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09.07.2013 | (rsn) – Besser hätte bei der 100. Tour de France die Woche der Sprinter für die deutschen Stars nicht beginnen können. In einem packenden Duell bezwang Marcel Kittel (Argos-Shimano) auf der 10. Etappe über 197 flache Kilometer von Saint-Gildas-des-Bois nach Saint-Malo seinen Landsmann André Greipel (Lotto Belisol) und feierte seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt.
„Ich bin so glücklich, dass wir eine dermaßen erfolgreiche Tour haben”, strahlte der 25-jährige Kittel im Ziel. Ich bin stolz auf meine Jungs, der heute eine großartige Vorstellung gezeigt haben. Jetzt hoffe ich, dass wir sie wiederholen können, aber von jetzt an geht es nur noch darum, die Tour zu genießen.“
„Mein Zug war heute bei weitem der stärkste, aber in der letzten Kurve habe ich einen Fehler gemacht und Geschwindigkeit verloren“, kommentierte Greipel auf Twitter das Hochgeschwindigkeitsfinale in Saint Malo.
Chancenlos waren die beiden schärfsten Konkurrenten der deutschen Sprinter. Mark Cavendish (Pharma-Quick-Step) musste sich mit Rang drei begnügen, der Slowake Peter Sagan (Cannondale) wurde Vierter und behauptete seine Führung in der Punktewertung. Cavendish, der weiter auf seinen 25. Tour-Etappensieg warten muss, sorgte für die hässlichste Szene des Tages, als er Kittels Anfahrer Tom Veelers wegboxte, woraufhin der Niederländer spektakulär stürzte, zum Glück aber ohne schlimmere Verletzungen blieb.
Christopher Froome (Sky) verbrachte einen ruhigen Tag im Peloton und behauptete sein Gelbes Trikot. Der 28 Jahre alte Brite führt in der Gesamtwertung unverändert mit 1:25 Minuten Vorsprung auf den Spanier Alejandro Valverde (Movistar) und 1:44 Minuten auf den Niederländer Bauke Mollema (Belkin). Auf den ersten zehn Positionen des Gesamtklassements gab es keine Veränderungen.
Nach dem ersten Ruhetag kamen bei herrlichem Sommerwetter die Spanier Juan Oroz (Euskaltel-Euskadi) und Luis-Angel Mate (Cofidis), die Franzosen Julien Simon (Sojasun) und Jerome Cousin (Europcar) sowie der Niederländer Lieuwe Westra (Vacansoleil) am schnellsten aus den Startlöchern und zogen gut einen Kilometer nach dem scharfen Start davon.
Im Feld ging man die Dinge gemächlich an, zumal keiner aus dem Quintett weniger als eine Stunde Rückstand auf die Favoriten aufwies.
Als nach gut 30 Kilometern der Vorsprung gut fünf Minuten betrug, stiegen die Sprinterteams in die Verfolgung ein und hielten den Rückstand zunächst konstant bei rund vier Minuten. Bei der Fahrt durch die Geburts- oder Heimatorte von Heimatorte von Radsport-Größen wie Louison Bobet, Frédéric Guesdon oder Bernard Hinault - sowie durch Simons Heimatort - konnte sich Sky meistens in der zweiten Reihe halten und Omega Pharma Quick Step, Argos-Shimano und Lotto-Belisol den Hauptteil der Arbeit überlassen.
In der Anfahrt auf die Zwischensprintwertung des Tages bei Kilometer 127.5 in Le Hinglé drückte das Feld den Rückstand auf deutlich unter drei Minuten. Erstmals schickte Sagan seine Helfer an die Spitze, die ihm den Sprint vorbereiten sollten. Doch es war Greipel, der sich souverän vor Sagan und Cavendish und noch zehn Punkte für den sechsten Platz sicherte. Kittel kämpfte dagegen nicht um die Punkte mit.
Die Einigkeit in der Spitzengruppe wurde kurzzeitig von Westra gestört, der bei Kilometer 142 als erster die einzige Bergwertung an der Côte de Dinan (4. Kat.) erreichte und sofort eine Attacke setzte, die jedoch vereitelt wurde. Nach einer kleinen Standpauke von Cousin fügte sich der Niederländische Zeitfahrmeister wieder in die Spitzengruppe ein, die ihren Vorsprung auf das Feld trotz Gegenwind sogar wieder leicht ausbauen konnte.
Auf den letzten gut 20 Kilometern spannten sich zunächst die Teams der Klassementfahrer vor das Feld, das auf der Jagd entlang der Küstenstraße in Richtung Westen den Rückstand auf die Ausreißer rasend schnell verkürzte. 20 Kilometer vor dem Ziel wurde der erste Sturz des Tages registriert, als Juan Antonio Flecha (Vacansoleil-DCM) zu Boden ging, das Rennen aber fortsetzen konnte.
Fast zeitgleich verschwand sein Teamkollege Westra als erster Fahrer der Spitzengruppe wieder im Feld.
Dagegen leisteten die verblieben vier Ausreißer weiter bei nun höchstem Tempo weiter hartnäckigen Widerstand. Vor allem Cousin spannte sich immer wieder vor seine Begleiter und wurde dafür nach der Etappe mit der roten Rückennummer für den kämpferischsten Fahrer honoriert.
Auf welligem Terrain ging der Spitzengruppe erst knapp sechs Kilometer vor dem Ziel die Luft aus. Danach zeigte sich erstmals Orica-GreenEdge an der Spitze des Feldes und auch Saxo-Tinkoff positionierte Alberto Contador ganz weit vorne, um die Sturzgefahr für den Spanier zu minimieren.
Ab der Drei-Kilometer-Marke machten dann aber nur noch die Sprinterteams die Sache unter sich aus. Für Lotto Belisol schien zunächst alles nach Wunsch zu laufen. Greipels Helfer lancierten ihrem Kapitän wie geplant den Sprint, doch der Deutsche Meister konnte diesmal nicht vollenden, sondern musste den auf der abschließenden Kopfsteinpflasterpassage nach der letzten leichten Kurve mächtig aufkommenden Kittel noch an sich vorbei ziehen lassen.