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29.03.2015 | (rsn) – Mit Gent-Wevelgem steht heute der nächste der flämischen Klassiker an. Die 77. Auflage des Traditionsrennens ist mit 240 Kilometern zwar einige Kilometer länger als die des vergangenen Jahres, doch der Parcours ist im Wesentlichen identisch – einschließlich eines rund 50 Kilometer langen Abstechers nach Frankreich.
Und auch diesmal dürfen sich die Sprinter die besten Chancen ausrechnen, stehen doch nur neun Hellingen, die kurzen, aber teils heftigen Anstiege, auf dem Programm. Zum Vergleich: Am Freitag beim E3 Harelbeke waren es mit 17 fast doppelt so viele.
Am Start in Deinze, etwa 20 Kilometer westlich von Gent gelegen, stehen 25 Teams, alle 17 der WorldTour und acht aus der zweiten Division, darunter auch das deutsche Team Bora-Argon 18, das auf den Iren Sam Bennett baut. Favoriten sind allerdings andere – an erster Stelle natürlich John Degenkolb (Giant-Alpecin), der mit der Startnummer eins das Feld anführt.
Der Mailand-Sanremo-Gewinner war zwar am Freitag in den Massensturz verwickelt, der für Fabian Cancellara (Trek) das Aus für die Klassikersaison bedeutete, doch Degenkolb konnte ohne schlimmere Blessuren das Rennen fortsetzen. „Nach dem Sieg von John aus dem Vorjahr wissen wir, was es braucht, um hier wieder erfolgreich zu sein", sagte der Sportliche Leiter Aike Visbeek mit Blick auf den Sonntag.
Degenkolbs schärfste Konkurrenten bei der zu erwartenden Sprintankunft in Wevelgem sind der Norweger Alexander Kristoff (Katusha), der Brite Mark Cavendish (Etixx-Quick-Step), die Franzosen Nacer Bouhanni (Cofidis) und Arnaud Démare (FDJ), sowie der Slowake Peter Sagan (Tinkoff-Saxo), Sieger der Ausgabe von 2013.
„Wir starten bei Gent-Wevelgem mit einer guten Moral und mit Ambitionen auf ein Resultat“, gab sich Sagans Sportlicher Leiter Lars Michaelsen allerdings zurückhalten – vielleicht mit Blick auf den Einbruch seines Kapitäns im Finale von E3 Harelbeke. Trotzdem setzt Tinkoff-Saxo auch heute auf den Slowaken, zumal Sagan nicht nur der Gewinner von 2013 ist, sondern in den Jahren davor jeweils auf dem Podium landete.
Gute Aussichten hat auch André Greipel (Lotto Soudal), dem noch ein Erfolg bei Gent-Wevelgem in seinen Palmares fehlt. „Mein Ziel ist der Sieg, den ich hier schon in der Vergangenheit hätte holen können. Natürlich ist es noch in meinem Kopf, dass ich hier im Vorjahr gestürzt bin, aber das wird keine Auswirkungen auf mein Rennen haben", erklärte der Deutsche Meister.
Zum Kreis der aussichtsreichen Kandidaten zählen aber auch Greipels belgischer Teamkollege Jens Debusschere, dessen Landsleute Greg Van Avermaet (BMC), Jens Keukeleire (Orica-GreenEdge), Sep Vanmarcke und Tom van Asbroeck (beide LottoNL-Jumbo), die Italiener Giacomo Nizzolo (Trek), Elia Viviani (Sky), Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step), Sacha Modolo und Niccolo Bonifazio (Lampre-Merida), der Pulheimer Gerald Ciolek, der Norweger Edvald Boasson Hagen (beide MTN-Qhubeka), der 2009 erfolgreich war, und eben auch Bennett, der im vergangenen Jahr bei seinem Debüt immerhin Rang zwölf belegt hatte.
Der Triumph eines Ausreißers ist angesichts des Streckenprofils zwar unwahrscheinlich, ist in diesem Jahr angesichts des zu erwartenden Dauerregens und starken Winds auch nicht auszuschließen. „Ich rechne mit vielen Windkanten"; meinte etwa Greipel.
Der erste Helling, der Casselberg, steht erst nach knapp 100 Kilometern auf dem Programm, und vom neunten und letzten, dem Monteberg, der ebenso wie Casselberg, Baneberg und Kemmelberg – der berühmteste der Hellingen von Gent-Wevelgem – zweimal befahren wird, sind es immer noch 34 Kilometer bis ins Ziel. Abgehängten Fahrern und Gruppen bleibt also noch genügend Zeit, wieder zu möglichen Ausreißern aufzuschließen.