Aufgescheuerte Hose unschuldig am Zeitfahr-Desaster

Martin: „Eine Medaille für uns ist mehr als wahrscheinlich"

Foto zu dem Text "Martin: „Eine Medaille für uns ist mehr als wahrscheinlich
Tony Martins nach dem Zeitfahren zerfetzte Hose | Foto: kramon_velophoto / https://instagram.com/p/7_5g3Fk6Ou/

25.09.2015  |  (rsn) - Auch zwei Tage nach seinem enttäuschenden Abschneiden im Zeitfahren der WM in Richmond (USA) hat Tony Martin noch keinen blassen Schimmer, warum er mit Platz sieben so weit am ersehnten Gold vorbeifuhr. Sicher ist nur, dass seine durchgescheuerte Hose (siehe Foto) und der blutende Hinter, anders als in einigen Internet-Kommentaren vermutet, nichts damit zu tun haben.

Der Tour-Etappensieger klebt in jedem Zeitfahren Sandpapier auf seinen Sattel, um nicht nach vorne zu rutschen und somit einen festeren Sitz und besseren Tritt zu haben. Am Ende ist die Hose meist durch. Martin nimmt die Schmerzen in Kauf, um so schnell wie möglich fahren zu können.

Dass es diesmal in seiner Paradediziplin nicht klappte, nagt an ihm. Martin: „Letztes Jahr in Ponferrada  wusste ich schneller, woran es lag.  Da hatte ich schon vorher Hinweise darauf, dass es nichts werden würde. Diesmal war es ganz anders. Fakt ist, dass ich mich heute fast besser fühle als gestern. Ganz untypisch für ein Zeitfahren, wo man nach einer Stunde Höchstbelastung wirklich froh ist, dass man vom Rad kommt. Ich hatte am Sonntag früh auf dem Rad Super-Beine. Es war wohl einfach ein Tag, den man nicht erklären kann. Trotzdem muss ich meine Lehren daraus ziehen. Denn der nächste Check-Point ist nächstes Jahr Rio (die Olympischen Spiele, d.Red.). Da muss alles stimmen."

Dass der Sturz bei der Tour, bei dem er sich einen offenen Schlüsselbeinbruch zuzog, der (vor nur elf Wochen) operiert werden musste, ein Grund sein kann, glaubt Martin nicht. „Rückwirkend steht die Verletzung nicht im Analysebereich. Auffällig im Vergleich zum letzten Jahr ist aber, dass ich sehr viel weniger Renntage hatte. Mit gerade mal einer Woche Tour de France, keiner Vuelta. Vielleicht war das doch der falsche Weg. Vielleicht haben wir im Vergleich zum letzten Jahr, als ich eindeutig zu viel gemacht, diesmal zu krass das Gegenteil gemacht. Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte. Rückblickend hätte ich es vielleicht mit der Vuelta probieren sollen. Doch dazu ist es ja jetzt zu spät. Mit Blick auf Rio müssen wir den richtigen Weg finden."

Seinen Humor hat er jedenfalls schon wieder gefunden. „Jetzt habe ich mich kontinuierlich von meiner Favoritenrolle entfernt und kann nun unbelastet in Rio an den Start gehen", scherzte er, nachdem er sich in den letzten beiden Jahren bei der WM von Platz zwei auf Platz sieben verschlechterte.

Auch wenn der Misserfolg mehr schmerzt als der aufgescheuerte Po, konzentriert er sich nun voll und ganz aufs Straßenrennen am Sonntag. „Ich verdränge erst mal alles. Es bringt ja nichts, nun Trübsal zu blasen. Ich versuche mich bei der Mannschaft abzulenken. Jetzt freue ich mich auf den Sonntag, das Straßenrennen ist eine neue Chance für mich und das Team", sagte der 30-Jährige.

Im Straßenrennen wird sich Martin ganz und gar der Mannschafts-Disziplin unterordnen. „Die Kapitäne sind John Degenkolb und André Greipel. Ich werde versuchen, bis zum Finale bei beiden zu bleiben, um sie zu unterstützen." Eigene Chancen hat er dabei ganz in den Hintergrund gestellt. „Wenn, müssten sie aus einer zufälligen Renn-Situation entstehen. Ich gehe mit der Opition ins Rennen, die beiden zu hundert Prozent zu unterstützen", beteuerte der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister. „Wir stehen hier mit zwei Top-Favoriten für mehrere Eventualitäten am Start. Der Massenspurt ist für André. Sollte das Finale schon früher abgehen, zum Beispiel auf den Kopfsteinpflasterpassagen, ist John Degenkolb dabei. Er hat bei seinem Sieg bei Paris-Roubaix schon gezeigt, dass er dort der Stärkste ist. Eine Medaille für uns ist mehr als wahrscheinlich!"

Den Druck, der auf der deutschen Nationalmannschaft lastet, nimmt er als selbstverständlich hin. „Wir gehen hier nicht an den Start und sagen, wir werden Fünfter, Sechster, oder speziell Siebter", sagte er und grinste: „Wir sind im Profigeschäft, wir wollen die Medaille und es ist nicht vermessen zu sagen, dass wir die beste Chance haben."

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2015Kollegen nennen Sagans Gold-Fahrt spektakulärsten Moment 2015

(rsn) – Peter Sagans Solofahrt ins Regenbogentrikot bei der Straßen-WM in Richmond war nicht nur für viele Fans der spektakulärste Moment der Saison 2015. Auch mehrere seiner Konkurrenten nannten

03.10.2015Deutsches Saisonfinale mit zehn heimischen Teams

(rsn) - Die vier WorldTour-Teams Lotto Soudal, Giant-Alpecin, LottoNL-Jumbo und Etixx-Quick-Step) führen beim 10. Münsterland Giro die Liste der 18 teilnehmenden Mannschaften an. Zu den sechs Zweitd

02.10.2015Martin: Der Sattel entschied nicht über Sieg oder Niederlage

(rsn) - Tony Martin sucht keine Entschuldigungen für sein enttäuschendes Abschneiden im Zeitfahren der Straßen-WM. Statt als Top-Favorit Gold zu holen, war der Eschborner zum ersten Mal seit 2008 o

28.09.2015Richmond feiert überschwänglich verdiente Weltmeister

(rsn) - Die Weltmeisterschaften haben in Richmond Spuren hinterlassen und werden das Bild der Stadt noch einige Zeit prägen. Nicht nur, weil die entspannten Südstaatler keine Eile haben, die Absperr

28.09.2015Kwiatkowski: „Es war zu schnell für mich"

(rsn) – Nach der missglückten Mission Titelverteidigung überwog bei Michal Kwiatkowski die Enttäuschung. Der 25-jährige Pole, der sich im letzten Jahr im nordspanischen Ponferrada das begehrte R

28.09.2015US-Boys zwar ohne Medaille, aber mit großer Show

(rsn) – Auch ohne ausgemachten Mit-Favoriten ließen die US-Amerikaner bei der Heim-WM in Richmond nichts unversucht, um im Straßenrennen der Männer an eine der begehrten Medaillen heranzukommen.

28.09.2015Valverde mit Platz fünf in Richmond zufrieden

(rsn) - In den vergangenen zwölf Jahren war Alejandro Valverde einer der erfolgreichsten Teilnehmer und für das spanische Team meist eine Bank. Seit 2003 sammelte er zwei Silber- und vier Bronzemeda

28.09.2015Degenkolb: „Ich habe die Nerven verloren"

(rsn) – Auch im 49. Jahr nach Rudi Altigs WM-Titel gingen die Deutschen im Kampf um das Regenbogentrikot leer aus. Kapitän John Degenkolb rollte nach 261,4 Kilometern beim überragend herausgefahre

28.09.2015Im Augenblick des Sieges sorgt sich Sagan um Europa

(rsn) - Diese Seite kannten wir von Peter Sagan noch nicht! Eine Seite, die uns mit Hochachtung auf den frischgebackenen Weltmeister blicken lässt!Der Peter Sagan, der sich als Selbstdarsteller wie e

28.09.2015Perfektes Teamwork, aber Oranje geht im WM-Straßenrennen leer aus

(rsn) – Kein Zweifel: Das niederländische Team war am Sonntag im WM-Straßenrennen von Richmond das aktivste von allen, fuhr meistens mit fünf, sechs Mann an der Spitze des Feldes, um nicht nur di

28.09.2015Haller konnte Katusha nicht zeigen, dass er es drauf hat

(rsn) – Platz 26 im WM-Straßenrennen von Richmond war nicht das, was sich Marco Haller vorgestellt hatte. Der 24 jahre alte Österreicher war mit großen Ambitionen angetreten, nachdem er sich sech

28.09.2015Navardauskas: „WM-Bronze mehr wert als der Tour-Etappensieg"

(rsn) – Ramunas Navardauskas hat als Dritter des Straßenrennens von Richmond (USA) nicht nur viele Beobachter überrascht, sondern dem erst 1991 unabhängigen Litauen die erste Medaille bei einer S

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid Gelbes Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

02.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson den zweiten Abschnit

01.05.2024Bénin: Bike Aid holt sich mit einem Tag Verspätung Gelb

(rsn) - Nachdem Bike-Aid-Fahrer Yoel Habteab zum Auftakt der Tour du Bénin (2.2) das Gelbe Trikot noch verwehrt blieb, weil ihm der Etappensieg genommen und er hinter Azzedine Lagab auf Platz zwei z

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

01.05.2024Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr

(rsn) – Im Sprint einer rund 35-köpfigen Spitzengruppe hat Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) das 61. Frankfurt-Eschborn (1.UWT) für sich entschieden und damit sein großartiges Frühjahr gekrönt.

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine