursachte und den dahinter fahrenden Sweeck blockierte, schien die Taktik von Alpecin aufzugehen – die Gegner durch hohes Tempo zu Fehlern zu zwingen.

Van der Poel sucht die Entscheidung

Van der Poel attackierte aus dem Rücken von del Grosso und erarbeitete sich schnell eine Lücke von einigen Sekunden. Dahinter fuhren die beiden Alpecin-Fahrer, die sich aber Ende der 4. Runde in Begleitung von Sweeck wiederfanden. Zumindest was den Sieg anging, schien die Entscheidung schon nach der Hälfte des Rennens gefallen zu sein. Während del Grosso Sweeck in Schach zu halten versuchte, konnte van der Poel vorn unbeeindruckt seine Kreise ziehen und die Lücke zu dem Verfolgertrio vergrößern. Eingangs der vorletzten von sieben Runden hatte der Leader einen Vorsprung von 27 Sekunden, der in den folgenden Minuten konstant bleiben sollte.

Aerts, der anfänglich noch gut mithalten konnte, hatte sich wohl etwas übernommen und versuchte unterdessen seinen fünften Platz in einer Alleinfahrt zu festigen. Die Spannung des Rennens hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon längst auf den Kampf um Rang zwei und drei verschoben. Der junge del Grosso zeigte eines der stärksten Cross-Rennen seine Karriere und attackierte ein ums andere Mal. Offensichtlich wollte er die finale Runde nutzen, um es nicht auf einen Zielsprint ankommen zu lassen.

Doch nicht umsonst trägt Sweeck den Spitznamen “Der Sandmann“. Der Belgier konterte auf seinem Lieblingsuntergrund immer wieder del Grossos Vorstöße, um sich auf den letzten technischen Passagen noch absetzen zu können. Sein Plan ging auf, er distanzierte del Grosso leicht und Sweeck fuhr im Schlepptau mit Vandeputte auf die Zielgerade. Dort reichten ihm einige Meter Vorsprung, um innerhalb von 24 Stunden der Beste vom Rest hinter “Überfahrer“ van der Poel zu werden. Dieser hatte im Finale herausgenommen und letztendlich mit sieben Sekunden Vorsprung seinen dritten Weltcup in Folge gewonnen.

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