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27.12.2014 | (rsn) – Damit hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet: Als Mieke Kröger am Stadtrand von Ponferrada über den Zielstrich fuhr und anhand der Länge der Speichelfäden, die aus ihrem Mund hingen, ihre Anstrengung auch für Außenstehende messbar wurde, leuchtete für die 21-Jährige die Bestzeit auf.
Kröger durfte auf dem sogenannten „Hot Seat“ der Führenden Platz nehmen und zusehen, wie nach und nach immer mehr Kontrahentinnen an ihrer Zeit scheiterten. „Dann wurde der heiße Stuhl immer heißer“, scherzte sie später, als sie radsport-news.com ihre Gefühle schilderte. Am Ende stand im WM-Zeitfahren ein vierter Platz zu Buche, mit dem sie alle Erwartungen übertraf. „Ich hatte auf eine Top-20-Platzierung gehofft und wäre mit den Top 10 schon sehr zufrieden gewesen“, so Kröger.
Rang vier war tatsächlich eine Sensation, doch so ganz aus dem Nichts kam das Ergebnis in Spanien nun auch nicht. Schon drei Jahre zuvor wurde Kröger WM-Dritte im Einzelzeitfahren der Juniorinnen, 2012 folgte Silber bei der U23-EM und 2014 schließlich Gold bei eben jener Kontinentalmeisterschaft in Nyon.
Der Zeitfahrsieg in der Schweiz, den sie sich zu Jahresbeginn als Saisonziel gesetzt hatte, läutete für Kröger am 10. Juli einen Sommer der Extraklasse ein. Keine zwei Wochen später wurde sie im portugiesischen Anadia auch U23-Europameisterin in der Einerverfolgung auf der Bahn. Es folgte Platz vier in Ponferrada und schließlich am 19. Oktober noch Silber in der Einerverfolgung bei der Elite-EM auf der Bahn in Guadeloupe.
„Die Saison war großartig. Mit diesem Verlauf hätte ich selbst nie gerechnet“, blickte die Studentin der Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften nun gegenüber radsport-news.com zurück. Schon bei den Deutschen Meisterschaften hatte sie in Baunatal Ende Juni mit Rang vier im Zeitfahren angedeutet, was gerade in ihrer Paradedisziplin noch kommen könnte.
Kröger, deren Fokus weiterhin auf der Bahn liegt, weil sie sich mit dem Verfolgerteam für Rio 2016 qualifizieren möchte, pausierte nach dem Bahn-Winter 2013/2014 im März und baute ihre Form im April anschließend in aller Ruhe wieder auf. Erst Ende Mai bestritt sie mit ihrem niederländischen Team Futurumshop-Zannata die ersten UCI-Rennen. „Das war wichtig für mich“, glaubt sie - und hat wahrscheinlich recht, denn so war ihre Saison Ende September in Ponferrada de facto erst vier Monate alt, die Müdigkeit dürfte anderen tiefer in den Muskeln gesteckt haben.
Trotz der U23-EM-Titel und der Silber-Medaille von Guadeloupe war der sonst so oft als „undankbar“ bezeichnete vierte Platz im Zeitfahren von Ponferrada der größte Erfolg in Krögers Radsport-Jahr. Ihre dortige Leistung wurde international sehr beachtet und als Durchbruch bewertet. „Ich spüre jetzt von allen Seiten mehr Respekt“, erklärt Kröger. „Außerdem haben sich dadurch ganz neue Türen in Sachen Profiteam geöffnet.“
In Ponferrada erklärte sie radsport-news.com noch, sie werde auch 2015 für Futurumshop-Zannata fahren. Inzwischen aber steht die Bielefelderin bei Velocio-SRAM auf der Gehaltsliste. „Nach der WM ist Ronny Lauke (der Sportliche Leiter von Velocio-SRAM, d. Red.) auf meinen Trainer Robert Pawlowsky zugekommen“, erklärt Kröger. „Das erste persönliche Gespräch mit ihm führte ich dann am Abend vor dem Abflug nach Guadeloupe. Ausschlaggebend war, dass ich für dieses Team schon immer geschwärmt habe und es immer ein Traum für mich war, dort unter Vertrag zu stehen.“ Ein Vertrag mit Futurumshop-Zannata habe noch nicht bestanden und die Niederländer hätten sich fair verhalten, so Kröger weiter.
Velocio-SRAM, das ist das Team, das unter dem Namen Specialized-lululemon zuletzt drei Mal in Folge den WM-Titel im Zeitfahren gewann und das auch Lisa Brennauer zur Weltmeisterin im Einzelzeitfahren machte. Der Rennstall von Lauke scheint wie die Faust aufs Auge zu Krögers Potenzial zu passen. „Verrückt, dass ich jetzt mit den Weltmeisterinnen in einem Team fahre, oder?! Wenn alles gut läuft, hoffe ich natürich, Teil des Sextetts fürs Mannschaftszeitfahren zu werden“, erklärt sie.
Eine bescheidene Ankündigung, denn wenn es halbwegs so weitergeht wie 2014, dann sollte Mieke Kröger dieser Platz eigentlich kaum zu nehmen sein.
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