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11.07.2013 | (rsn) – Die Deutschen sorgen bei der 100. Tour de France weiter für Furore. Am Donnerstag setzte Marcel Kittel (Argos-Shimano) ihre Siegesserie fort, indem er die 12. Etappe über 218 Kilometer von Fougeres nach Tours im Sprint vor dem Briten Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) gewann.
„Das ist schon verrückt. Ich danke jedem einzelnen in meinem Team. Sie alle haben wieder super gearbeitet. Ich bin so glücklich und widme meinen Teamkollegen diesen Sieg“, sagte Kittel und fügte mit Blick auf den engen Sprint an: „Ja, das war knapp. Ich werde es mir ausdrucken und an die Wand hängen. Morgen gibt es wieder eine Chance für mich. Es läuft.“
Das kann man wohl sagen – denn der 25 Jahre alte Erfurter feierte seinen bereits dritten Tageserfolg in diesem Jahr und egalisierte die Marke von André Greipel (Lotto Belisol) aus 2012. Der Deutsche Meister blieb diesmal glücklos und wurde durch einen Sturz auf den letzten zwei Kilometern gestoppt. Greipel selber blieb zwar unverletzt, dafür erwischte es seine beiden Anfahrer Marcel Sieberg (Knie) und Greg Henderson (Ellbogen).
Als der Lotto-Kapitän ins Ziel rollte, konnte Kittel bereits seinen nächsten Coup feiern – es war der insgesamt fünfte eines Deutschen bei der Jubiläums-Tour und der dritte hintereinander bei einer Frankreich-Rundfahrt. Auch das hat es noch nie gegeben.
Auch wenn sich wegen des späten Sturzes nur wenige Fahrer auf der nur 300 Meter langen Zielgeraden in der Sprinter-Stadt Tours um den Sieg stritten, so war Kittels Erfolg doch ein ganz besonderer, denn er erwies sich im Duell gegen den besten Sprinter der Welt als der stärkere, was auch Cavendish nach dem Rennen neidlos anerkannte. „Er war heute einfach besser als ich. Glückwunsch“, twitterte der 28-Jährige, dem auch die perfekte Vorarbeit seines Teams nichts nutzte und der deshalb, an die Adresse von Tony Martin & Co. gerichtet anfügte: „Tut mir leid, dass ich das heute nicht vollenden konnte.“
Auch für Greipel hielt der Tag keine Happy End bereit. „Frustrierend, dass das Rennen durch den Sturz zwei Kilometer vor dem Ziel für mich beendet war“, twitterte der 30-Jährige enttäuscht nach dem Rennen.
Im Gesamtklassement blieb auf den ersten Plätzen erwartungsgemäß alles beim Alten. Der Brite Christopher Froome (Sky) verteidigte sein Gelbes Trikot und führt weiter mit 3:25 Minuten Vorsprung auf den Spanier Alejandro Valverde (Movistar) und 3:37 auf den Niederländer Bauke Mollema (Belkin).
Der Franzose Pierre Rolland (Europcar) trägt weiter das Bergtrikot, der Pole Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick-Step) führt die Nachwuchswertung an. Movistar bleibt in der Teamwertung vorn.
Bei 19 Grad und Sonnenschein starteten noch 1 Fahrer zur 12. Etappe, die schnurstracks von der bretonischen Kleinstadt nach Südosten führte und ohne eine einzige Bergwertung auskam, lösten sich nach sechs Kilometer die beiden Italiener Manuele Mori (Lampre-Merida) und Francesco Gavazzi (Astana), die Franzosen Anthony Delaplace (Sojasun) und Romain Sicard (Euskaltel-Euskadi) sowie der Spanier Juan Antonio Flecha (Vacansoleil-DCM) nach sechs Kilometern aus dem Feld, das dem für die Gesamtwertung bedeutungslosen Quintett schnell einen komfortablen Vorsprung auf den Weg mitgab.
Nach 60 Kilometern hatten die fünf Ausreißer neun Minuten herausgefahren, danach stiegen vor allem die Sprinterteams in die Verfolgung ein und reduzierten den Abstand planmäßig. Den Zwischensprint bei Kilometer 166 gewann Gavazzi vor Flecha. Aus dem Feld heraus sicherte sich Cavendish vor Greipel und Sagan Rang sechs und damit noch zehn Punkte. Kittel dagegen hielt sich erneut zurück.
Sicard konnte nach dem Zwischensprint dem Tempo seiner Begleiter nicht mehr folgen und ließ sich ins Feld zurückfallen, das den Rückstand auf den letzten 50 Kilometern schnell verkleinerte. Auf den letzten Kilometern zeigten sich auch wieder die Teams der Klassementfahrern vorn, nachdem zuvor in erster Linie Argos-Shimano, Lotto Belisol und Omega Pharma-Quick-Step das Rennen kontrolliert hatten.
Bis auf Flecha waren zwölf Kilometer alle Ausreißer wieder gestellt. Der Klassikerspezialist, Tour-Etappensieger von 2003, wehrte sich nach Kräften gegen das von Orica-GreenEdge und Saxo-Tinkoff angeführte Feld, das sich aber auch nächste Chance auf einen Massensprint nicht entgehen ließ und Flecha sechs Kilometer vor dem Ziel stellte.
Nachdem der Orica-Sprintzug infolge eines Sturzes von Stuart O’Grady aus dem Gleis geraten war, übernahm Cavendish Mannschaft die Tempoarbeit auf den letzten vier Kilometern. Parallel dazu baute sich der Argos-Shimano-Zug auf. Dahinter kam es gut zwei Kilometer vor dem Ziel zu dem Sturz, der Greipel aller Chancen beraubte.
Nach der letzten Kurve zog Gert Steegmans auf der 300 Meter kurzen Zielgeraden Cavendish den Sprint mustergültig an – doch trotz der perfekten Vorarbeit des erfahrenen Belgiers reichte es für den Briten wieder nicht zum 25. Tour-Etappensieg. Kittel wartete lange am Hinterrad des Britischen Meisters und zog auf den letzten Metern noch an Cavendish vorbei.