--> -->
04.07.2013 | (rsn) - Nach dem leicht welligen Finale von gestern wird es heute auf dem Weg nach Montpellier völlig flach, und so sollte dieser Tag den Sprintern vorbehalten sein. Trotzdem kommt heute eine große Schwierigkeit ins Spiel, die am Streckenprofil allein nicht zu erkennen ist: der Wind. Im Bereich der Rhone-Mündung ist das Land weit und windanfällig. Das bekam vor vier Jahren auch Alberto Contador schon einmal zu spüren.
Die Strecke: 176,5 km, Flachetappe, 1 Berg der 4. Kategorie
Flacher geht es kaum. Nach den langen 228,5 Kilometern von gestern müssen die Fahrer heute gut 50 Kilometer weniger bewältigen und dabei auch lediglich eine Bergwertung der 4. Kategorie bezwingen: den Col de la Vayède, der mit 179 Metern Höhe eigentlich kaum als „Col“ zu bezeichnen ist. 700 Meter mit durchschnittlich 7 Prozent geht es bei Kilometer 68 bergan, danach folgen 100 völlig flache Kilometer ins Ziel von Montpellier.
Zwischen dem Ortseingang von Montpellier und der Ziellinie liegen noch knapp zehn Kilometer, die dann tatsächlich noch etwas wellig sind - aber auch nur im kaum messbaren Bereich. Die Ankunft am Stadion Yves du Manoir, der Heimat des Rugby-Teams Montpellier Hérault RC, ist perfekt für einen Massensprint geeignet, denn die letzte Kurve liegt fast zwei Kilometer vor dem Ziel und die Straße ist breit.
KulTour - Die Region: Frankreichs Sport-Hauptstadt
Montpellier ist derzeit die Sport-Metropole Frankreichs. Die 265.000-Einwohner-Stadt hat in den vergangenen Jahren in nahezu jeder Sportart mindestens ein Mal den Meister gestellt, wobei der Höhepunkt dieser Erfolgsgeschichte mit Sicherheit der Meistertitel des Männer-Fußballteams des Montpeller Hérault SC im Jahr 2012 war. Hinzu kamen zwischen 1995 und 2012 nicht weniger als 14 Meistertitel im Handball und ein Mal die Handball-Champions-League sowie Titel im Wasserball, Baseball, Volleyball und natürlich im Rugby.
Doch der Sport ist nicht alles in Montpellier und Umgebung. Der heutige Zielort ist zum Beispiel auch Gastgeber einer großen Buchmesse, und wenn wir in den Startort Aix-en-Provence zurückreisen, dann spielt das Thema Bücher noch eine viel größere Rolle. Der Ort wird als „Stadt der Bücher“ bezeichnet und richtet seit zehn Jahren ein berühmtes Comic-Festival („Recontre du 9e art“ - die 9. Kunst ist ein französischer Begriff für Comics) aus, zu dem im Frühjahr Comic-Zeichner der ganzen Welt anreisen, um ihre Werke vorzustellen und zu diskutieren. <
ReTour - Tour-Historie: Armstrong attackiert an der Windkante
Während im heutigen Startort seit 50 Jahren keine Tour-Etappe mehr zu Gast war, ist Montpellier bereits zum 31. Mal Etappenort und war in den vergangenen Jahren regelmäßig das Ziel einer typischen Sprinter-Etappe – so 2011, als Mark Cavendish hier gewann, 2007 (Robert Hunter), 2005 (Robbie McEwen) oder auch 1993, als Olaf Ludwig als bisher einziger Deutscher in Montpellier eine Tour-Etappe für sich entschied.
Doch auch wenn der Ort, der 1930 zum ersten Mal die „Große Schleife“ empfing, auf Grund seiner Lage nie Bestandteil einer schweren Bergetappe ist, so müssen die Favoriten hier auf der Hut sein. Vor vier Jahren nämlich riss das Feld im Finale der damals fast identisch verlaufenen 3. Etappe auf dem Weg nach La Grande-Motte wenige Kilometer südöstlich von Montpellier an der Windkante dank einer Tempoverschärfung von Cavendishs HTC-Team auseinander. Der Brite siegte im Sprint und bis auf den taktisch erfahrenen Lance Armstrong büßten alle Klassementfahrer in der abgehängten zweiten Gruppe 41 Sekunden ein.
Übrigens: Im Startort Aix-en-Provence feierte Peter Sagan bei Paris-Nizza 2010 den zweiten Profi-Sieg seiner Karriere.
Die Radsport-News-Prognose: Kittel siegt, wenn der Sprintzug hält
Die Zielgerade ist lang und breit. Hier kommt es darauf an, welcher Sprinter von seinen Helfern am besten in Position gebracht wird und dann auch noch ein perfektes Timing beim Lancieren seines eigenen Schlussspurts hat. In den vergangenen Wochen hat Argos-Shimano immer wieder bewiesen, wie gut es Sprints vorbereiten kann, doch ein paar Mal gab es dabei auch Probleme in der Abstimmung oder durch Stürze.
Aber auch André Greipels Sprintzug besitzt Weltklasse-Format und brennt darauf, die Scharte von gestern auszuwetzen und den Kapitän zu dessen erstem Etappensieg dieser Tour zu pilotieren. Den hat Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) in Marseille verbuchen können, aber der Britische Meister ist noch lange nicht satt und wird alles daransetzen, seinen 25. Tagessieg bei einer Frankreich-Rundfahrt unter Dach und Fach zu bringen.