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23.05.2012 | (rsn) – Zum Auftakt der 33. Bayern-Rundfahrt sind die deutschen Sprinter zwar leer ausgegangen. Doch auf der mit 215,7 Kilometern längsten Etappe von Traunstein nach Penzberg eroberte der Leipziger Steffen Radochla (NSP-Ghost) das Bergtrikot, der Bonner Alex Schmitt (Nutrixxion Abus) wurde als bester Nachwuchsfahrer ausgezeichnet.
Den Sieg holte sich ein 38 Jahre alter Debütant: Alessandro Petacchi (Lampre-ISD) ließ auf der Zielgeraden in Penzberg den Konkurrenten keine Chance und konnte nach einem langgezogenen Sprint von der Spitze weg seinen ersten Saisonsieg bejubeln. Vergangene Woche hatte er sich bei der verregneten Norwegen-Rundfahrt noch mit zwei zweiten Etappenplätzen begnügen müssen. Diesmal ließ der Ligurer bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein aber niemanden an sich vorbeiziehen.
„Das war ein perfekter Tag für mich. Wir sind hier mit einem starken Team am Start,, und meine Kollegen haben mir den Sprint optimal vorbereitet. Das war ein echt guter Sprint, und ich bin sehr glücklich“, kommentierte Petacchi seinen Debütsieg. „Ich hoffe, jetzt auf einer der anderen Etappen noch einen Sieg einfahren zu können.“
Der Australier Allan Davis, dessen Orica-GreenEdge-Team im Finale gemeinsam mit Argos-Shimano für die Tempoarbeit gesorgt hatte, kam auf Rang zwei und war damit zufrieden. „Mein Team hat viel gearbeitet und unseren Plan genau befolgt. Ich bin mit dem zweiten Platz zufrieden, aber natürlich möchte ich hier gerne noch eine Etappe gewinnen. Der heutige Tag war sehr schwer, weil die Etappe so lang war“, erklärte der 31 Jahre alte Davis im Ziel. Platz drei sicherte sich der Weißrusse Yauheni Hutarovych vom sehr aktiven FDJ-BigMat-Team, das durch den Franzosen David Boucher auch das Trikot des punktbesten Fahrers eroberte.
Der Erfurter John Degenkolb (Argos-Shimano), der im vergangenen Jahr die 2. Etappe in Bad Gögging gewonnen hatte, verpasste in Penzberg das Podium knapp, war aber auf Platz vier bester deutscher Fahrer. Eine gute Leistung zeigte auch der Kölner Andreas Stauff (Eddy Merckx-Indeland), der sich hinter dem Russen Alexander Porsev (Katusha) Platz sechs sicherte. Als bester NetApp-Fahrer kam der junge Slowene Blaz Jarc auf Rang neun.
Der 32 Jahre alte Boucher hatte mit seiner frühen Attacke die Gruppe des Tages initiiert, in der außer Schmitt und Radochla auch noch der erst 19 Jahre alte Jasha Sütterlin vom kleinen Thüringer Energie Team dabei war.
15 Minuten an Vorsprung gestand das lange Zeit bummelnde Feld – das schließlich deutlich hinter dem langsamsten vorausberechneten Schnitt ins Ziel kam – den vier Ausreißern zu, deren Vorsprung erst im elf Kilometer langen Anstieg hinauf zum Sudelfeld deutlich zusammenschrumpfte. Gut vier Minuten hinter der Spitze überquerten die Verfolger die Bergwertung der 1. Kategorie, die der Sprinter Radochla – wie zuvor schon die erste des Tages - gewann, der damit im gepunkteten Bergtrikot auf die 2. Etappe gehen wird. „Unser Plan war, einen von uns in die Gruppe des Tages zu kriegen, wenn möglich sogar einen Sprinter“, erklärte der 33-jährige Radochla im Ziel. „Der Plan ist voll aufgegangen. Hier sieht man, wo man steht. Vielleicht versuche ich mal, Alessandros Hinterrad zu erwischen. Morgen werden die Berge ja nicht ganz so hoch, da werden wir uns eine neue Taktik überlegen. Aber wenn man erst einmal in einem Trikot ist, muss man natürlich sehen, es zu verteidigen.“
An der Bergwertung am Sudelfeld in 1.123 Metern Höhe waren zwar schon viele Fahrer abgehängt, darunter auch Fabian Cancellara (RadioShack-Nissan), der sein erstes Rennen nach langer Verletzungspause bestritt. In der langen Abfahrt und auf dem folgenden Flachstück – alles in allem noch fast 100 Kilometer – füllte sich das Feld dann jedoch wieder auf und auch Cancellara fand den Anschluss.
In der Abfahrt ließ sich der 22-jährige Schmitt wieder ins Feld zurückfallen, während das verbleibende Trio seine Flucht unbeirrt fortsetzte. „Mein persönliches Ziel lag an der zweiten Bergwertung, danach wollte ich Kraft sparen. Jetzt ist mein Ziel, das Weiße Trikot so lange wie möglich zu verteidigen“, kommentierte Schmitt seinen Auftritt.
Kurz nachdem die Ausreißer gestellt waren versuchten es drei weitere deutsche Fahrer mit einer Attacke: Björn Thurau (Europcar), Markus Fothen (NSP-Ghost) und Michael Schwarzmann (NetApp) schafften es tatsächlich, rund eine Minute zwischen sich und das Feld zu bringen, doch auf der letzten von zwei Zielrunden war das Unternehmen vier Kilometer vor dem Ziel beendet.
Auch drei 90 Grad-Kurven auf den letzten drei Kilometern sorgten für keine Teilung des Feldes mehr, das langgezogen auf die Zielgerade einbog. Petacchi zog den Sprint schon früh von der Spitze weg an und fuhr einen ungefährdeten Sieg ein.