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08.07.2011 | (rsn) - Im Jahr 2005 schlug er ein wie eine Bombe. Im Sprintfinale der Deutschen Meisterschaft in Mannheim gewann der damals 18-jährige Gerald Ciolek gegen Routiniers wie Erik Zabel und Robert Förster. Von da an ging es steil Berg auf: ein Profivertrag beim damaligen Zweitdivisionär Wiesenhof, ein Sieg bei der Deutschland-Tour und als Krönung der zweiten Profisaison der souveräne U23-Weltmeistertitel in Salzburg 2006.
So einer, da waren sich alle sicher, musste zum besten deutschen Team. Und so unterschrieb Ciolek 2007 bei T-Mobile, was ihm neben bester Betreuung auch einen stattlichen Lohn einbrachte. Die hohen Erwartungen erfüllte der Pulheimer mit acht Saisonsiegen – darunter drei bei der Deutschland Tour. Seine extrem langen, schnellen Sprints machten auch bei der Konkurrenz großen Eindruck.
Doch schon damals gab es bei Experten kontroverse Diskussionen darüber, ob Ciolek nicht eher einer für die Klassiker wäre als für die Massensprints. Und die Rufe nach einer Umorientierung des Talents wurden lauter, nachdem die Siege nach seinem Wechsel zu Milram im Jahr 2009 immer unspektakulärer wurden. In der ersten Saison bei der Milch-Truppe gelang Ciolekzwar noch ein Etappensieg bei der Vuelta, aber danach kam nicht mehr viel. Im Jahr 2010 verbuchte er noch einen hart erkämpften Erfolg bei der Bayern-Rundfahrt und einen zweiten Platz auf der 5. Etappe der Tour de France.
Als sich das Team Milram gegen Ende der letzten Saison auflöste, gab es Gerüchte um eine Rückkehr zum Team HTC-Highroad, die Teamchef Rolf Aldag vor der Tour 2011 gegenüber Radsport News bestätigte. „Ja, wir wollten Gerald letztes Jahr zurückholen“ sagte der Ahlener im Interview und fügte hinzu: „Aber nicht als Sprinter.“
Aldag traut Ciolek bei den Klassikern mehr zu. „Gerald ist kein klassischer Sprinter für mich. Das habe ich ihm auch immer gesagt“, sagte der ehemalige Anfahrer von Erik Zabel. „Er hat das körperliche Potenzial, um lange und schwere Sprints zu fahren und kann bei Lüttich-Bastogne-Lüttich unter die ersten Zehn fahren. Ich sehe ihn in einer Reihe mit Fahrern wie Oscar Freire und Paolo Bettini, aber nicht mit Sprintern wie Greipel oder Cavendish.“
An den unterschiedlichen Auffassungen über seine Rolle in der Mannschaft scheiterte letztlich Cioleks Rückkehr zu HTC-Highroad. Das Team hatte mit Matthew Goss, Mark Cavendish und André Greipel, dessen Verbleib zu diesem Zeitpunkt noch unklar war, drei Top-Sprinter unter Vertrag. „Da muss ich schon klarstellen, dass ich Ciolek niemals als Sprinter zurückholen würde, wenn ich Greipel, Goss und Cavendish im Team habe. Das habe ich ihm auch gesagt, dass er sich umorientieren müsste. Denn Gerald kann die Dinger gewinnen, bei denen andere Sprinter schon lange abgehängt sind“, so Aldag.
Im bisherigen Verlauf der Tour de France scheint sich Aldags Auffassung zu bestätigen. Seine beste Platzierung fuhr Ciolek auf der gestrigen 6. Etappe ein. Im ansteigenden Finale in Lisieux wurde er Achter. Ob heute im zu erwartenden Sprint Royale mehr drin ist?